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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
Einer Variation der Temperatur von 680° bis 1775° entsprach hier
bei eine solche der Strahlungsintensität von 0.00038 bis 31. Für die
Sonnenstrahlung- fand Le Chatelier den Betrag- von 125 000, nach Be
rücksichtigung der Absorption in der Erdatmosphäre, und hieraus be
rechnet sich die effective Sonnentemperatur zu 7600°.
Die vorzügliche Uebereinstimmung dieses Werthes mit dem nach der
directen Methode ermittelten muss leider als eine mehr zufällige be
zeichnet werden.
Ausser den auf S. 43 ff. besprochenen Untersuchungen liegen noch
andere Beobachtungen über Ungleichheiten der Strahlung auf der
Sonnenscheibe vor. So will Gruithuisen J ) Jahre lang beobachtet
haben, dass die Sonne nicht gleichförmig hell sei, sondern phasenartige
Aufhellungen oder Verdunkelungen zeige. Besonders seien die Polar
gegenden fast stets heller als die Aequatorealtlieile. Dabei hat Gruit
huisen die regelmässige Lichtabnahme nach dem Rande zu häufig nicht
wahrnehmen können. Wenn man diese Beobachtungen nicht gänzlich
als blosse Phantastereien der gewohnten Gruithuisen’schen Art auf
fassen will, könnte man vielleicht an Ocularreflexe als ihre Ursache
denken.
Bedeutend mehr wissenschaftlichen Charakter tragen die Unter
suchungen von Nervander 1 2 ), Carlini 3 ) und besonders DArrest 4 ) über
eine etwaige unregelmässige Vertheilung der Sonnenwärme in den ver-
verscliiedenen Längengraden, bei der angenommen wurde, dass eine
solche sich in Verbindung mit der geocentrischen Rotationsdauer der
Sonne in der täglichen Mittagstemperatur äussern müsse. Nerv an der
und Carlini legten als Rotationsdauer 27.26 Tage zu Grunde. Hier
mit leitete Nervander aus den Innsbrucker Mittagstemperaturen der Jahre
1777—1828 einen Unterschied von 09600 zwischen den Maximal- und
den Minimaltemperaturen ab, und aus den Pariser Beobachtungen der
Jahre 1816—1839 0?604. Carlini untersuchte die Mailänder Mittags
temperaturen aus den Jahren 1835—1844 und fand als Unterschied 09712.
Nerv an der giebt übrigens an, dass Andeutungen von doppelten Maximis
und Minimis während einer Rotationsperiode vorlägen. D’Arrest be
nutzte die Königsberger Temperaturbeobachtungen der Jahre 1827—1838
und stellte dieselben durch die Form dar: +89621 +093487 sin(283°37'+w),
1) Astr. Jahrbuch (Gruithuisen) 1846, 115.
2) Bull. St. Petersbourg 3, Nr. 49.
3) Giornale del Istituto Lombardo <>, 44S.
4) Astr. Nachr. 87, 263.