Die Wärmestrahlung der Sonne.
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zwar in einem Betrage, der weitaus die directe Einwirkung der Flecken
auf die Strahlung übertreffen konnte. Es lässt sich also a priori nicht
übersehen, ob überhaupt eine Abhängigkeit der Sonnenstrahlung vom
Fleckenstande existirt, und in welchem Sinne.
Macht man die einfachste Annahme, dass die Temperatur der Photo
sphäre keine Aenderung erführe, und dass die Wärmestrahlung von den
Flecken nur die Hälfte der der Umgebung betrage, so würde beim Vor
handensein der grössten Flecken, die bisher beobachtet sind, und deren
Areal etwa Y 40 der Sonnenscheibe bedeckt, eine Abnahme der Strahlung
um Vgo stattfinden und damit — allerdings nur bei längerem Andauern
dieses Zustandes — eine Abnahme der mittleren Temperatur der Erde
um etwa 1°, ein Betrag, der ungefähr an der Grenze der Nachweisbar
keit liegt.
Die der Beobachtung zugänglichen meteorologischen Zustände sind
nun im allgemeinen äusserst complicirter Natur, so dass es gar nicht
ohne Weiteres als nothwendig erscheint, dass sich eine periodische
Aenderung der Strahlung auch in einer entsprechenden periodischen
Schwankung der meteorologischen Elemente deutlich äussert.
Sie braucht sich z. B. durchaus nicht in der mittleren Temperatur eines
einzelnen Ortes zu documentiren, während siedies vielleicht im Barometer
stände thun würde, oder in der Regenmenge etc. Andrerseits lässt es sich
nicht verkennen, dass die Folgen der sämmtlicken meteorologischen Vor
gänge auf den Pflanzenwuchs z. B. in indirecter Weise vielleicht besser
den Einfluss des Wechsels der Sonnenstrahlung erkennen lassen als noch
so vollkommene, aber stets einseitige meteorologische Beobachtungen. Im
ersteren Falle findet eine Integration aller Momente statt, im anderen
aber nur eine solche von wenigen ausgewählten Momenten. Man soll
daher auch derartige Versuche nicht ohne Weiteres als unwissenschaft
lich bei Seite legen, wenngleich Her sch el entschieden viel zu weit ge
gangen ist, als er die Kornpreise als Untersuekungsobjecte vornahm;
derartige Dinge hängen eben nicht allein von meteorologischen Vor
gängen ab, sondern in wohl viel stärkerem Masse von politischen und
socialen Bedingungen.
Die Untersuchungen über den Zusammenhang speciell der 11jährigen
Periode der Sonnenfleckenhäufigkeit mit meteorologischen Vorgängen
sind ganz ausserordentlich zahlreich. Indessen kann bei dem gänzlichen
Mangel einer Theorie Uber den Zusammenhang zwischen dem Flecken
stande der Sonne und der Wärmestrahlung derselben eine Untersuchung
über diesen Gegenstand unter Zugrundelegung meteorologischer Daten
nur eine rein statistische sein. Aus der täglichen Zählung der Sonnen
flecken ergiebt sich der Verlauf der 11jährigen Periode, eventuell auch