Full text: Strahlung und Temperatur der Sonne

Die Wärmestrahlung der Sonne. 
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für die rein tellurischen Erklärungen der Eiszeiten, z. B. durch Ver 
änderungen im Laufe des Golfstroms, eintreten, so würde die Dubois- 
sclie Theorie als einzige übrig bleiben, und dann direct beweisend für 
das Vorhandensein von lang-periodischen Strahlungsänderungen der Sonne 
sein. 
Betrachtet man die zur Zeit stattfindende nahe Ausgleichung der Tem 
peraturerniedrigung der Sonne durch ihre Contraction als bestimmt fest 
gelegte Thatsache, so ist es einigermassen verführerisch, weitere Rech 
nungen über Anfang und Ende der Sonnenstrahlung anzustellen. So 
hat z. B. v. Helmholtz unter der Annahme einer gleichförmigen Dichtig 
keit der Sonnenmaterie berechnet, dass der jetzige Strahlungseffect der 
Sonne erst seit etwa 20 Millionen Jahren bestehen könne. Die dieser 
Rechnung zu Grunde liegende Annahme über die Dichtigkeit der Sonne 
entfernt sich aber zweifellos so sehr von der Wahrheit, dass man nicht 
einmal beurtheilen kann, ob das Resultat auch nur der Ordnung nach 
richtig ist. Alle derartigen Betrachtungen gehören vorläufig noch nicht 
in exacte astronomisch-physikalische Untersuchungen hinein; auf einiger 
massen reeller Grundlage dürften sich vielleicht aber noch die folgenden 
Gedanken bewegen. 
Unter Zugrundelegung der Kant-Laplace’schen Theorie muss der 
ganze jetzige Energievorrath des Sonnensystems nebst dem inzwischen 
durch Strahlung verloren gegangenen Betrage in einem sehr weit aus 
gedehnten, mit sehr verdünnter Materie erfüllten Raume in nahe gleicli- 
mässiger Vertheilung vorhanden gewesen sein, dessen äussere Temperatur 
nur wenig über dem absoluten Nullpunkte gelegen haben kann. Durch 
Contraction hat sich hieraus der jetzige Zustand entwickelt, d. h. 
der bei weitem grösste Tlieil der ursprünglichen Materie ist jetzt in 
einem relativ sehr kleinen Raume bei sehr hoher äusserer Temperatur 
vereinigt. Die Contraction ist also sicherlich nicht nur genügend zur 
Erhaltung der ursprünglichen Temperatur gewesen, sondern sie hat trotz 
des Wärmeverlustes eine bedeutende Erhöhung der Temperatur im Ge 
folge gehabt. Und doch nehmen die Astrophysiker fast ganz allgemein 
an, dass sowohl unsere Sonne, als auch die übrigen Fixsterne zur Zeit 
in einer Temperaturabnahme begriffen sind. Ist diese Annahme richtig, 
so muss für jeden Stern einmal ein Wendepunkt in der Temperatur- 
curve eingetreten sein. 
Der erste und einzige Physiker, der diesen Fragen auf theoretischem 
Wege näher getreten ist, ist Ritter 1 ), und es mögen deshalb dessen 
1) A. Kitter, Anwendungen der mechanischen Wärmetheorie auf kosmologi 
sche Probleme. Hannover 1879.
	        
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