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Scheiner, Strahlung und Temperatur der Sonne.
Ausführungen kurz angedeutet werden, obgleich dieselben sich auf einen
¡Specialfall beschränken.
Ritter nimmt an, dass sich die Gase eines gasförmigen Himmels
körpers im indifferenten Gleichgewichtszustände betinden, was dann der
Fall ist, wenn hei einem aufsteigenden Lufttheilchen in jeder Höhe
Auftrieb und Gewicht einander das Gleichgewicht halten. Diese Be
dingung ist aber von der weiteren abhängig, dass die Temperatur des
aufsteigenden Lufttheilchens stets übereinstimmt mit der Temperatur des
umgebenden Gases, wobei dann zugleich die Bedingung für die adia
batische Ausdehnung des Gastheilchens erfüllt ist.
Der indifferente Gleichgewichtszustand ist a priori eigentlich als
der natürlichste zu betrachten, da alle Strömungen etc. dazu betragen,
ihn herbeizuführen; bei vollständigem Durcheinanderrühren wird er
von beliebigem Anfangszustande aus stets als Endzustand resultiren.
Die Annahme des adiabatischen Gleichgewichts führt übrigens für
unsere Erdatmosphäre zu unrichtigen Resultaten, indem alsdann die
Höhe derselben viel zu gering wird. Ritter macht aber darauf auf
merksam, dass dadurch die Unrichtigkeit dieser Annahme nicht un
bedingt nachzuweisen sei, da die Abweichung auch dadurch hervor
gerufen sein könne, dass bei fortgesetzter adiabatischer Ausdehnung
die Luft schliesslich in den flüssigen oder festen Aggregatzustand über
gehen muss und daher von einer gewissen Höhe an durchaus nicht
mehr den Gesetzen der Gase folgt.
Für einen gasförmigen Himmelskörper, der sich im adiabatischen
Gleichgewichtszustände befindet, lassen sich nun nach Ritter folgende
Betrachtungen ableiten. Jede Wärmeentziehung führt eine Volum
verminderung, jede Wärmezufuhr eine Volumvergrösserung mit sich,
folglich ist die Wärmecapacifät einer solchen Gaskugel negativ. Daraus
folgt, dass bei der durch Ausstrahlung verursachten Wärmeentziehung
eine Temperatursteigerung hervorgebracht wird. Bei der durch Wärme
entziehung verursachten Contraction verrichten die Gravitationskräfte
eine positive mechanische Arbeit, welche sogleich in Wärme umgewandelt
wird. Die erzeugte Wärmequantität zerlegt sich dabei in zwei Theile,
von denen der eine jene entzogene Wärmequantität bildet, während der
andere auf Temperaturerhöhung des Weltkörpers verwendet wird.
Ein weiteres von Ritter abgeleitetes Gesetz besagt, dass beim adia
batischen Gleichgewichtszustand das Product aus dem Halbmesser in
die Mittelpunktstemperatur eine Constante ist. Es lässt sich demnach
Folgendes ableiten'). Die Oberfläche eines sich zusammenziehenden 1
1) Etwas gegen Ritter verändert, da das Stefan’sche Strahlungsgesetz bei Ab
fassung der Ritter’schen Aufsätze noch nicht bekannt war.