Full text: A (1. Band)

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entlegenſten Wildniſſe wurden von ihnen beſucht, u. bald ſahen ſie jich 
von zahlreichen chriſtlichen Guaranigemeinden umgeben, die ihnen un- 
bedingt ergeben waren. Mit aller Energie protejtirten fie gegen die den 
Eingeborenen auferlegte Sklaverei u. begannen jo den Kampf gegen die 
Anſiedler, namentlich unter dem Provinzial Diego de Torres (1607), 
der es durchießte, daß der Hof von Madrid die Politik der Feſuiten 
billigte, welche darauf ausging, die befehrten Jndianer zu beſonderen 
Gemeinden zu vereinigen, dieſe der Kontrole der Städte gänzlich zu ent- 
ziehen u. ſo über die neugeſchaffenen Gemeinden jene Art des milden, 
aber vollendeten Despotismus zu führen, welche die Miſſionen der Feſuiten 
ſtets charafterifirte.  Jhr Hauptſchauplaß wurde die Provinz Guayra, 
wo fie ich ſtark ausbreiteten u. viele Jndianer civiliſirten. Fnzwiſchen 
hatten auch die Länder am La Plata durch Einwanderung ſo an Be- 
völkerung zugenommen, daß 1620 das Land ſüdlich vom Zuſammenſluſſe 
des Paraguay u. Parana als eigenes Gouvernement Rio de la Plata 
mit der Hauptſtadt Buenos Ayres konſtituirt wurde. Die dortigen Bi- 
höfe traten als Feinde der Jeſuiten auf, noh mehr aber die aus dem 
Abſchaum aller europäiſchen Nationen zuſammengelaufenen Vewohner der 
Stadt San Paulo in Braſilien, die 1628—1630 in die Miſſionen ein- 
fielen u. die chriſtlichen Jndianer als Sklaven fortführten, die Jeſuiten- 
väter aber vertrieben. Dieſes hatte zur Folge, daß die Feſuitenmiſſio- 
nen, die von der Regierung in Buenos Ayres nicht beſhüßgt worden 
waren, die Erlaubniß von Spanien erhielten, ihre Jndianer als Armee 
zu organiſiren u. in den Miſſionen unabhängige Gemeinden zu gründen, 
über die ſie nun mit abſoluter Autorität, ohne Rechenſchaft gegenüber 
der Koloniälbehörde, regierten. Die Ordnung in dieſen wohleingerich- 
teten Miſſionen war eine mufterhafte; Gebet, Arbeit, Mahlzeiten, Schlaf, 
Alles wurde mit der Pünktlichkeit eines Uhrwerks verrichtet. Die Fn- 
dianex erreichten einen gewiſſen Grad von Civiliſation u. befanden ſich 
wohl dabei. Jm Ganzen ging die Entwi>klung der jeſuitiſchen Miſſion 
in ungeſtörter Ruhe fort bis ins erſte Viertel des 18. Fahrh. Als der 
Sturm gegen die Väter in Europa ausbrach, verfügten dieſe in A. über 
14,000 Mann wohlgeübter Fndianertruppen; die Miſſionen zwiſchen 
Parana u. Uruguay hatten eine Bevölkerung von 140,000, die unter 
den Chiquitos von 24,000, die unter den Abiponern von 6000 Seelen. 
Jn Spanien wurde 1767 der Orden aufgehoben u. der Vicekömg von 
Buenos Ayres, Bucareli, empfing den ſofort ausgeſührten Befehl zur 
ſummariſchen Vertreibung der Jeſuiten. Die Jndianer erkannten jedoch, 
daß dadurch unabſehbares Unheil über ſie hereinbrehen müſſe, u. in völlig 
unabhängigen Schriftſtücken erklärten ſie, daß ſie ſich unter der Jeſuiten- 
regierung vollkommen glü>li<h gefühlt hätten. Aller Wohlſtand Der 
Miſſionen ſchwand, Tauſende von Indianern flohen wieder in die Wäl- 
der u. die Nacht der Unwiſſenheit u. Barbarei ſenkte fich wieder auf jene 
Gegenden herab, in denen vor kurzer Zeit mit Eifer die Künſte Des 
Friedens getrieben worden waren. Statt der 140,000 Einw. der Mij- 
ſionen im 3. 1767 ergab der Cenſus von 1801 nur noh 45,000 arme, 
elende u. unwiſſende Jundianer. 
Die von Spanien nah Buenos Ayres geſandten Vicekönige herrſchten 
unterdeſſen als arge Tyrannen, die das Land namentlich durch eine ver- 
fehrte Handelspolitif bedrüdten. Die ſpaniſchen Edikte, welche den Han 
del der Kolonien regeln ſollten, waren geradezu widerſinnig. Sie hatten 
die Abſicht, das Mutterland zu bereichern, u. ſuchten dieſes Ziel dadurch 
zu erreichen, daß ſie die Kolonien in Armuth erhielten. Die Folgen die- 
ſer ſinnloſen Handelspolitik zeigten ſih, als die Engländer u. Portu- 
gieſen einen großartigen Shmuggelhandel am La Plata zu treiben an- 
fingen u. ſo den Gewinn zogen, den die Spanier aus Unwiſſenheit ver- 
ihmähten. Zu dieſen unglü>lichen merkantilen- Verhältniſſen geſellte ſich, 
daß die Eingeborenen von allen öffentl. Aemtern ausgeſchloſſen waren. 
Trozdem waren ſie es, die 1806 u. 1807 die Engländer unter Beresford 
u. Whitelo> vom La Plata zurückſchlagen, während die ſpaniſche Re- 
gierung jede Hülfe verweigerte. So lernten die Kreolen ihre eigene 
Macht kennen u. Spuren eines revolutionären Geiſtes begannen fich zu 
zeigen, der wahrjcheinlich nicht zum Durchbruche gekommen wäre, hätte 
die ſpaniſche Krone eine einſichtsvollere Politik beobachtet. Die Kreolen 
hielten feft an König Ferdinand VIL, trogdem Napoleon I. ſie für ſich 
zu gewinnen ſuchte. Aber der König dankte ihnen ihre Loyalität ſchlecht. 
Als ex 1815 den Thron ſeiner Väter beſtiegen u. die Argentiner um 
ein geringes Maß von Freiheit baten, nannte ex ſie Rebellen u. ſandte 
Truppen, um ſie: zu bändigen. Der Kampf brach hiermit aus. Die 
Spanier wurden überall geſchlagen, u. der Kongreß von Tucuman erklärte 
am 9. Juli 1816 ſämmtliche La Plata-Kolonien für unabhängig von 
Spanien. Der Verſuch, die fid) Hiermit bildende Konföderation der 
„Vereinigten Staaten von Rio de la Plata“ zur Nachfolgerin im großen 
Gebiete des alten Vicekönigthums zu machen, ſcheiterte an der Verſchieden- 
heit der Jntereſſen, ſowie am Ehrgeize der Führer. Ein Theil des Vice- 
königreichs ging an Bolivia über; Paraguay, ſpäter auh Uruguay, kon- 
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ſtituirte ſich ſelbſtändig, u. die als Vereinigte Staaten des Rio de la 
Plata verbundenen Gebiete nahmen in der Folge den Namen „Contede- 
racion Argentina“ an. Daß die Bevölkerung der neuen Republik des 
großen Maßes politiſcher Freiheiten, welche die neue Konſtitution ihr ver- 
lieh, niht gewachſen war, wurde ſhon hervorgehoben. Eine allgemeine 
Auflöſung erfolgte u. die wildeſten Kämpfe wütheten in der jungen Re- 
publik. Vornehmlich waren es zwei Parteien, die ſi< voll tödtlicher 
Erbitterung befehdeten: die Unitarier u. die Föderaliſten. Erſtere 
verlangten, daß Buenos Ayres zum Bundesoberhaupt erklärt werde u. 
einen Vorzug vor den übrigen Staaten erhalte; leßtere dagegen wollten 
vollſtändige politiſche Selbſtändigkeit u. Gleichheit der einzelnen Provinzen. 
So wenigſtens lag der Streit nach außen hin, während er fic) inmerlic) 
um die Frage drehte, ob die Städte itber das flache Land -od. leßteres 
über die Städte herrſchen ſollte. Das flache Land aber wurde durch die 
rohen Gauchos repräſentirt, denen gegenüber die Stadtpartei (Unitarier) 
immer noch einen gewiſſen Grad von Kultur u. Civiliſation vertrat. 
So läßt fich der Zuſtand unbeſchreiblicher Zerrüttung, der über A. her- 
einbrach, jchlieglich als ein Kampf zwiſchen Civiliſation u. Roheit charaf- 
terifiven. Bald hatte die eine, bald die andere Partei die Oberhand, U. 
der Wohlſtand des Landes ſank mehr und mehr. Allein im F. 1820 
zählte die Republik niht weniger als 13 verſchiedene Regierungen, U. 
immer mehr mußte es klar werden, daß dieſer anarchiſche Zuſtand end- 
lich zu einer Despotie der ſhlimmſten Art führen müſſe. Sie blieb dem 
unglücklichen Lande nicht erſpart. Jm J. 1829, als die Verwirrung 
ihren Höhenpunkt erreicht hatte, wurde der unter Gauchos aufgewachſene, 
wilde u. blutdürſtige, doh nicht unbegabte Juan Manuel Roſas (\. D.) 
zum Bundespräſidenten erwählt, der nun, mit geringen Unterbrechungen, 
als blutige Geißel 16 Jahre lang über A. herrſchte, Tauſende, u. aber 
Tauſende abſchlachten ließ, als ſchlauer u. grauſamer Unterdrücker das 
Land auf die entjeglichjte Weife ausſaugte u., mit aller Macht eines 
unumfchräntten Diktators ausgerüſtet, ſeinen Willen über das Gejeh 
erhob. Frankreich u. England, deren Politik im ſelbſtſüchtigen Handel3- 
intereſſe eigentlich dahin zielte, die Streitigkeiten in A. zu nähren, miſch- 
ten ſich verſchiedene Male in den Kampf der Parteien, wenn auh ohne 
Reſultate. Roſas ließ ſih dur<h jahrelange Blofaden nicht jchreden, er 
beleidigte die Nachbarſtaaten Chile u. Braſilien u. rief ſchließlich eine jolche 
Oppoſition gegen ſih wach, daß er nothwendigerweiſe ſtürzen mußte. Jm 
Jnnern war ihm in dem Gouverneur von Entre Rios, Urquiza, ein jtar= 
ker Gegner entſtanden, welcher 12,000 Mann ‚Unterjtügungstruppen von 
Braſilien erhielt u. im Dezember 1851 mit einem Heere v. 28,000 Mann, 
deſſen Kerntruppen aus einein Theil der ehemaligen ichleswig=holitein’- 
ichen Armee bejtanden, über den Barana rüdte u. in Buenos Ayres ein- 
fiel. Am 3. Febr. 1852 kam es bei Monte Caſeros zur Entjcheidungs- 
ichlacht, die mit einer gänzlichen Niederlage des Diktators endigte. Als 
Matroſe verkleidet floh er nah England. Roſas war glücklich geſtürzt, 
aber Ruhe ſollte darum dem geprüften Lande noh nicht werden; indeſſen 
war doch ſhon hiermit viel gewonnen. Die Roheit u. die Barbarei, 
welche das Gauchoregiment kennzeichneten, hatten dem beſſeren Theile der 
Bevölkerung die Ueberzeugung eingeflößt, daß nur die Verbreitung Der- 
Civiliſation das Land vor dem Untergange retten könne. Ehe aber dieſe 
Anſicht zur Geltung kam, hatte A. eine neue traurige Periode durhzu- 
machen. Es handelte ſi<h um die Trennung (U. Wiedervereinigung) 
von Bueuos Ayres von den übrigen Staaten u. die hierdur< 
veranlaßten blutigen Kämpfe. Buenos Ayres als wichtigſter Staat, als 
Hauptfig der Unitarier, durch Rojas über die andern Staaten erhoben, 
ſuchte ſeine Suprematie geltend zu machen u. ſtieß dabei auf energiſchen 
Widerſtand. Hatte Urquiza, der zum Bundespräſidenten erwählt war, 
dieſes Streben Anfangs unterdrüct u. Buenos Ayres militäriſch okkupirt, 
ſo brach doch nach ſeinem Abzug der Aufjtand wieder offen hervor. Er 
ichiefte num den General Lagos gegen die Stadt, die auch von der See- 
ſeite eingeſchloſſen wurde. Aber die Flotte fiel verrätheriſher Weiſe von 
Urquiza ab u. er ſah ſih gezwungen, von einer Belagerung abzuſtehen. 
Er willigte in den Vertrag vom 9. März 1853, der Buenos Ayres von 
den übrigen Staaten trennte. Sechs Jahre ‘blieb dieſe Sezeſſion in 
Kraft, während welcher zwiſchen Buenos Ayres U. den 13 fkonföderirten 
Provinzen fortwährend Eiferſucht, Spannung U. endlich Krieg herrſchten. 
Um die Wiedervereinigung zu erzielen, griff man zuuächſt zu handels- 
politiſchen Maßregeln. Auf den Vorſchlag Urquiza's legte am 1. Febr. 
1857 der Kongreß der konföderirten Staaten hohe Differentialzölle auf 
alle Zufuhren von Buenos Ayres. Der Handel dieſer Stadt erſchien 
nun ruinirt, aber die Einwohner derſelben, dadurch erbittert, veruxrſach- 
ten jezt den offenen Krieg, der im Frühjahr 1859 zum Ausbruche kam. 
Urquiza, der mit 15,000 Mann in Buenos Ayres eingefallen war, ſiegte 
am 23. Oft. bei Laguna Capoda u. infolge deſſen mußte Buenos Ayres 
Friedensunterhandlungen eröffnen, Die am 11. Nov. 1859 unter der Ver: 
mittelung von Paraguay, Frankreich u. England zum Abſchluß gelangten 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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