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Bestimmung der wahren Höhe.
Beobachtung gefundenen Höhe eines Gestirns seinen wahren Ort
am Himmelsgewölbe bestimmen zu können, ist erforderlich, dass
man die Grösse der astronomischen Refraction kennt.
Die Höhe der Atmosphäre ist im Verhältniss zum Erddurch
messer gering, man kann daher in Beziehung auf die Refraction
bei allen Gestirnen, deren Höhe grösser als 15° ist, ohne merk
lichen Fehler von der Krümmung der Atmosphäre absehen und
sie als aus lauter horizontalen Schichten bestehend betrachten.
Von letzterer Voraussetzung ausgehend, lässt sich dann die atmo
sphärische Refraction leicht bestimmen.
Ein Lichtstrahl $ A (Fig. 5h), welcher der Reihe nach ver
schiedene Schichten,
A B, JJC , CD , durch
läuft, deren Grenzflä
chen einander sämmt-
licli parallel sind, hat
in der letzten Schicht
C E genau dieselbe
Richtung, als ob alle
Zwischenschichten
fehlten und der Licht
strahl CS 1 und der
Lichtstrahl in seiner
ursprünglichen Rich
tung gleich auf diese letzte Schicht gefallen wäre. Hiernach ist
die Richtung, in welcher das Auge einen Stern sieht, dieselbe, als
ob das vom letztem kommende Licht aus dem luftleeren Himmels
raume auf eine Atmosphäre getroffen wäre, deren Dichtigkeit so
gross ist wie die Dichtigkeit der Luft, in welcher sich das Auge
befindet.
Wenn ein Lichtstrahl aus dem leeren Raume in Luft von
10° Cent. Temperatur und einer Dichtigkeit, welche 760 Millimetern
entspricht, übergeht, so ist der Brechungsexponent 1,00028. Be
zeichnet man die wahre Zenithdistanz mit z, die scheinbare mit
z\ so ist
sin. z == 1,00028 sin.z'.
Mittelst dieser Formel findet man für die Zenithdistanz
= 45° die Strahlenbrechung = 57,7", für die Zenithdistanz 60°
oder die Höhe 30° aber 1' 40" u. s. w.
Fig. 59.