I. Allgemeine Betrachtungen.
Während bei der Seeschiffahrt die fortlaufende astronomische
Ortsbestimmung des Fahrzeugs und die dauernde astronomische
Kontrolle des Kompasses von jeher zu den wichtigsten Aufgaben
der Schiffsführung gerechnet wurden, galt in der allerdings viel
jüngeren Luftschiffahrt bisher die astronomische Ortsbestimmung
im Ballon für nebensächlich. Und doch verdient dieselbe, wie
neuerdings auch allgemein anerkannt wird, volle Beachtung, seit
Hoch-, Weit- und Dauerfahrten im Freiballon über Wolken, Nebel
und während der Nacht, längere Fahrten in Motorballons selbst
über das Meer, ja sogar aeronautische Forschungsreisen nach un
bekannteren Erdregionen ausgeführt werden. Es muß daher jetzt
im Interesse der Sicherheit und Weiterentwicklung der Luftschiffahrt
die Forderung gestellt und durchgesetzt werden, daß jeder Ballon
führer außer mit der technischen Handhabung des Luftschiffs auch
mit der astronomisch-geographischen Orientierung des Ballons ver
traut ist, ebenso wie es niemandem einfallen würde, sich einem Schiffe
ohne astronomische Navigation anzuvertrauen.
Eine Ballonfahrt mit Anblick der festen Erdoberfläche gleicht
der Schiffahrt in Sicht der Küste, wo einfache Orientierungen nach
Karten mit gelegentlichen Peilungen auf kartographisch festgelegte
Objekte genügen. Ist aber, wie so häufig, die Erdoberfläche für
den Beobachter in der Gondel durch Wolken, Nebel und Dunkel
heit verdeckt oder befindet sich der Ballon über dem Meere, so
bleibt dem Luftschiffer, ebenso wie dem Schiffsführer auf hoher
See, nur übrig, sich mit Hilfe von Gestirnsmessungen astronomisch
zu orientieren. Solche astronomische Positionsbestimmungen in
beliebiger Höhe über der Erdoberfläche sind nicht nur zur Ent
scheidung über eine etwaige Landung ohne unnütze Opfer von Gas
und Ballast geboten, sondern sie dienen auch zur wichtigen Be
stimmung der Fahrtrichtung im Freiballon, deren anderweitige