Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

8. Mars und Aldebaran am 28. Februar 1801. 
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Sowohl Aldebaran als a im Orion werden einstimmig für Sterne 
erster Grösse anerkannt. Freilich sind die Sterne, die wir in diese 
Klasse setzen, noch von sehr verschiedener Lichtstärke, und Sirius mag 
z. B. vier Mal mehr Licht haben, als Regulus. Allein so viel giebt doch 
jene Bemerkung, dass Mars am 23. Februar 1801 gerade so viel Licht 
hatte, als ein Stern, den wir unstreitig zur ersten Klasse rechnen würden, 
und dies mit einer Genauigkeit und Zuverlässigkeit, da man ihn mit 
zwei Sternen erster Grösse vergleichen konnte, zwischen deren Licht 
stärke die seinige das Mittel hielt. 
Wir kennen bis auf eine kleine Ungewissheit die wahre Grösse 
des Mars und wissen auch seine Lage gegen Erde und Sonne und seinen 
Abstand von beiden für den 23. Februar 1801 anzugeben. Damit würde 
sich nach den Regeln der Photometrie das Verhältniss seiner schein 
baren Lichtstärke an diesem Abend zur Lichtstärke der Sonne berechnen 
lassen, wenn nicht noch ein einziges Element in der Rechnung un 
bekannt wäre. Dies ist nämlich das, was Lambert und Karsten die 
Weisse(Albedo)des Planeten nennen: nämlich das Verhältniss, in welchem 
seine Oberfläche die auf sie fallenden Strahlen zurückwirft oder ver 
schluckt. Wäre demnach diese Albedo des Mars bekannt, so würden 
wir auch das Verhältniss der Lichtstärke eines Fixsterns erster Grösse 
zur Lichtstärke der Sonne finden; und das könnte für den scheinbaren 
Halbmesser, den Abstand, die Parallaxe der Fixsterne allerlei wahr 
scheinliche Folgerungen geben. 
Diese AVeisse des Mars lässt sich indessen vielleicht einigermaassen 
schätzen, und wirklich hat schon Lambert auf eine ähnliche Art die 
Fixsterne mit der Sonne verglichen, aber nicht so, dass er eine be 
stimmte Erfahrung, wie hier zum Grunde liegt, sondern blos allgemein 
voraussetzt, ein Planet sei bei seiner Opposition, Konjunktion, oder 
grössten Digression einem Fixstern an scheinbarer Lichtstärke gleich. 
Zudem gebraucht er für die scheinbaren Halbmesser der Planeten zum 
Theil sehr fehlerhafte Angaben, und so giebt seine kleine Tabelle für 
den Abstand und scheinbaren Durchmesser der Fixsterne sehr verschie 
dene und ungleiche Grössen. 
Es schien mir der Mühe werth zu sein, zu untersuchen, was sich 
aus unserer bestimmten Erfahrung etwa über diesen Gegenstand folgern 
lassen würde. Da wir über den Abstand und den scheinbaren Durch 
messer der Fixsterne noch so wenig Zuverlässiges wissen, da uns hier 
Geometrie und unsere Instrumente verlassen, da ihre Parallaxe und ihr 
scheinbarer Durchmesser sich wegen ihrer gar zu geringen Grösse unserer 
Beobachtung entziehen, und wir höchstens nur wissen, dass erstere nicht 
wohl grösser sein kann, als ein oder zwei Sekunden, ohne im geringsten 
bestimmen zu können, um wie viel sie kleiner ist: so dünkt mich, ist
	        
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