9. Ueber die Durchsichtigkeit des Weltraums.
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mit Sonnen und ihren Gefolgen von Planeten und Kometen besetzt ist.
Ich sage höchst wahrscheinlich. Gewissheit kann uns unsere beschränkte
Vernunft nicht geben. Es könnten andere Stellen des Raums ganz
andere Schöpfungen enthalten, als Sonnen, Planeten, Kometen und Licht
stoffe, Schöpfungen, von denen wir vielleicht gar keinen Begriff haben
können. Halley hat freilich einen Beweis für die unendliche Menge
der Sonnen zu führen gesucht. „Wäre ihre Menge nicht unendlich,“
sagt er, „so würde sich in dem Raum, den sie einnehmen, ein Punkt
als der allgemeine Schwerpunkt finden, und gegen diesen müssten sich
alle Weltkörper mit nach und nach beschleunigter Bewegung stürzen,
und also zusammenfallen. Nur weil der Weltbau unendlich ist, bleibt
Alles im Gleichgewicht und kann sich erhalten.“ Halley hat blos an
die Schwerkraft, nicht an Wurfkräfte gedacht. Auch unser Planeten
system würde ja nicht mit der Sonne zusammenfallen, wenn auch gar
keine Fixsterne vorhanden wären, wenn es auch ganz isolirt im Welt
raum existirte; und dass Wurfkräfte unter den Fixsternen wirksam
sind, scheint ihre eigene Bewegung zu zeigen. Dies wird schon hin
reichen, das Unstatthafte des HALLEY’schen Beweises zu erweisen, gegen
den sich auch sonst noch viel erinnern Hesse..
Allein, wenngleich Halley’s Beweis nicht gelten kann, so wird
es uns doch höchst wahrscheinlich bleiben, dass die schöne Ordnung,
die wir, so weit unsere Sehkraft irgend reicht, wahrnehmen, auch durch
den ganzen unendlichen Raum fortgesetzt sei, und wir haben nur zu
untersuchen, ob andere Gründe diese Annahme verwerflich machen. Da
zeigt sich nun gleich ein sehr wichtiger Einwurf. Sind wirklich im
ganzen unendlichen Raum Sonnen vorhanden, sie mögen nun in ungefähr
gleichen Abständen von einander, oder in Milchstrassen-Systeme ver
theilt sein, so wird ihre Menge unendlich, und da müsste der ganze
Himmel eben so hell sein wie die Sonne. Denn jede Linie, die ich mir
von unserem Auge gezogen denken kann, wird nothwendig auf irgend
einen Fixstern treffen, und also müsste uns jeder Punkt am Himmel
Fixsternlicht, also Sonnenlicht zusenden.
Wie sehr dies der Erfahrung widerspricht, braucht wohl nicht
gesagt zu werden. Halley leugnet die Folgerung, dass bei einer
unendlichen Menge von Fixsternen der ganze Himmel so hell aussehen
müsse, wie die Sonne, aber aus ganz irrigen Gründen. Er verwechselt
und verwirrt offenbar scheinbare Grösse mit der wirklichen, und nur so
kann er herausbringen, dass die Zahl der Fixsterne zwar wie das Quadrat
ihrer Zwischenräume, aber wie das Biquadrat des Abstandes wachse.
Dies ist nun ganz irrig. Wenn wir die Fixsterne als gleichförmig im
Weltraum vertheilt voraussetzen, uns mit dem Radius = 1, oder gleich
der mittleren Distanz der Sterne erster Grösse eine Sphäre um unsere