Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Abhandlungen. 
und Sonne, auf die Witterungen sehr unbedeutend sein muss, da man 
nach so vielen langjährigen Versuchen und Beobachtungen noch keine 
Gesetze der Relation zwischen beiden mit Gewissheit hat bemerken 
können. Als einen ganz entscheidenden Grund für diese Geringfügig 
keit des Einflusses des Mondes auf die Witterungen führte ich noch an, 
dass dieser Einfluss, von welcher bekannten oder unbekannten Kraft 
er auch herrühren mag, zwischen den Wendekreisen in den Tropen 
ländern am allermerklichsten, am allergrössten sein muss, und dass 
man gerade dort nicht das Geringste davon wahrnimmt. AVärme, Heiter 
keit, Regenzeiten, Winde u. s. w. richten sich in den Tropenländern 
blos nach dem verschiedenen Abstande der Sonne vom Zenith, ohne dass 
die verschiedene Stellung oder Erleuchtung des Mondes im geringsten 
dabei in Betrachtung kommt. 
So weit meine damalige Vorlesung. Also auch Erfahrung zeigt, 
dass der Einfluss des Mondes auf die Witterung sehr gering sein muss, 
weil sie uns nichts Gewisses darüber hat lehren können. Es regnet 
und ist heiter, es friert und thaut, es ist warm und kalt, es stürmt 
und ist windstill, so gut im Vollmond als im Neumond, so oft im ersten 
als im letzten Viertel, sowohl in der Erdnähe als in der Erdferne des 
Mondes. 
Allein, wenn ich so den Einfluss des Mondes auf die Witterungen 
als sehr geringfügig, als sich fast unter den übrigen auf die Veränderungen 
des Wetters wirkenden Ursachen verlierend angegeben habe, so will ich 
damit doch nicht behaupten, dass der Mond ganz ohne alle Einwirkung 
auf das Wetter sei. Lassen Sie uns nach der Theorie diese Einwirkung, 
die er noch etwa haben möchte, etwas näher untersuchen. 
Der Mond erregt, wie ich schon gesagt habe, zwei Mal in 24 St. 50' 
eine Fluth und eine Ebbe, sowohl in dem Meere als auch in der Atmo 
sphäre. Beide sind nach den Mondphasen verschieden, am stärksten im 
Neu- und Vollmonde, am schwächsten im ersten und letzten Viertel. 
AVenn die Fluthen der Atmosphäre im Vollmonde soviel als £ Linie 
des Barometers betragen können, so sind sie in den Quadraturen nur 
halb so gross oder | Linie. So klein diese Veränderungen auch sind, 
so ist es doch nicht unwahrscheinlich, dass die Atmosphäre durch die 
stärkeren Fluthen im Voll- und Neumonde mehr zu unruhigen Be 
wegungen disponirt wird, als in Quadraturen, und ich möchte deswegen 
nicht geradezu die Erfahrung für falsch erklären, die einige Physiker 
gemacht haben wollen, dass es in Voll- und Neumonden mehr und 
öfter stürmt als in den Mondvierteln. 
Auf eine ähnliche Art kann der Durchgang des Mondes durch den 
Aequator, und die Erdnähe des Mondes unruhige Bewegungen der Luft 
zwar nicht hervorbringen und veranlassen, aber doch befördern.
	        
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