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Abhandlungen.
kugelige Gestalt deutlich erkennen. Diese sind den sogenannten Feuer
kugeln so ähnlich, dass man schlechterdings keinen Unterschied und
keine Grenze zwischen grossen Sternschnuppen und kleinen Feuerkugeln
angeben kann.
Die Sternschnuppen scheinen in jedem Klima gleich häufig zu sein.
Wenn mehrere Reisende, und noch neuerlich von Spix und Martius sie
in den Aequinoctialg eg enden und Niebuhr in Arabien als sehr häufig
schildern, so sahen sie doch auch Ermann und Wrangkel im hohen Norden
sehr häufig, und letzterer sah sie oft durch die Strahlen des Nordlichts
schiessen. In Grönland werden sehr viele Sternschnuppen gesehen.
Witterung hat keinen Einfluss auf ihre Menge. Brandes sah bei
heftiger Kälte am 6. December 1798 eben so viele, als an den milden
Sommerabenden des 10. und 11. August 1823. An allen diesen drei
Tagen sah man nämlich eine ungewöhnlich grosse Menge von Stern
schnuppen. Ihre Zahl ist in verschiedenen Nächten sehr verschieden,
zuweilen unzählbar, öfterer nur gering. Im Nachsommer und Herbst,
oder in den Monaten August bis December sind sie im Ganzen häufiger als
in anderen Jahreszeiten. Doch bleiben auch dann die Nächte, wo sie recht
häufig sind, selten, und kommen auch, wiewohl sehr einzeln, in anderen
Jahreszeiten vor. Bei einigen Sternschnuppen bleiben Schweife stehen,
die einen Theil ihrer durchlaufenen Bahn mit blassem, milchweissem
Licht bezeichnen. Auch diese Schweife verschwinden nach und nach,
mehrentheils in wenigen Sekunden, nur bei sehr grossen, den Feuer
kugeln ähnlichen Sternschnuppen, dauern sie länger, oft Minuten. Brandes
hat diese Schweife sehr schön und wahr beschrieben. 1 ) Bei den wirk
lichen Feuerkugeln vom 23. Oktober 1805 und 26. September 1829 sah
ich den Schweif über 6 bis 7 Minuten. Brandes will bei der ersten
noch 15 Minuten nach dem Verschwinden der Feuerkugel Spuren des
Schweifes wahrgenommen haben. Ja! Krusenstern und Horner sahen
eine solche Spur einer Feuerkugel über eine Stunde dauern. 2 ) Diese
stehen bleibenden Schweife scheinen hohle Cylinder zu bilden, die in
wendig da, wo die Feuerkugel durchgegangen ist, von leuchtender
Materie leer sind. Alle, die ich gesehen habe, rückten sehr langsam
fort, waren anfangs gerade, krümmten sich aber bald, oft zur völligen
Schlangengestalt. Es sind vermuthlich zurückgebliebene Dämpfe der
Feuerkugel, die von Luftströmen fortbewegt und gekrümmt werden.
Da wir Alles, was am Himmel als ein sternähnlicher Funken fort-
zuschiessen oder leuchtend von ihm herabzufallen scheint, eine Stern
l ) Gilbert’s Annalen der Physik, Bd. 14, p. 251.
‘ 2 ) von Krusenstern’s Reise um die Welt, Berlin 1812, 16, Th. I, p. 58. Die
Feuerkugel erschien den 10. Oktober 1803.