Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Abhandlungen. 
No. 43 aufgeführten, am 7. Oktober 1823 beobachteten, einer kleinen 
Feuerkugel sehr ähnlichen, glaubte Brandes den Durchmesser wenigstens 
auf 120, bei einer anderen auf 80 Fuss setzen zu müssen. So auffallend 
und fast unglaublich eine solche Grösse auch scheint, so hat man doch 
wirkliche Feuerkugeln noch weit grösser gefunden. 1 ) 
Durch alle Erfahrungen fand es Brandes bestätigt, dass in den 
niederen Höhen von 1 bis 2 Meilen nur kleine Sternschnuppen Vorkommen, 
alle grossen aber über 5 und bis zu 30 und mehr Meilen von der Erde 
entfernt waren. 
Sehr merkwürdig war die vorherrschende Richtung der Stern 
schnuppenbahnen von Nordost nach Südwest, gerade der Bewegung der 
Erde entgegen. 2 ) 
Dies ist dasjenige, was sich von den Erscheinungen der Stern 
schnuppen bisher hat beobachten und bei ihren Bahnen hat abmessen 
lassen. Was sind denn nun diese Meteore eigentlich? Woher und wie 
entstehen sie? Fragen, die noch immer sehr schwer und nur unbefrie 
digend zu beantworten sind. 
Schon mehrere Male ist bemerkt worden, dass sich zwischen grossen 
Sternschnuppen und kleinen Feuerkugeln gar kein Unterschied angeben 
lässt. Beide gehen unmerkbar in einander über, sie haben dieselben 
Höhen, dieselbe Geschwindigkeit, dasselbe Licht und Ansehen, ganz 
ähnliche Schweife. Ein Theil der Sternschnuppen wenigstens muss 
also mit den Feuerkugeln gleichen Ursprung, gleiche Beschaffenheit 
haben, und wir können ohne Bedenken das, was von den Feuerkugeln 
erforscht, erwiesen oder wahrscheinlich gemacht ist, auch auf diese 
Sternschnuppen anwenden. 
Aber sind denn die Sternschnuppen wirklich untereinander wesent 
lich verschieden? Ich glaube es mit Brandes, ob ich gleich nach meinen 
0 Z. B. hatte die Feuerkugel vom 10. September 1771 über 1000 Fuss (le Boi 
mem. de l’Acad. de Paris 1771, p. 670 sq.J, die vom 18. August 1783 nach Blagden 
über 1800 Fuss (Philosophie. Transact. for 1784, p. 201 sq.J, die am 14. December 1807 
in Connecticut gesehene über 500 Fuss, nach Bowditsch (Astronomische Zeitschrift 
von Lindenau und Bohnenberger, Bd. 1, p. 137) und nach eben demselben die am 
21. November 1819 beobachtete gar 2710 Fuss im Durchmesser (Gilbert’s Annalen, 
Bd. 75, p. 235) und so noch viele andere. 
2 ) Brandes hat sich auch nachher, als er nach Leipzig gekommen war, wie ich 
unter anderem aus seinen Briefen weiss, bemüht, ähnliche Verbindungen zur gemein 
schaftlichen Beobachtung von Sternschnuppen in der Umgebung zu Stande zu bringen. 
Hauptsächlich war es ihm um die Bestätigung des letzten Umstandes, dass nämlich 
die mehrsten Bahnen der Sternschnuppen diese Richtung von Nordost nach Südwest 
haben, zu thun, 'da dies den kosmischen Ursprung derselben wahrscheinlich machte. 
Im Jahr 1833 wurde, wie ich glaube, wirklich beobachtet: von dem Erfolge ist mir 
aber nichts bekannt.
	        
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