Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Abhandlungen. 
unsere Atmosphäre kommen, war der Ursprung dieser Körper aus dem 
Monde so gut als widerlegt. 1 ) Dass Massen und Steine mit einer Ge 
schwindigkeit von 7500 bis 8000 Fuss in der Sekunde auf dem Monde 
in die Höhe geworfen werden, schien sehr möglich und glaublich. Aber 
eine mit dieser Geschwindigkeit vom Monde ausgeworfene Masse kann 
nur mit einer relativen Geschwindigkeit von 35 000 Fuss in einer Sekunde 
bei der Oberfläche der Erde ankommen. Da aber die Sternschnuppen 
bei ihrem Eintritt in unseren Dunstkreis im Mittel eine relative Ge 
schwindigkeit von fünf deutschen Meilen = 114 000 Pariser Fuss in 
der Sekunde haben, so müssten diese mit einer Geschwindigkeit von 
fast 110 000 Fuss in einer Sekunde vom Monde ausgeschleudert sein, 
was man doch wohl für ganz unmöglich halten wird. 
Also diejenigen Sternschnuppen und Feuerkugeln, die eine planetarische 
Geschwindigkeit von 4 bis 8 Meilen in einer Sekunde haben, kommen 
nicht vom Monde. Ob es noch unter den Körpern, die wir als Stern 
schnuppen sehen, einzelne, sich langsamer bewegende Mondauswürflinge 
gebe, lasse ich dahin gestellt sein. Mir ist es nicht wahrscheinlich, 
und ich halte den Mond in seinem jetzigen Zustande für einen sehr 
ruhigen Nachbar, der bei seinem Mangel an Wasser und Luft keiner 
kräftigen Explosionen mehr fähig ist. Die im dunkeln Theile des 
Mondes zuweilen gesehenen Lichterscheinungen lassen sich viel besser, 
natürlicher und allen Umständen angemessener auf andere Art erklären, 
als durch den Ausbruch von Vulkanen. Die neu entstandenen kleinen 
Krater, die man im Monde gesehen haben will, bleiben sehr zweifelhaft. 
Wie leicht sich unter verschiedenen Erleuchtungswinkeln einzelne solche 
sogenannte Krater übersehen lassen, die unter anderen Erleuchtungs 
winkeln und Librationsverhältnissen sichtbar werden, zeigen so viele 
Beispiele bei dem sonst so aufmerksamen und sorgfältigen Schröter. 2 ) 
Die von aussen mit planetarischer Geschwindigkeit in unserer iUmo- 
sphäre ankommenden Sternschnuppen muss man also als kleine Massen an- 
sehen, die nach den Gesetzen der allgemeinen Schwere in Kegelschnitten, 
x ) Brandes verwarf gleichfalls den Ursprung der Meteorsteine und Sternschnuppen 
aus dem Monde, und Chladni sagt in einer seiner letzten Mittheilungen (Gilbert’s 
Annalen, Bd. 74, p. 232, 233) ausdrücklich, dass der Ursprung der Meteorsteine aus 
dem Monde nicht anzunehmen sei. 
2 ) Nur erst jetzt, wenn wir die vortreffliche Mondkarte von Beer und Mädler 
vollständig besitzen werden, lassen sich vielleicht wirklich vorfallende Veränderungen 
auf der Oberfläche des Mondes überzeugend erkennen und nachweisen. So sehr ich 
indessen die eben genannte Mondkarte schätze und bewundere, so wird doch gewiss 
jeder Freund der Physik und Astronomie mit mir wünschen, dass auch das ähnliche 
Werk des braven Lohrmann, wovon ein so herrlicher Anfang bekannt gemacht ist, 
fortgesetzt und beendigt werden möge. Eine Vergleichung beider mit einander wird 
in vielen Fällen sehr belehrend und nützlich sein können.
	        
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