Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

30. Ueber den auf 1789 erwarteten Kometen. 247 
zu erwarten, eine Epoche, die sehr wenige der jetzt Lebenden erreichen 
werden. 
Die grosse Excentricität der Laufbahnen der Kometen, das verhält- 
nissmässig kleine Stück, das sie während ihrer Sichtbarkeit beschreiben, 
und die unvermeidlichen Fehler der Beobachtungen machen es unmög 
lich, die ganze Bahn und die Umlaufszeit eines Kometen aus den Be 
obachtungen während einer Erscheinung desselben zu berechnen. Haupt 
sächlich liegt es an letzteren: denn an sich ist die ganze Bahn eines 
Kometen durch drei Beobachtungen völlig bestimmt. Allein, da diese 
selten bis auf ganze, und vielleicht nie bis auf halbe Minuten zuver 
lässig sind, so vermengen sich gewöhnlich die Abweichungen der wirk 
lichen Bewegung des Kometen von der parabolischen Hypothese mit 
diesen Fehlern völlig, und wenn auch in selteneren Fällen die Unzuläng 
lichkeit einer Parabel sichtbar wird, so lassen sich doch die Beobach 
tungen mit befriedigender Schärfe durch so unterschiedene Ellipsen dar 
stellen, dass man über die Umlaufszeit nie etwas Zuverlässiges sagen 
kann. Mir scheint es deswegen mehrentheils nur eine Art von astro 
nomischem Luxus zu sein, wenn man die Bahn eines Kometen, dessen 
Umlaufszeit man nicht schon vorher kennt, in einer Ellipse berechnet; 
denn am Ende findet man nach viel grösserem Aufwande von Zeit und 
Rechnungen nichts mehr, als was man bei Voraussetzung der para 
bolischen Bewegung ungleich leichter und geschwinder hätte heraus 
bringen können. 
Die einzige Art, wie man also die Umlaufszeit eines Kometen 
kennen lernen kann, ist, wenn man ihn zwei oder mehrere Mal zu seiner 
Sonnennähe wiederkehren sieht; das ist, wenn man findet, dass das 
parabolische berechnete Stück einer Kometenbahn mit dem eines ehe 
mals berechneten in so fern übereinstimmt, dass man die sich etwa 
noch findenden Unterschiede als kleine, aus den anziehenden Kräften 
der übrigen Himmelskörper entstandene Verrückungen ansehen kann. 
Ist indess ein solcher Komet erst zwei Mal beobachtet worden, sind die 
Unterschiede in den Bestimmungsstücken beider Bahnen etwas gross, 
sind die Beobachtungen in einer oder beiden Erscheinungen nur un 
vollkommen, so darf man noch nicht mit Sicherheit die Zwischenzeit 
zwischen beiden Perihelien als die Umlaufszeit dieses Kometen ansehen. 
Es giebt noch nichts als eine mehr oder weniger wahrscheinliche Muth- 
maassung. Die Aehnlichkeit beider Kometen kann vielleicht nur schein 
bar, nur durch Fehler von Beobachtungen veranlasst sein, und vielleicht 
können auch zwei ganz verschiedene Kometen in der Nähe der Sonne 
ziemlich ähnliche Stücke sonst ganz unterschiedener Bahnen beschreiben. 
Soll man auf diese Muthmaassung rechnen können, will man sie 
zur Gewissheit erheben, so muss der Komet schon mehrmals gehörig
	        
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