Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

57. Ueber den Schweif des grossen Kometen von 1811. 
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der Kometenschweife zu erklären — doch so viele neue Ansichten über 
die Bildung derselben zu gehen, dass ich auf Ihre gütige Erlaubniss 
rechne, wenn ich Ihnen einige Folgerungen, die nach meiner Meinung 
unmittelbar aus dem, was wir gesehen haben und zum Theil noch sehen, 
abzuleiten sind, vorzulegen wage. 
In den ersten Tagen der Wiedererscheinung des Kometen hatte 
ich von Dämmerung, Mondschein und den Dünsten des nahen Horizonts, 
zum Theil auch von Witterung verhindert, nichts vom Schweife des 
Kometen wahrgenommen. Am 28. August Abends wurde ich zuerst von 
der Erscheinung überrascht, dass vor dem eigentlichen Kometen, nicht 
mit ihm zusammenhängend, ein parabolisch, oder damals vielmehr hyper 
bolisch gekrümmter lichter Reifen zu liegen schien. Die beiden Aeste 
dieses Reifens, jeder etwa 30' bis 40' im Kometensucher zu verfolgen, 
machten einen Winkel von 80° bis 85° mit einander. Der eine lag fast 
ganz horizontal, der andere mehrentheils vertikal. Voll Verwunderung 
über das mir unerklärbare Phänomen blieb ich die Nacht auf, um den 
Kometen etwas höher herauf am östlichen Horizont nach Untergang 
des Mondes zu sehen. Die Witterung blieb heiter, und nun sah ich 
um 2\ Uhr deutlich, dass der am vorigen Abend isolirt gesehene Reifen 
blos der hellere Rand des breiten Kometenschweifes war, der bei dem 
starken Mondenlichte allein sichtbar blieb, dass der Schweif aber nicht 
mit dem eigentlichen Körper des Kometen zusammenhing, sondern von 
diesem allenthalben, selbst gegen die Sonne zu, durch einen beträcht 
lichen dunkeln Zwischenraum getrennt war. Die beiden Aeste des 
parabolischen Reifens verliefen in den Schweif, der sehr breit war, mit 
seinem linken Rande an No. 64 im kleinen Löwen (nach Bode) streifte, 
mit dem rechten aber gegen im grossen Bären heraufstieg, den er 
jedoch nicht völlig erreichte. 
An den folgenden Abenden, da der Komet immer höher heraufkam, 
entwickelte sich die Gestalt des Kometen und seines Schweifes immer 
deutlicher, besonders als nach dem 7. September der Mond nicht mehr 
hinderlich war. Ich habe oft versucht, die Dimensionen der den Kopf 
des Kometen bildenden Theile zu nehmen, aber vorzüglich ist mir dies 
am 14. September geglückt, da der Komet bei dem heitersten Himmel 
mit vielen kleinen Sternen umgeben war, deren Lage unter einander 
und gegen den Mittelpunkt des Kometen ich kannte oder durch meine 
Beobachtungen bestimmte. 1 ) Diese Sterne dienten mir zu Vergleichs 
punkten, um darnach die Abmessungen des Kometenkopfes so genau zu *) 
*) Unter anderen gehörte dazn ein schöner Stern fast sechster Grösse, der wahr 
scheinlich Bode’s No. 265 Ursae majoris sein soll, und den ich sonst nirgends in der 
Histoire céleste als unter D’Agelet’s Beobachtungen fand. Bode giebt den Ort des 
Sterns nur beiläufig in ganzen Minuten, aber auch sehr unsicher an.
	        
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