57. Ueber den Schweif des grossen Kometen von 1811.
325
der Kometenschweife zu erklären — doch so viele neue Ansichten über
die Bildung derselben zu gehen, dass ich auf Ihre gütige Erlaubniss
rechne, wenn ich Ihnen einige Folgerungen, die nach meiner Meinung
unmittelbar aus dem, was wir gesehen haben und zum Theil noch sehen,
abzuleiten sind, vorzulegen wage.
In den ersten Tagen der Wiedererscheinung des Kometen hatte
ich von Dämmerung, Mondschein und den Dünsten des nahen Horizonts,
zum Theil auch von Witterung verhindert, nichts vom Schweife des
Kometen wahrgenommen. Am 28. August Abends wurde ich zuerst von
der Erscheinung überrascht, dass vor dem eigentlichen Kometen, nicht
mit ihm zusammenhängend, ein parabolisch, oder damals vielmehr hyper
bolisch gekrümmter lichter Reifen zu liegen schien. Die beiden Aeste
dieses Reifens, jeder etwa 30' bis 40' im Kometensucher zu verfolgen,
machten einen Winkel von 80° bis 85° mit einander. Der eine lag fast
ganz horizontal, der andere mehrentheils vertikal. Voll Verwunderung
über das mir unerklärbare Phänomen blieb ich die Nacht auf, um den
Kometen etwas höher herauf am östlichen Horizont nach Untergang
des Mondes zu sehen. Die Witterung blieb heiter, und nun sah ich
um 2\ Uhr deutlich, dass der am vorigen Abend isolirt gesehene Reifen
blos der hellere Rand des breiten Kometenschweifes war, der bei dem
starken Mondenlichte allein sichtbar blieb, dass der Schweif aber nicht
mit dem eigentlichen Körper des Kometen zusammenhing, sondern von
diesem allenthalben, selbst gegen die Sonne zu, durch einen beträcht
lichen dunkeln Zwischenraum getrennt war. Die beiden Aeste des
parabolischen Reifens verliefen in den Schweif, der sehr breit war, mit
seinem linken Rande an No. 64 im kleinen Löwen (nach Bode) streifte,
mit dem rechten aber gegen im grossen Bären heraufstieg, den er
jedoch nicht völlig erreichte.
An den folgenden Abenden, da der Komet immer höher heraufkam,
entwickelte sich die Gestalt des Kometen und seines Schweifes immer
deutlicher, besonders als nach dem 7. September der Mond nicht mehr
hinderlich war. Ich habe oft versucht, die Dimensionen der den Kopf
des Kometen bildenden Theile zu nehmen, aber vorzüglich ist mir dies
am 14. September geglückt, da der Komet bei dem heitersten Himmel
mit vielen kleinen Sternen umgeben war, deren Lage unter einander
und gegen den Mittelpunkt des Kometen ich kannte oder durch meine
Beobachtungen bestimmte. 1 ) Diese Sterne dienten mir zu Vergleichs
punkten, um darnach die Abmessungen des Kometenkopfes so genau zu *)
*) Unter anderen gehörte dazn ein schöner Stern fast sechster Grösse, der wahr
scheinlich Bode’s No. 265 Ursae majoris sein soll, und den ich sonst nirgends in der
Histoire céleste als unter D’Agelet’s Beobachtungen fand. Bode giebt den Ort des
Sterns nur beiläufig in ganzen Minuten, aber auch sehr unsicher an.