Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

82. Ausziig 1 aus einem Briefe, den Encke’schen Kometen betreffend. 383 
war durch meinen fünffüssigen Dollond, wenigstens mit meinen alternden 
Augen, auch bei dem heitersten Wetter, keine Spur davon zu sehen. 
Im Februar vereitelte alle Nachforschungen die glänzende Venus, die, 
da sie der Stelle, wo der Komet zu suchen war, auf ein paar Grade 
nahe stand, das Feld des Fernrohrs schon zu sehr erhellte, um einen 
so blassen Schimmer, wie ihn der Komet damals haben konnte, sichtbar 
werden zu lassen. 
Ich habe nicht gehört, dass irgend ein anderer Astronom glück 
licher gewesen ist, als ich, und so ist für uns Nord-Europäer alle Hoff 
nung verloren, den EüsrcKE’schen Kometen bei seiner diesmaligen Wieder 
kunft zu sehen. Aber im Süden von Europa darf man diese Hoffnung 
noch nicht aufgeben. Nur durch ein kleines Versehen sagt unser hoch 
verdienter Professor Encke (Astronomisches Jahrbuch für 1823, p. 220): 
Anfangs Juni gehe der Komet zugleich mit der Sonne unter. Man 
braucht nur einen Blick auf die von diesem vortrefflichen Astronomen 
selbst berechnete Ephemeride zu werfen, um zu sehen, dass die östliche 
Elongation des Kometen von der Sonne nach dem zweiten Drittel des 
April immer wieder zunimmt und gegen Ende Mai völlig so gross wird, 
wie die grösste Elongation des Merkurs in seinen mittleren Distanzen 
zu sein pflegt. Am 24. Mai, dem Tage der Sonnennähe, ist diese Elon 
gation schon auf 20^-° in der Rektascension angewachsen, und der 
Komet hat noch über 2° mehr nördliche Deklination als die Sonne. 
Seine Lichtstärke wird wenigstens die eines Sternes 5. Grösse und seine 
Helligkeit mehr als 3^ Mal grösser sein, wie sie am 5. Januar 1819 
war. Unter unseren Polhöhen wird er nun freilich der hellen Dämmerung 
wegen, in der er untergeht, nicht zu sehen sein: die Sonne vertieft sich 
zu langsam unter unserem Horizont. Aber auf den südlichen Stern 
warten, z. B. zu Marseille, la Marlia, Florenz, Neapel und besonders 
zu Palermo, wird er sich hoffentlich einem gut bewaffneten und sorg 
fältig forschenden Auge nicht entziehen, wenn ein freier und heiterer 
Horizont diese Nachforschungen begünstigt. Es ist sehr zu wünschen, 
dass die Astronomen des südlichen Frankreichs und Italiens diese Auf 
suchung des Kometen nicht versäumen mögen, sonst wird unsere Un 
geduld nicht allein noch sehr lange auf Nachrichten über die Wieder 
kunft des ENCKE’schen Kometen vom Kap oder Neuholland warten müssen, 
sondern auch gerade die Beobachtungen, die sich wahrscheinlich in Italien 
im Mai in der Nähe des Perihels machen lassen, wenn er auf der süd 
lichen Halbkugel unserer Erde noch gar nicht gesehen werden kann, 
müssen auch für die scharfe Bestimmung der diesmaligen Bahn wich 
tig sein.
	        
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