108. Auszug aus zwei Schreiben, den Biela’schen Koni, von 1826 (I) betreffend. 415
dieser Komet noch einst in einer ungemein grossen Nähe bei uns Vor
beigehen, ja unsere Erde mit seinem Dunstkreise berühren kann. So
äusserst, ja fast unendlich klein die Wahrscheinlichkeit eines solchen
Ereignisses für jeden einzelnen Umlauf des Kometen auch ist, so giebt
doch diese Möglichkeit der ganz genauen Berechnung der jedesmaligen
Bahn dieses Kometen und der scharfen Bestimmung aller Störungen,
die sie erleidet, ein verdoppeltes Interesse. — Die Ausdehnung der
Atmosphäre dieses Kometen ist, wie wir am 8. December 1805 gesehen
haben, sehr gross: wie gross wird sich erst bestimmen lassen, wenn
wir die Bahn, die der Komet damals beschrieben hat, genauer kennen.
Dasjenige hingegen, was einem festen Kern in diesem Kometen einiger-
maassen ähnlich sieht, aber gewiss dem bei weitem grössten Theile
nach nicht fest ist, wurde damals sehr klein gefunden.
Auch ist es wenigstens denkbar, dass unsere Nachkommen noch
dereinst eine Verfinsterung dieses Kometen durch den Erdschatten be
obachten und so die Frage über das eigenthümliche Licht der Kometen
völlig entscheiden können. Ueberhaupt wird der Umstand, dass dieser
Komet uns zuweilen beträchtlich nahe kommt, hoffentlich dazu beitragen,
uns die Natur dieser noch immer räthselhaften Weltkörper besser kennen
zu lehren.
In Bezug auf meinen Brief vom 24. April (Astronom. Nachrichten,
Bd. IV, No. 95, S. 501) bemerke ich noch Folgendes:
„Dass eine solche blos mögliche, aber sehr wenig wahrscheinliche
Berührung unserer Erde von der Atmosphäre des Kometen, wenn sie
auch einst geschehen sollte, weder für die Erde selbst, noch für ihre
Bewohner irgend erhebliche Folgen befürchten lasse, brauche ich wohl
kaum zu erinnern. Selbst auf die Witterung dürfte ein solcher Vorfall
immer unbedeutenden Einfluss haben. Mit Unrecht, wie ich glaube,
haben einige Physiker den trockenen Nebel oder Höhenrauch, der im
Sommer 1783 fast zwei Monate hindurch Europa, Syrien und Nord-
Afrika bedeckte, der Vermischung einer Kometenatmosphäre mit der
unsrigen zuschreiben wollen. Die so feine und durchsichtige Kometen
atmosphäre, durch die man auch die kleinsten Sterne sieht, kann un
möglich das Licht der Sonne in dem Grade schwächen und röthen, wie
es im Junius und Julius 1783 durch den Höhenrauch geschah.
Mit Verlangen sehe ich den ersten Resultaten von Clausen’s Rech
nungen und späteren Beobachtungen entgegen.
Ich lege einen Brief von Rümker bei, den ich dieser Tage erhalten
habe. Er enthält unter anderen Beobachtungen des von Gambart am
19. Mai 1825 entdeckten Kometen vom 9. bis 15. Julius. Ich weiss
nicht genau, wie lange dieser Komet in Europa beobachtet ist, kenne