132. Ueber die erste Entdeckung der Ceres.
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Olbers I
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physische Ursache anzugehen gesucht hat. Newton fand bekanntlich
eben in diesen geringen Inklinationen einen überzeugenden Beweis der
willkürlichen Anordnung eines allmächtigen Schöpfers. Immer ist es
also gar nicht bewiesen, dass nicht ein Planet eine Neigung von 11
bis 12 Graden haben könne. . . .“
Unsere Leser haben schon aus dem August-Hefte S. 159 gesehen, dass selbst
La Place diesen Einwurf geringe nennt. Aber mehr, und mit grösserem Rechte
sind die Meinungen über die Yermuthung getlieilt, dass das PiAzzi’sche Gestirn einerlei
mit dem Kometen von 1770 sein könnte. Dr. Olbers findet es durchaus nicht wahr
scheinlich. Er schreibt uns hierüber:
„An sich kann wohl der mit einer so ungeheuren Atmosphäre um
gebene Komet von 1770 sich nie als ein Stern 8. Grösse ohne allen
Nebel zeigen. Aber die Bahn des. Kometen von 1770 mag auch durch
den Jupiter verrückt sein, wie sie will, so muss sie noch immer in
einem Punkte der Bahn des Jupiters sehr nahe sein, folglich kann sie
durchaus keine Dimensionen annehmen, die mit den aus den PiAzzi’schen
Beobachtungen gefolgerten stimmen.“
[Monatliche Korrespondenz. Bd. V, S. 93. Januar 1802.]
„Sie scheinen wirklich bisweilen etwas zweifelhaft zu werden, da
sich die Ceres uns so lange verbirgt. Aber ich halte noch immer fest .im
Glauben, und meine Ueberzeugung wanket nicht. Sind die PiAzzi’schen
Beobachtungen, wie gar nicht zu zweifeln ist, wahr und richtig, so folgt
mit mathematischer Gewissheit, das Gestirn, das Piazzi beobachtete,
ist ein zwischen Mars und Jupiter sich bewegender Planet. Und warum
zweifelt man denn schon so sehr an dem Dasein der Ceres? Weil man
sie noch nicht gefunden hat? Dies wundert mich gar nicht. Wie äusserst
klein musste nicht bisher die Ceres noch aussehen, und was für ab
scheuliches Wetter haben wir nicht, hier wenigstens, im Oktober und
November gehabt? Giebt der Himmel im December nur heiteres Wetter,
so scheint es mir fast unmöglich, dass er uns entgehen könne.“
Auch Dr. Olbers fand bei seinen Nachsuchungen mehrere ver
dächtige Sterne auf dem Breiten-Parallel der Ceres, aber sie legitimirten
sich in den folgenden Beobachtungen zu gewöhnlichen Fixsternen. Bei
dieser Gelegenheit fand er, dass No. 328 nach Bode’s neuem Sternver
zeichnisse, ein Stern, den Professor Bode selbst bestimmt hat, am
Himmel fehle. Auch glaubt Dr. Olbers, soviel er hat nachforschen
können (die Revision sei aber noch nicht genau genug gewesen), dass
die Ceres unter den 50 000 La LANDE’schen Sternen nie sei mit be
obachtet ivorden. Immer stand sie in anderen Zonen, als gerade durch
sucht wurden.