136. Entdeckung 1 und Beobachtungen der Pallas.
477
in den Elementen hinreichend sein wird, diese kleinen Abweichungen
ganz wegzuschaffen.
Ich hoffe, die Pallas bis zum Julius zu sehen. Dr. Gattss werde
ich die Mühe und die Ehre der Bestimmung der Pallasbahn allein über
lassen. Es würde in mehr als einer Hinsicht vergebliche Arbeit sein,
darin mit diesem grossen Messkünstler wetteifern zu wollen.
Gewiss bleibt also die Pallasbahn eine Ellipse von nicht viel
grösserer Excentricität, als die Merkursbahn, von einer mit der Ceres
bahn beinahe gleich grossen Axe. Die Bahnen der Ceres und Pallas
schlingen sich nicht, gleich zwei Kettengliedern durch einander, wie ich
Ihnen das vorige Mal schrieb, sondern die mehr längliche und mehr
excentrische Lage der Pallasbahn liegt bei beiden Knoten mit der Ceres
bahn innerhalb dieser letzteren. — Beim IS der Pallasbahn mit der
Ceresbahn kommen sich beide Bahnen ungemein nahe; doch kennen wir
beide Bahnen noch nicht genau genug, um bestimmen zu können, ob hier
ein wirklicher Durchschnitt Statt findet, oder wenigstens ehemals Statt
gefunden hat, ehe die perturbirenden Kräfte der übrigen Planeten, beson
ders des Jupiters, die respektive Lage beider Bahnen gegen einander änderte.
Wo bleibt hier, fragen Sie, die Analogie? wo die schöne regel
mässige Ordnung, die die Planeten bisher in ihren Abständen zu beob
achten schienen? Noch ist es, glaube ich, zu früh, darüber philosophiren
zu wollen. Noch müssen wir nur beobachten und die Bahn bestimmen,
um sichere Gründe zu unseren Muthmaassungen zu haben. Dann werden
wir vielleicht entscheiden, oder doch als wahrscheinlicher ausmachen
können, ob Ceres und Pallas immer so getrennt in friedlicher Nachbar
schaft ihre jetzige Bahnen durchlaufen haben, oder ob beide nur Trüm
mer, nur Stücke eines ehemaligen grösseren Planeten sind, den irgend
eine grosse Katastrophe zersprengte.
Doch, wie gesagt, ich gebe dies noch für gar nichts, selbst nicht
einmal für eine Muthinaassung aus. Aber sonderbar ist doch die Klein
heit beider Weltkörper, die Herschel in seinen Teleskopen noch ungleich
kleiner findet, als unser Oberamtmann Schröter, sonderbar die öftere
Veränderung ihrer Lichtstärke, die auf eine unregelmässige, nicht runde
Figur zu deuten scheint, und sonderbar ist es wenigstens mir, dass in
derselben Himmelsgegend ein Stern 8. Grösse fehlt, der nach der Histoire
celeste gewiss am 10. April 1796 beobachtet worden ist, und weder
Pallas noch Ceres gewesen sein kann.
Ob wir Pallas in den nächsten beiden Jahren Wiedersehen werden,
bleibt noch ungewiss, weil sie in beiden Jahren in der Nähe ihrer Sonnen
ferne auch selbst bei der Opposition weit von der Erde entfernt bleibt.
Am 28. März 1802, wie Pallas entdeckt wurde, war ihr Abstand von
der Erde = 1,38, jetzt ist er = 2,10, und in der Mitte des Junius wird