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Fixsterne, Nebelflecke, Sternschnuppen, Sonne und Mond.
der Meteore in der Nacht vom 10. bis 11. August sehr grossartige An
stalten treffen. Jedes der sechs gegen NW, N, NO, SO, S, /SW ge
richteten Fenster der Sternwarte konnte mit zwei oder drei derjenigen
Zuhörer des Professors besetzt werden, die mit dem gestirnten Himmel
am vertrautesten waren, die übrigen bildeten Ablösungsposten bei den
gegen N und S stehenden Uhren. Die Wahrnehmung einer Stern
schnuppe verkündigte jedes Mal der Beobachter laut, mit Benennung
des Fensters; der Uhrposten merkte die Zeit, gab laut die Nummer
der Sternschnuppe zurück und registrirte dann sogleich die Uhrzeit und
Fenster. Der Beobachter aber notirte die erhaltene Nummer und zu
derselben Grösse, Dauer, besondere Merkmale und Weg der Stern
schnuppe am Himmel, welcher, kontrollirt von seinem Mitbeobachter, un
verzüglich in die Sternkarte mit Sorgfalt eingezeichnet wurde. Der
Direktor konnte nur selten einmal, bei augenblicklicher Ausfüllung einer
Lücke an einem Fenster, selbst eine Beobachtung machen, da die Leitung
des Ganzen wichtiger war und gesorgt werden musste, dass kein Fenster
lange unbesetzt blieb, und bald hier, bald dort ein Zweifel zu lösen
vorkam. So wurden denn gegen Norden 324, gegen Süden 224 Stern
schnuppen aufgezeichnet, von denen aber 12 gleich als identisch erkannt
abgezogen werden müssen, so dass nur 536 bleiben. 1 ) Unter diesen war
eine kleine Feuerkugel, 16 waren so gross als Venus, 24 wie Jupiter,
117 gleich Sternen erster, 216 zweiter, 129 dritter Grösse und 33 kleine.
Die ersten 150 Sternschnuppen wurden in 2 Stunden 14' 58", die zweiten
in 1 Stunde 16' 16", die dritten in 1 Stunde 16' 0" und die übrigen 98
in 1 Stunde 19' 21" angemeldet. So sehr es danach scheint, als wenn
die Frequenz der Sternschnuppen von 11^ Uhr bis 14 Uhr viel grösser
gewesen sei, als vorher und nachher, so muss man doch bedenken, dass
in der ersten Periode Mondschein und Dämmerung, in der letzten die
anfangende Morgendämmerung den Wahrnehmungen dieser Meteore
hinderlich waren. Auch hier wird also die grössere Frequenz der
Sternschnuppen vor Mitternacht nicht bestätigt.
Nicht blos auf Breslau beschränkte sich das Verdienst des so
thätigen und umsichtigen Herrn von Bogtjslawski bei diesen Beobach
tungen des 10. bis 11. August, auch in den umliegenden Orten hatte
er Freunde der Naturkunde zu gleichzeitigen Beobachtungen veranlasst.
So erhielt er aus Oels 5 von dem dortigen Herrn Professor Bredow,
aus Mirkau von dem schon ehemals mit Brandes gemeinschaftlich be
obachtenden Herrn Professor Dr. Scholtz 22, aus Habelswerdt von dem
Herrn Rektor Marschner 51 in Sternkarten eingezeichnete Bahnen von
9 Wenn unter diesen auch später noch einige als identisch befunden werden
sollten, so sind doch gewiss noch mehrere unbemerkt und also unaufgezeicknet geblieben.