Full text: Gesammelte Werke (1. Band)

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Vermischtes in Briefen. 
folglich auch X' >> X, und die fallende Kugel wird also, wie es scheint, 
vom Lothe gegen Süden abweichen um die Grösse 
So scheinbar dies Raisonnement auch ist, das mich um so leichter 
verführte, da die nach dieser Formel berechnete Abweichung nach 
Süden genau mit den in Bologna und Hamburg angestellten Erfahrungen 
übereinstimmt, so ist es doch unrichtig. Mit Recht erinnerte Dr. Gauss, 
dass, sobald man den Widerstand der Luft in Betrachtung zieht, es 
nicht mehr erlaubt ist, anzunehmen, die Kugel bleibe während des 
Falls in der Ebene eines grössten Kreises. Vielmehr wird der Wider 
stand der Luft die Kugel während des Fallens gerade um die Grösse 
X’ — X aus dieser Ebene nach Norden drücken, und dadurch jene ver 
meintliche südliche Abweichung völlig aufheben. 
Dies lässt sich leicht so beweisen. Das gefundene /' ist die Ab 
weichung nach Süden vom Punkte B, wenn man den Widerstand der 
Luft nicht in Betrachtung zieht. Es war aber oben 
Damit wird 
Nun ist t-g' die Höhe, durch die die Kugel im leeren Raume 
während der Zeit t fällt. Die Kugel wird also (die kleine östliche Ab 
weichung, die hier nichts ändert, bei Seite gesetzt) genau in der Rich 
tung des Loths herabfallen. An dieser Richtung des Falls kann der 
Widerstand der Luft nichts ändern, da die Luft gegen das Loth in 
relativer Ruhe ist und jener Richtung gerade entgegenwirkt. Aber 
in der Luft fällt die Kugel wegen des Widerstandes in der Zeit t nicht 
durch den Raum t*g', sondern nur durch den Raum a. Folglich ist in 
der widerstehenden Luft X' nicht =i 2 </tang£, sondern 
= a tang q — 
Mithin ist X' — X, und X' — X = 0, oder es findet wegen der Rotation 
der Erde keine Abweichung nach Süden Statt. 
Die Rotation kann also die zu Hamburg und Bologna beobachtete 
Abweichung nach Süden nicht erklären. Auf das Gesetz des Wider 
standes kommt es dabei gar nicht an. Die kleine Abweichung nach 
Süden, die man finden wird, wenn man den Umstand mit in Betrach 
tung zieht, dass die Centrifugalkraft oben in m etwas grösser ist, als 
in R, wird für unsere Sinne völlig unmerklich.
	        
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