202. Abermalige Erklärg. über die durch d. sog. Magnetismus vorgenomm. Kuren. 687
’) Wienholt’s Erfahrungen, p. 34, 70 der ersten Ausgabe.
füg’te ausdrücklich hinzu, dass die Paroxismen noch immer so gut wäh
rend des Magnetisirens als ausser demselben kämen, und gar nicht damit
zusammen zu hängen schienen. Jene heftige Tirade, wozu das Wort
delirium Gelegenheit giebt, habe ich nicht zu verantworten, da ich ganz
vollständig die Remissionen und Exacerbationen des remittirenden Fie
bers angab, wovon das Phantasiren nur ein Symptom war. Dass unsere
beiden ersten Kranken wirklich mit Fieber, das mit delirium verbunden
war, in den Zustand des magnetischen Schlafs übergingen, 1 ) schien mir
damals merkwürdiger als jetzt, da ich weiss, dass dies nur etwas Zu
fälliges und Individuelles gerade bei diesen Kranken war, und sonst
äusserst selten oder nie beobachtet worden ist.
Die Wörter Ekstase, Divination u. s. w. habe ich allerdings ge
braucht. In der langen Unterredung von einer Stunde war es freilich
keine Zeit, erst weitläufig den Begriff von Worten zu untersuchen, die eine
Sache bezeichnen sollten, für die man noch keinen schicklichen Namen
hatte. Ich wählte die, die mir noch am brauchbarsten, und der zu bezeich
nenden Sache entweder am angemessensten schienen, oder von anderen
Schriftstellern schon in eben der Absicht gebraucht worden waren, ohne
diesen Namen im Geringsten als Definitionen der zu bezeichnenden Sache
anzusehen. Dass weder Entzückung und Ekstase, noch Schlaf u. s. w.
richtige Benennungen des Zustandes sind, den das Magnetisiren hervor
brachte, hat Herr Dr. Wienholt gezeigt. Unmöglich konnte ich ver-
muthen, dass man aus den Wörtern solche Folgerungen ziehen würde,
da ich das, was damit angedeutet werden sollte, zugleich so umständ
lich beschrieb, als es die Zeit nur zuliess. Bei der sogenannten Divi
nation lässt mir Herr Pastor Nicolai selbst die Gerechtigkeit wider
fahren, ich hätte sie nicht ausser dem Wirkungskreise der Patientin
gesetzt; wie kann er denn Divination durch Weissagen übersetzen, und
aus diesem vorgebliche Weissagungen argumentiren?
Nur in einem einzigen Umstande habe ich Herrn Pastor Nicolai
irre geführt, und dies gestehe ich aufrichtig, indem ich ihm sagte, es
sei absichtlich auf die Einbildungskraft der ersten Patientin gewirkt
worden. Und dies glaubte ich wirklich, ob ich gleich nun weiss, dass
es nicht geschehen ist.
Ich hatte diese Kranke nämlich bis im Mai 178(5 regelmässig mit
Herrn Dr. Wienholt besucht; damals raubte mir ein bösartiges Fieber
meine geliebte Gattin. Sie war zugleich eine vertraute Freundin unserer
Kranken, und die Nachricht von ihrem Tode hatte eine fürchterliche
Wirkung auf die Vermehrung ihrer Krämpfe. Seitdem sah ich sie nicht
eher wieder, als bis sie in den magnetischen Schlaf gefallen war; eine