202. Abermalige Erklärg. über die durch d. sog. Magnetismus vorgenomm. Kuren. 695
die übrigens der Aufklärung ebenso Freund, der Schwärmerei, mystischem
und theosophischem Unsinn ebenso Feind sind, als Herr Biestee, wenn
sie gleich für die eine und gegen die andere nicht so thätig sein können,
vielleicht auch nicht immer auf die Art thätig sein möchten, als er.
Herr Biestee nennt meine Klagen über die anonymen Briefe selt
sam; wenn Falsa darin wären, sagt er, dürften diese ja nur widerlegt
werden. Mich dünkt, auf ähnliche Art Hesse sich auch jedes Pasquill
entschuldigen; der Beleidigte kann ja nur seine Widerlegung dabei heften!
Es wäre traurig, wenn jeder namenlose Briefsteller das Recht hätte,
mich über Dinge, die ich gesagt oder gethan haben soll, öffentlich an
zuklagen, und ich mich immer vertheidigen müsste. Er nenne sich,
wenn seine Beschuldigungen Glauben verdienen sollen, und seine gerechte
Beschämung, wenn er Unwahrheiten vorgebracht hat, schütze mich
gegen alle muthwillige und unnöthige Plackereien.
Ich hoffe nicht, Herrn Biestee durch diese freimüthige Aeusserung
missfallen zu haben; und ebenso leid sollte es mir thun, wenn ich Herrn
Pastor Nicolai durch eine Erklärung beleidigt haben sollte, die er selbst
mir abgenöthigt hat. Gewiss war dies meine Absicht nicht. Die Freund
schaft, mit der er mich bisher beehrte, war mir immer schätzbar; und
ich kann Personen und Sachen zu gut unterscheiden, als dass es meine
Hochachtung gegen ihn im geringsten schwächen sollte, dass er über
den Magnetismus anders denkt als ich.
Ich bin eben nicht gesonnen, mir auf die Zukunft ein beständiges
Stillschweigen in Ansehung des Magnetismus aufzulegen, vielmehr werde
ich es für meine Schuldigkeit halten, wo ich glaube, etwas zur Auf
klärung und Bestätigung einer so nützlichen Wahrheit beitragen zu
können, laut und öffentlich zu sprechen. Aber schwerlich werde ich
wieder über unsere drei bekannt gemachten Beobachtungen schreiben.
Sie haben ein zu kleines Verhältnis zu der grossen Zahl wichtiger,
lehrreicher und entscheidender Versuche, die über die Wirksamkeit des
Magnetismus angestellt sind, als dass es für das Publikum interessant
sein könnte, über jeden kleinen, geringfügigen Umstand weitläufige
Dissertationen zu lesen, und alle kleinen Schikanen, die sich die Gegner
etwa dabei erlauben möchten, umständlich widerlegt zu sehen. Mit
unnützen Dingen verderbe ich meine Zeit so ungern, als irgend Jemand;
und sie scheint mir zu einer Fehde, die blos den Lesegesellschaften
einige Augenblicke Unterhaltung gewähren kann, ohne etwas Wesent
liches über die Sache selbst auszumachen, zu schlecht angewandt. Es
könnte also leicht sein, dass ich demjenigen, dem eine solche Fehde
für sich anständiger scheinen mag, als mir, gern das letzte Wort be
halten Hesse.