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Müller und Kempf, Photometrische Durchmusterung
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Die vorangehende Zusammenstellung der sämmtlichen Zonenbeobachtungen giebt unmittelbar
Veranlassung zu einigen Untersuchungen, die für die Beurtheilung der Zuverlässigkeit unserer Resultate
nicht ohne Interesse sein dürften.
Zunächst liefern die am Anfang, in der Mitte und am Ende jeder Zone angestellten Vergleich
sternbeobachtungen ein vortreffliches Mittel, uns von der Unveränderlichkeit der Lampenhelligkeit,
sowie von der gleichmässigen Auffassung der Beobachter während der Zeitdauer einer Zone zu über
zeugen. Plötzliche Schwankungen in der Intensität der künstlichen Sterne sind, da die Lampen in
den beiden angewandten Photometern vortrefflich gegen Luftzug geschützt sind, als vollkommen aus
geschlossen zu betrachten, und es wäre höchstens denkbar, dass die Petroleumflamme im Laufe eines
Abends und auch schon während des Zeitraums von 35 Minuten, den durchschnittlich die Beobachtung
einer Zone in Anspruch nimmt, ganz allmählich an Helligkeit abnähme. Andrerseits könnte man sich
vorstellen, dass die Beobachter am Anfang der Zone die Gleichheit der wirklichen und künstlichen
Sterne etwas anders beurtheilten als am Schluss der Zone, wo das Auge durch die anstrengende
Beobachtung meistens schon ein wenig abgestumpft ist. In beiden Fällen müsste sich in den drei
unterhalb jeder Zone abgedruckten Zahlenwerthen, welche für Anfang, Mitte und Ende der Zone das
Mittel aus den Helligkeitslogarithmen der beiden benutzten Hauptsterne angeben, irgend ein gesetz-
mässiger Gang zeigen, und es würde dann natürlich nicht statthaft sein, zur Ableitung der Helligkeit der
einzelnen Zonensterne das Gesammtmittel aus allen Vergleichsternmessungen zu benutzen. Um die Frage
zu entscheiden, haben wir bei sämmtlichen Zonen, bei denen zwei Vergleichsterne am Anfang, in der
Mitte und am Ende beobachtet sind, die Abweichungen der drei in Betracht kommenden Einzelmittel von
dem zur Reduction der Zonensterne benutzten Hauptmittel gebildet und zwar im Sinne: »Einzelmittel-
Hauptmittel«. Wenn nun ein regelmässiger Gang in den Werthen vorhanden wäre, so müsste sich
derselbe in dem Uebenviegen des einen oder anderen Vorzeichens bei den Abweichungen zu erkennen
geben, und es würden also beispielsweise, falls die Helligkeit der Lampe während der Dauer einer
Zone allmählich abnähme, bei den Anfangsmessungen der Vergleichsterne hauptsächlich negative Ab
weichungen, bei den Schlussmessungen dagegen überwiegend positive Abweichungen auftreten. Das
Ergebniss der Untersuchung ist das folgende. Unter den 622 Zonen, welche sich für den vorliegenden
Zweck verwerthen lassen, finden sich
bei den Anfangsmessungen 31g positive und 303 negative Abweichungen
bei den Messungen in der Mitte 292 » » 330 » »
bei den Schlussmessungen 323 » » 299 » »
Bildet man ferner noch die algebraischen Summen der Abweichungen und daraus die durch
schnittlichen Abweichungen für eine einzelne Zone, so erhält man, in Grössenclassen umgewandelt,
Summe der
Abweichungen
Durchschnitts
werth
bei den Anfangsmessungen 4-2.83 -f- 0.005
bei den Messungen in der Mitte — 3.77 — 0.006
bei den Schlussmessungen 4-1.05 4 “ 0.002
Es geht daraus hervor, dass an keiner Stelle ein bestimmtes Vorzeichen in auffallendem Grade
überwiegt und dass ein reglmässiger Gang zwischen den Einzelmitteln der Vergleichsterne, sei es
infolge von Helligkeitsschwankungen der Photometerlampe, sei es wegen Aenderung in der Auffassung
der Beobachter, sicher nicht stattfindet. Die Abweichungen werden als durchaus zufällige betrachtet
werden dürfen, und gegen die Verwendung des Gesammtmittels der Vergleichsternmessungen zur
Reduction der einzelnen Zonensterne dürfte schwerlich etwas einzuwenden sein. Um nichts ausser
Acht zu lassen, haben wir übrigens noch diejenigen Zonen besonders geprüft, welche am Beginn eines