XII.
Strahlungsmessungen.
Bericht von Br. Seegert.
Das Instrumentarium für die Messung der Sonnenstrahlung bestand aus einer von der Firma
Siemens & Halske geliehenen Vakuumthermosäule nach Dr. Voege mit vier Elementen
und etwa 15 & Widerstand in Verbindung mit einem Galvanometer nach Deprez-d’Arson-
valschem Prinzip. Der Widerstand der Spule war so bemessen, daß das Instrument noch
für Messungen nach der ballistischen Methode gebraucht werden konnte. Die Ablesungen
geschahen mit Fernrohr und Skala.
Die Thermosäule war zum Schutz gegen äußere thermische Einflüsse in einem großen
Weißblechzylinder eingebaut, der vorn durch zwei hintereinander gestellte, pneumatisch zu
öffnende Sektorenverschlüsse abgeschlossen war. Die Räume zwischen Thermosäule und Blech
zylinder waren gut mit Watte gefüllt. Der ganze Apparat wurde durch ein kleines parallaktisch
montiertes Fernrohr mit Uhrwerk der Sonne nachgeführt.
Es war ursprünglich beabsichtigt, die Abnahme der Sonnenenergie für verschiedene
Spektralbezirke unter Benutzung vorgeschalteter Filter zu messen. Wir begnügten uns aber
schließlich mit der Messung der Gesamtenergie, soweit sie durch die dünne Glaswand der Thermo
säule hindurchgelassen wurde.
Bei unverfinsterter Sonne mußten dem Galvanometer etwa 9000 vorgeschaltet werden,
um meßbare Ausschläge zu erhalten. In dem Maße, wie die Sonnenenergie abnahm, wurde
der Widerstand stufenweise ausgeschaltet. Während der Totalität sollte ohne bzw. mit sehr
kleinem Vorschaltwiderstand gearbeitet werden.
Die Eichung des thermoelektrischen Apparates geschah im Laboratorium. Als Stromquelle
diente eine lOOOkerzige Halbwattlampe L, die durch eine Akkumulatorenbatterie gespeist wurde.
Die auf die Thermosäule fallende Energie wurde durch einen rotierenden Sektor S meßbar
variiert. Es wurde nun bei einem bestimmten, während der Beobachtung benutzten Wider
stand W im Thermokreise und bei sonst gleichen Versuchsbedingungen der Zusammenhang
zwischen Energie und Ausschlägen für möglichst viele Werte gemessen und in einer Kurve dar
gestellt. Darauf wurde der nächste in Betracht kommende Widerstand in den Thermokreis ein
geschaltet und einige Messungen bei Galvanometerausschlägen gemacht, die innerhalb des vorher
gemessenen Bereiches lagen. Der Sektor mußte dementsprechend klein gewählt werden, wenn
der neue Widerstand kleiner war als der vorher benutzte. Alsdann wurde die Lampe L in eine
neue Stellung gebracht, so daß bei ungeschwächter Energie die Ausschläge des Galvanometers
den Bereich der bei den Beobachtungen erhaltenen umfaßte. Man erhält auf die Weise leicht
die Koeffizienten, mit denen die bei verschiedenen Vorschaltwiderständen gemessenen Aus
schläge multipliziert werden müssen, um vergleichbare Energiewerte zu geben. Das Verfahren
ist etwas umständlich, doch wird man von allen möglichen anderen Voraussetzungen frei.
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