Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

XII. 
Strahlungsmessungen. 
Bericht von Br. Seegert. 
Das Instrumentarium für die Messung der Sonnenstrahlung bestand aus einer von der Firma 
Siemens & Halske geliehenen Vakuumthermosäule nach Dr. Voege mit vier Elementen 
und etwa 15 & Widerstand in Verbindung mit einem Galvanometer nach Deprez-d’Arson- 
valschem Prinzip. Der Widerstand der Spule war so bemessen, daß das Instrument noch 
für Messungen nach der ballistischen Methode gebraucht werden konnte. Die Ablesungen 
geschahen mit Fernrohr und Skala. 
Die Thermosäule war zum Schutz gegen äußere thermische Einflüsse in einem großen 
Weißblechzylinder eingebaut, der vorn durch zwei hintereinander gestellte, pneumatisch zu 
öffnende Sektorenverschlüsse abgeschlossen war. Die Räume zwischen Thermosäule und Blech 
zylinder waren gut mit Watte gefüllt. Der ganze Apparat wurde durch ein kleines parallaktisch 
montiertes Fernrohr mit Uhrwerk der Sonne nachgeführt. 
Es war ursprünglich beabsichtigt, die Abnahme der Sonnenenergie für verschiedene 
Spektralbezirke unter Benutzung vorgeschalteter Filter zu messen. Wir begnügten uns aber 
schließlich mit der Messung der Gesamtenergie, soweit sie durch die dünne Glaswand der Thermo 
säule hindurchgelassen wurde. 
Bei unverfinsterter Sonne mußten dem Galvanometer etwa 9000 vorgeschaltet werden, 
um meßbare Ausschläge zu erhalten. In dem Maße, wie die Sonnenenergie abnahm, wurde 
der Widerstand stufenweise ausgeschaltet. Während der Totalität sollte ohne bzw. mit sehr 
kleinem Vorschaltwiderstand gearbeitet werden. 
Die Eichung des thermoelektrischen Apparates geschah im Laboratorium. Als Stromquelle 
diente eine lOOOkerzige Halbwattlampe L, die durch eine Akkumulatorenbatterie gespeist wurde. 
Die auf die Thermosäule fallende Energie wurde durch einen rotierenden Sektor S meßbar 
variiert. Es wurde nun bei einem bestimmten, während der Beobachtung benutzten Wider 
stand W im Thermokreise und bei sonst gleichen Versuchsbedingungen der Zusammenhang 
zwischen Energie und Ausschlägen für möglichst viele Werte gemessen und in einer Kurve dar 
gestellt. Darauf wurde der nächste in Betracht kommende Widerstand in den Thermokreis ein 
geschaltet und einige Messungen bei Galvanometerausschlägen gemacht, die innerhalb des vorher 
gemessenen Bereiches lagen. Der Sektor mußte dementsprechend klein gewählt werden, wenn 
der neue Widerstand kleiner war als der vorher benutzte. Alsdann wurde die Lampe L in eine 
neue Stellung gebracht, so daß bei ungeschwächter Energie die Ausschläge des Galvanometers 
den Bereich der bei den Beobachtungen erhaltenen umfaßte. Man erhält auf die Weise leicht 
die Koeffizienten, mit denen die bei verschiedenen Vorschaltwiderständen gemessenen Aus 
schläge multipliziert werden müssen, um vergleichbare Energiewerte zu geben. Das Verfahren 
ist etwas umständlich, doch wird man von allen möglichen anderen Voraussetzungen frei. 
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