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10 Die Auswahl des Beobachtungsplatzes.
weisen, daß in Südrußland zur fraglichen Zeit schlechtes Wetter, in Nordnorwegen gutes
Wetter herrschte, und daß dadurch gerade die norwegische Beobachtung von größter Be
deutung wurde.
Daß später durch die Entwickelung der kriegerischen Ereignisse speziell für eine deutsche
Expedition die Verhältnisse in Nordnorwegen sich verhältnismäßig günstig gestalteten, daß
ihr die Ausführung ihres Programmes, wenn auch mit Beschränkungen, ermöglicht werden
würde, während die sonstigen deutschen Expeditionen in Rußland nicht beobachten konnten
und auch sonst mehr als unangenehme Erfahrungen machen mußten, daß die russische Gast
freundschaft vor den politischen Verhältnissen überraschend schnell sich in das Gegenteil ver
wandelte, war natürlich nicht vorauszusehen. —
Die Rechnung ergab, daß die Totalitätslinie, die, vom Atlantischen Ozean kommend,
die norwegische Westküste etwa unter dem 66° n. B. erreicht, durch die Mitte der ziemlich
bevölkerten Insel Aisten verläuft, dann, die Küstengebirge überschreitend, etwas südlich der
Stadt Mosjöen noch einmal eine verhältnismäßig günstige Gegend berührt, und jenseits des
fast unbewohnten, schwer zugänglichen und auf keiner fahrbaren Straße erreichbaren Hoch
gebirges das schwedische Stufenland durchschneidet. Auf Aisten bot sich als Stützpunkt der
Hafenort Sandnessjöen dar, der wöchentlich fünfmal von Drontheim aus in etwa 20stündiger
Seefahrt erreicht werden kann, während Drontheim selbst auf dem Landwege mit Kristiania,
oder auf dem Seewege mit Hamburg verbunden ist. Von Sandnessjöen aus kann man täglich
mittels eines Lokaldampfers nach Mosjöen und von dort aus auf einer Kunststraße in das
untere Vefsental gelangen.
Das Studium der fraglichen Sektionen der Karte der Norwegischen Landesvermessung,
in die die errechnete Totalitätslinie eingetragen wurde, ergab, daß Mosjöen und seine Um
gebung gewiß keine empfehlenswerten Beobachtungspunkte darbieten konnten, da der Ort
unmittelbar am Fuße hoher Gebirgszüge, die bis 900 m ansteigen, und die nach Süden zu den
freien Himmel einschränken, gelegen ist. Diese Gebirgszüge erschienen auch insofern als eine
bedenkliche Nachbarschaft, als sie bei den vorherrschenden feuchten Westwinden auch bei
günstiger Wetterlage Herde hartnäckiger Kondensationswolken sein können, die bei im übrigen
klarem Himmel gerade Beobachtungsorte im Vefsental beschatten. Demgegenüber erscheint
das breite, verhältnismäßig flache westliche Vorland der Insel Aisten günstiger, da es-nur von
niedrigen, in der Richtung NO—SW streichenden Höhenzügen durchzogen wird, während
der Hauptgebirgszug der Insel, die Sieben Schwestern (1060 m), genügend weit entfernt ist,
um die Störung durch Kondensationswolken weniger bedenklich erscheinen zu lassen. Dazu
kommt, daß seewärts der Insel Aisten auf der Insel Donna eine Reihe von bedeutenden Hoch
gipfeln aufragt, die, westlich gelegen, die meteorologischen Verhältnisse des Ortes bei West
winden nur günstig beeinflussen konnten.
Das Studium des Staatshandbuches ,,Norges Land og Folk“ ergab zudem, daß sich in
Sandnessjöen eine mechanische Werkstatt, eine Schiffswerft, ein weitläufiges Hafenbollwerk,
an dem die Ozeandampfer unmittelbar anlegen können, und zahlreiche Handwerker befanden.
Ferner gibt es in Aisten zwei fahrbare Straßen: Den Hauptweg, der quer über die ganze Insel
von Sandnessjöen bis Alstahaug führt und die Totalitätszone senkrecht schneidet, und außer
dem eine allerdings nur 2 km lange, von Sandnessjöen etwas über die Kirche Stainnes hinaus