Die Auswahl des Beobachtungsplatzes.
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führende Straße. Dieser letztere Weg verbindet den Hauptort mit einer Reihe unmittelbar
südlich gelegener Bauernhöfe dicht an der See auf flachem Terrain. Auf der ganzen Insel ver
streut, sowohl nördlich wie südlich der eigentlichen Totalitätslinie und unmittelbar auf der
selben liegen zahlreiche Bauernhöfe.
Briefliche Anfragen bei dem pastor loci Luncke ergaben, daß die Ausführung der nötigen
Bauarbeiten auf Aisten keine Schwierigkeiten machen würde, da sie sehr wahrscheinlich dem
,,Baumeister“ Dahlen übergeben werden könnten, dessen großes Besitztum genau auf der
erreclmeten Totalitätslinie liegt.
Um festzustellen, ob der drahtlose Empfang des Zeitsignales mittels des geplanten Appa
rates unter Benutzung einer Erdantenne sowohl von Norddeich wie vom Eiffelturm möglich,
um den besten Platz für die Station auszusuchen, die Bauerlaubnis vom Grundbesitzer zu
erwirken, mit den Handwerkern die nötigen Abmachungen zu treffen, mit den Ortsbehörden
Rücksprache zu nehmen und Unterkunft für die Teilnehmer zu sichern 1 ), wurde beschlossen,
im März 1914 eine Erkundungsreise nach Sandnessjöen zu unternehmen. Zwecks Zeitersparnis
konnte bei dem geringen Gewicht des mitzuführenden Gepäcks der Landweg über Drontheim
benutzt werden.
Am 14. März traten Miethe und Seegert die Reise über Saßnitz-Trelleborg zunächst
nach Kristiania an. Die zollfreie Einfuhr des Gepäcks wurde durch Vermittelung der deutschen
Regierung und der Gesandtschaft in Kristiania erreicht. An Apparaten wurde eine transportable
drahtlose Station von Huth, die nötige Menge (800 m) Gummiaderdraht von 1 qmm Kupfer
querschnitt, Summer, Kondensatoren, Handwerkzeug, ein einfaches Winkelmeßinstrument,
Bussole usw. mitgeführt. Dazu kam eine kleinere photographische Ausrüstung und warme
Winter- und Regenkleidung.
In Kristiania wurden in der deutschen Gesandtschaft einige nötige Besprechungen ab
gehalten und dann die Reise nach Drontheim fortgesetzt, wo der Dampfer „Erling Jarl“ pünkt
lich erreicht wurde. Am Abend des 17. kamen wir nach sehr interessanter, stürmischer Fahrt
längs der gebirgigen, winterlichen Küste nach Rörvik in die Schären und landeten am 18. März
gegen 3 Uhr in der Frühe in Sandnessjöen, wo wir vorbestellte Unterkunft im „Grand-Hotel“
vorfanden.
Während unseres Aufenthaltes in Sandnessjöen hatten wir, entgegen unseren Erwartungen,
dauernd sehr kaltes Wetter mit vielfach starken bis stürmischen Ost- und Nordostwinden,
die auch bei klarem Himmel große Mengen feinen Schnees von dem Gebirge im Osten über die
Insel wehten, so daß die Fernsicht oft ganz im Schneerauch verschwand. Gegen Ende unseres
Aufenthaltes in Sandnessjöen fielen dagegen einige sonnige, zeitweis schwachwindige Stunden
ein. Auch nachts hatten wir mehrfach bei ziemlich stillem, sehr kaltem Wetter klare Luft und
gelegentlich starkes Nordlicht.
In den ersten Tagen beschäftigten wir uns mit der Aufsuchung eines passenden Platzes
für die Station. Gleich anfangs wurde die ziemlich flache Heide- und Wiesengegend südlich
der Kirche Stammes auf den Feldern des Pastorgutes und des Bauern Dagsvik, etwa 2 km südlich
von Sandnessjöen, die wir schon nach der Karte als möglicherweise geeignet erkannt hatten,
9 Mehrere norwegische Dampfer hatten Sonderreisen zur Totalität geplant!