Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

Die Auswahl des Beobachtungsplatzes. 
11 
2 * 
führende Straße. Dieser letztere Weg verbindet den Hauptort mit einer Reihe unmittelbar 
südlich gelegener Bauernhöfe dicht an der See auf flachem Terrain. Auf der ganzen Insel ver 
streut, sowohl nördlich wie südlich der eigentlichen Totalitätslinie und unmittelbar auf der 
selben liegen zahlreiche Bauernhöfe. 
Briefliche Anfragen bei dem pastor loci Luncke ergaben, daß die Ausführung der nötigen 
Bauarbeiten auf Aisten keine Schwierigkeiten machen würde, da sie sehr wahrscheinlich dem 
,,Baumeister“ Dahlen übergeben werden könnten, dessen großes Besitztum genau auf der 
erreclmeten Totalitätslinie liegt. 
Um festzustellen, ob der drahtlose Empfang des Zeitsignales mittels des geplanten Appa 
rates unter Benutzung einer Erdantenne sowohl von Norddeich wie vom Eiffelturm möglich, 
um den besten Platz für die Station auszusuchen, die Bauerlaubnis vom Grundbesitzer zu 
erwirken, mit den Handwerkern die nötigen Abmachungen zu treffen, mit den Ortsbehörden 
Rücksprache zu nehmen und Unterkunft für die Teilnehmer zu sichern 1 ), wurde beschlossen, 
im März 1914 eine Erkundungsreise nach Sandnessjöen zu unternehmen. Zwecks Zeitersparnis 
konnte bei dem geringen Gewicht des mitzuführenden Gepäcks der Landweg über Drontheim 
benutzt werden. 
Am 14. März traten Miethe und Seegert die Reise über Saßnitz-Trelleborg zunächst 
nach Kristiania an. Die zollfreie Einfuhr des Gepäcks wurde durch Vermittelung der deutschen 
Regierung und der Gesandtschaft in Kristiania erreicht. An Apparaten wurde eine transportable 
drahtlose Station von Huth, die nötige Menge (800 m) Gummiaderdraht von 1 qmm Kupfer 
querschnitt, Summer, Kondensatoren, Handwerkzeug, ein einfaches Winkelmeßinstrument, 
Bussole usw. mitgeführt. Dazu kam eine kleinere photographische Ausrüstung und warme 
Winter- und Regenkleidung. 
In Kristiania wurden in der deutschen Gesandtschaft einige nötige Besprechungen ab 
gehalten und dann die Reise nach Drontheim fortgesetzt, wo der Dampfer „Erling Jarl“ pünkt 
lich erreicht wurde. Am Abend des 17. kamen wir nach sehr interessanter, stürmischer Fahrt 
längs der gebirgigen, winterlichen Küste nach Rörvik in die Schären und landeten am 18. März 
gegen 3 Uhr in der Frühe in Sandnessjöen, wo wir vorbestellte Unterkunft im „Grand-Hotel“ 
vorfanden. 
Während unseres Aufenthaltes in Sandnessjöen hatten wir, entgegen unseren Erwartungen, 
dauernd sehr kaltes Wetter mit vielfach starken bis stürmischen Ost- und Nordostwinden, 
die auch bei klarem Himmel große Mengen feinen Schnees von dem Gebirge im Osten über die 
Insel wehten, so daß die Fernsicht oft ganz im Schneerauch verschwand. Gegen Ende unseres 
Aufenthaltes in Sandnessjöen fielen dagegen einige sonnige, zeitweis schwachwindige Stunden 
ein. Auch nachts hatten wir mehrfach bei ziemlich stillem, sehr kaltem Wetter klare Luft und 
gelegentlich starkes Nordlicht. 
In den ersten Tagen beschäftigten wir uns mit der Aufsuchung eines passenden Platzes 
für die Station. Gleich anfangs wurde die ziemlich flache Heide- und Wiesengegend südlich 
der Kirche Stammes auf den Feldern des Pastorgutes und des Bauern Dagsvik, etwa 2 km südlich 
von Sandnessjöen, die wir schon nach der Karte als möglicherweise geeignet erkannt hatten, 
9 Mehrere norwegische Dampfer hatten Sonderreisen zur Totalität geplant!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.