Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

wmma 
■1 
B g 
?KkkxKh 
Ausreise und Stationsausbau. 
17 
Bei regnerischem, trübem Wetter, das die Berge der Küste vollkommen verhüllte, fuhren 
wir über die Foldensee, bekamen am 11. Juli morgens 4 Uhr die Abhänge der Sieben Schwestern 
auf Aisten unterhalb der tiefhängenden Wolken in Sicht, näherten uns der Insel, wobei 
wir mit größter Genugtuung schon von fern die gelblichen Holzhäuser unserer Station am 
ansteigenden Ufer der Dagsvikbucht entdeckten, und lagen um 6 h morgens wohlbehalten 
am Quai. Unter einem platzregenartigen Guß wurden unsere Kisten im Laufe von 2 Stunden 
ausgeladen, mit Regensegeln bedeckt und schleunigst in ein Packhaus verrollt, um sie bis zum 
Transport nach der Station trocken zu lagern. Jaeckel, Lang, Miethe, v. Nieber und 
Seegert bezogen Quartier im „Grand Hotel“. Die Mechaniker wurden im „Hotel“ „Syv 
Soestre“ ganz leidlich untergebracht. Die zollamtliche Abfertigung des großen Gepäcks er 
folgte zunächst ohne Mitwirkung der Zollbehörde durch Aufnahme eines Protokolls beim Lends 
mann in Sandnessjöen, das summarisch den Inhalt unserer Kisten auf Grund unserer Angabe 
kennzeiclmete und der Zollbehörde in Mosjöen sofort übersandt wurde. Am nächsten Tage 
kam von dort noch ein höherer Beamter, der sich damit begnügte, die Ankunft unserer Kisten 
festzustellen, und dieselben von außen zu besichtigen. 
Die Holzhäuser unserer Station waren bei unserer Ankunft wesentlich fertig, die Arbeit 
ordnungsmäßig ausgeführt, das Haupthaus und die vier Zementpfeiler in seinem Inneren sowie 
die außerhalb aufgeführten Heliostatenpfeiler richtig orientiert. Leider waren die auf drei 
Pfeilern einzementierten Eisengußfundamentplatten für die parallaktischen Montierungen 
um 180° verdreht, ein Versehen, welches aber leicht in den nächsten Tagen gutgemacht werden 
konnte. Es wurde festgestellt, daß die aufklappbaren Dachteile des Hauptgebäudes, trotzdem 
die Bretter übereinandergeklinkt waren, nicht genügend regendicht waren. Deswegen mußte 
sofort das ganze Dach mit Teerpappe benagelt werden. Die Häuschen für die Heliostaten und 
die Kassettenenden der beiden liegenden Fernrohre sowie die spitzwinkeligen Schutzdächer 
für dieselben waren ebenfalls ordnungsmäßig fertig. Sie erwiesen sich jedoch später nicht zweck 
mäßig, da sie zu viel Windfang boten, so daß sie gemäß der veränderten Ausgestaltung der 
Unterlagekonstruktionen für die beiden azimutal schwenkbaren Instrumente vollkommen 
umgebaut werden mußten, wobei aber ihr Material Verwendung finden konnte. Sämtliche 
Holzkonstruktionen waren aus 20 mm dicken Tannenbrettern über einem passenden Fachwerk 
gerippe hergestellt, wobei sich der Nachteil herausstellte, daß das sehr ästige Holz beim Schwin 
den im Sonnenschein Kernzapfenlöchei bildete, die später gedichtet werden mußten. 
Der für unser Laboratorium und als Depot für Apparate und Werkzeuge bestimmte 
hölzerne Vorratsschuppen auf dem Gehöft von Dagsvik war ebenfalls ausgeräumt und ge 
säubert. Leider gelang es nicht, mit den Herings- und Trantonnen, die bis dahin den Raum 
gefüllt hatten, auch den penetranten Geruch zu entfernen, der in den ersten Wochen den Auf 
enthalt mehr als ungemütlich machte. Da aber Bretterwände, Fußboden und Decke allseitig 
sehr schadhaft waren, so sorgte der meist rege Wind für eine ausgiebige, aber auch höchst 
wünschenswerte Ventilation. — Bereits am Nachmittag unseres Ankunftstages konnte mit 
dem Transport der Kisten begonnen werden. Der Pächter des Pfarrhofes und Dagsvik über 
nahmen die Fuhren. Der einzige Lastwagen in Sandnessjöen, der dort für Umzüge, Leichen 
begängnisse und ähnliches im allgemeinen diente, war ein auf vier Rädern ruhendes, nicht 
gerade sehr festes Fahrzeug, das sich aber seiner Aufgabe, wenigstens für die jetzt zu bewäl 
tigenden Gepäckstücke, wider Erwarten voll gewachsen zeigte. 
Miethe, Sonnenfinsternis. Q
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.