wmma
■1
B g
?KkkxKh
Ausreise und Stationsausbau.
17
Bei regnerischem, trübem Wetter, das die Berge der Küste vollkommen verhüllte, fuhren
wir über die Foldensee, bekamen am 11. Juli morgens 4 Uhr die Abhänge der Sieben Schwestern
auf Aisten unterhalb der tiefhängenden Wolken in Sicht, näherten uns der Insel, wobei
wir mit größter Genugtuung schon von fern die gelblichen Holzhäuser unserer Station am
ansteigenden Ufer der Dagsvikbucht entdeckten, und lagen um 6 h morgens wohlbehalten
am Quai. Unter einem platzregenartigen Guß wurden unsere Kisten im Laufe von 2 Stunden
ausgeladen, mit Regensegeln bedeckt und schleunigst in ein Packhaus verrollt, um sie bis zum
Transport nach der Station trocken zu lagern. Jaeckel, Lang, Miethe, v. Nieber und
Seegert bezogen Quartier im „Grand Hotel“. Die Mechaniker wurden im „Hotel“ „Syv
Soestre“ ganz leidlich untergebracht. Die zollamtliche Abfertigung des großen Gepäcks er
folgte zunächst ohne Mitwirkung der Zollbehörde durch Aufnahme eines Protokolls beim Lends
mann in Sandnessjöen, das summarisch den Inhalt unserer Kisten auf Grund unserer Angabe
kennzeiclmete und der Zollbehörde in Mosjöen sofort übersandt wurde. Am nächsten Tage
kam von dort noch ein höherer Beamter, der sich damit begnügte, die Ankunft unserer Kisten
festzustellen, und dieselben von außen zu besichtigen.
Die Holzhäuser unserer Station waren bei unserer Ankunft wesentlich fertig, die Arbeit
ordnungsmäßig ausgeführt, das Haupthaus und die vier Zementpfeiler in seinem Inneren sowie
die außerhalb aufgeführten Heliostatenpfeiler richtig orientiert. Leider waren die auf drei
Pfeilern einzementierten Eisengußfundamentplatten für die parallaktischen Montierungen
um 180° verdreht, ein Versehen, welches aber leicht in den nächsten Tagen gutgemacht werden
konnte. Es wurde festgestellt, daß die aufklappbaren Dachteile des Hauptgebäudes, trotzdem
die Bretter übereinandergeklinkt waren, nicht genügend regendicht waren. Deswegen mußte
sofort das ganze Dach mit Teerpappe benagelt werden. Die Häuschen für die Heliostaten und
die Kassettenenden der beiden liegenden Fernrohre sowie die spitzwinkeligen Schutzdächer
für dieselben waren ebenfalls ordnungsmäßig fertig. Sie erwiesen sich jedoch später nicht zweck
mäßig, da sie zu viel Windfang boten, so daß sie gemäß der veränderten Ausgestaltung der
Unterlagekonstruktionen für die beiden azimutal schwenkbaren Instrumente vollkommen
umgebaut werden mußten, wobei aber ihr Material Verwendung finden konnte. Sämtliche
Holzkonstruktionen waren aus 20 mm dicken Tannenbrettern über einem passenden Fachwerk
gerippe hergestellt, wobei sich der Nachteil herausstellte, daß das sehr ästige Holz beim Schwin
den im Sonnenschein Kernzapfenlöchei bildete, die später gedichtet werden mußten.
Der für unser Laboratorium und als Depot für Apparate und Werkzeuge bestimmte
hölzerne Vorratsschuppen auf dem Gehöft von Dagsvik war ebenfalls ausgeräumt und ge
säubert. Leider gelang es nicht, mit den Herings- und Trantonnen, die bis dahin den Raum
gefüllt hatten, auch den penetranten Geruch zu entfernen, der in den ersten Wochen den Auf
enthalt mehr als ungemütlich machte. Da aber Bretterwände, Fußboden und Decke allseitig
sehr schadhaft waren, so sorgte der meist rege Wind für eine ausgiebige, aber auch höchst
wünschenswerte Ventilation. — Bereits am Nachmittag unseres Ankunftstages konnte mit
dem Transport der Kisten begonnen werden. Der Pächter des Pfarrhofes und Dagsvik über
nahmen die Fuhren. Der einzige Lastwagen in Sandnessjöen, der dort für Umzüge, Leichen
begängnisse und ähnliches im allgemeinen diente, war ein auf vier Rädern ruhendes, nicht
gerade sehr festes Fahrzeug, das sich aber seiner Aufgabe, wenigstens für die jetzt zu bewäl
tigenden Gepäckstücke, wider Erwarten voll gewachsen zeigte.
Miethe, Sonnenfinsternis. Q