Full text: Die totale Sonnenfinsternis vom 21. August 1914 beobachtet in Sandnessjöen auf Alsten (Norwegen)

Der Kriegszustand — Änderung des Arbeitsplanes. 
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Wir beschlossen, die vier astronomischen Instrumente von 0,60, 1, 3,45 und 20 m Brenn 
weite für Koronaaufnahmen zu verwenden und das 3,45-m-Fernrohr, dessen Kassettenende 
und Wechselvorrichtung fehlten, durch eine improvisierte Einrichtung zu vervollständigen, 
außerdem das Bolometer und die meteorologischen Registrierinstrumente zu besetzen und die 
benötigte Anzahl von Hilfskräften auszusuchen und soweit zu schulen, daß wenigstens diese 
Arbeiten sicher auszuführen waren. 
Um den fehlenden Wechselmechanismus des 3,45-m-Fernrohres zu ersetzen, schlug Mi et he 
die Benutzung der Reisekamera 18 x 24 cm vor, für die acht Doppelkassetten vorhanden 
waren, und sogleich gingen wir mit der Anpassung derselben ans Werk. Die Vorderwand der 
Kamera wurde durch ein starkes, kreisförmig ausgedrehtes Eisenblech ersetzt, das in der mecha 
nischen Werkstatt von Sandnessjöen hergestellt werden konnte. Durch ein passendes Unterlag- 
brett wurde die so vorgerichtete Kamera an das zylindrische Hauptrohr des Fernrohres befestigt 
und in dem Okularstutzen desselben, der mit Zahntrieb beweglich war, ein Meßfaden ausgespannt, 
der nach dem Aufziehen des Kassettenschiebers in Kontakt mit der photographischen Platte 
gebracht werden konnte. Für die Aufnahmen zwischen dem ersten und zweiten und dem dritten 
und vierten Kontakt mußte eine entsprechende Lichtdämpfung vorgesehen werden. Diese wurde 
aus einer Glasplanparallelplatte hergestellt, die neu versilbert wurde. Das Versilbern dieser 
Platte, mehrerer Okularprismen und einiger anderer Gläser ließ sich in der Apotheke mittels 
unserer, für diesen Zweck mitgeführten Chemikalien, wenn auch unter etwas ungewöhnlichen 
Umständen, ermöglichen, und ein Glassilberfilter von richtiger Dicke, das seinem Zweck voll 
kommen entsprach, war das Resultat der Arbeit. Der Verschluß für das große Spiegel 
teleskop, der sich hinter der Durchbohrung des Objektivspiegels befand, wurde eingesetzt 
und die Auslösung desselben durch ein nach dem Okular führendes Bleirohr nebst Gummiball 
betätigt. Ferner wurde vorsichtshalber das Hauptrohr dieses Spiegelteleskops mit mehreren 
Pappblenden mit richtigem kreisförmigen Ausschnitt versehen, um alles falsche Licht tunlichst 
auszuschließen. 
Schon bald nach der Kriegserklärung erwarteten wir jeden Tag das Einlaufen eines be 
hördlichen Verbotes der Benutzung der drahtlosen Station. Obwohl keiner von uns die genügende 
Gewandtheit im Abhören der Nachrichten, die speziell der Eiffelturm nächtlich verbreitete, 
besaß, konnte unmöglich die Regierung eines neutralen Staates die Benutzung einer drahtlosen 
Station durch Bürger einer kriegführenden Partei gestatten. Es überraschte uns daher keines 
wegs, als am 9. August ein Beamter, Herr Henriksen aus Kristiania, in Sandnessjöen eintraf, 
der uns eine Regierungsverfügung überbrachte und seine Instruktion vorlegte. In der Ver 
fügung und in der Instruktion war ausgeführt, daß die Regierung keine Bedenken trage, uns 
die Benutzung der drahtlosen Station für Empfang des Zeitsignals auch während des Krieges 
für unsere wissenschaftlichen Zwecke zu gestatten, daß die Neutralitätspflichten ihr aber auf 
legten, jede etwaige mißbräuchliche Benutzung dei Station auszuschließen. Zu diesem Zwecke 
werde Herr Henriksen mit dem Aufträge gesandt, die drahtlose Station während der Zeiten 
des Tages, zu denen keine Zeitsignale zu erwarten seien, unter Verschluß zu halten und sich 
beim Abhören der Zeitsignale mit uns zur Station zu begeben, um unsere Tätigkeit bei der 
selben zu überwachen. Es wäre diese Maßregel aber nicht durch Mißtrauen gegen uns, sondern 
allein durch die völkerrechtlichen Bestimmungen diktiert. Dieser äußerst entgegenkommend 
gefaßten Instruktion entsprechend, hat Herr Henriksen während der nächsten 16 Tage seines
	        
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