30
Der Kriegszustand — Änderung des Arbeitsplanes.
Amtes taktvoll gewaltet und uns außerdem noch wichtige Dienste am Finsternistage geleistet.
Die Station wurde tatsächlich unter Verschluß genommen und gehalten. Herr Henriksen
erwies sich am Finsternistage als ein wohlgeschulter Beobachter, der uns seine Fähigkeiten
bereitwilligst zur Verfügung stellte.
In der ersten Dekade des August war das Wetter im allgemeinen sommerlich warm, aber
sehr wechselnd, morgens vielfach regnerisch, mittags häufig wolkenlos bei vorherrschenden
Westwinden. Am 11. setzte ein starker Südwestwind ein, der am 12. nach Süd drehte und
bei unverminderter Heftigkeit gewaltige Regenmassen brachte. Durch den Sturm wurde durch
die Fugen unseres Holzhauses trotz der Dachpappenbedeckung so viel Regenwasser hinein
gedrückt, daß unsere Instrumente vielfach naß wurden und mit besonderen Regenschutz
vorrichtungen versehen werden mußten. An den liegenden Fernrohren dagegen bewährten
sich die von uns konstruierten Regenschutzvorrichtungen sehr gut.
Die Wetteraussichten waren auch in den nächsten Tagen äußerst ungünstig. Ein flaches
Maximum lagerte fast unbeweglich etwas südlich von uns über Kristiansund (17. August
766,0 mm). Nach Norden zu fiel das Barometer mit zunächst engen Gradienten, die sich all
mählich in den nächsten Tagen auseinanderschoben. Über die allgemeine Druckverteilung
ließ sich mangels der üblichen Wettertelegramme nichts ermitteln. Ewige Staubregen, tief
hängende Wolken und meist flaue Winde aus wechselnden Richtungen bei herbstlich kalter
Temperatur dauerten an. Am 19. rückte das Maximum näher und die Oberluft klärte sich
bis auf einige stationäre Cumuli und einen von Norden her ziehenden Wetterbaum aus ganz
kleinen Schäfchenwolken. Endlich, am 20., stieg der Druck nördlich von uns ganz erheblich
an, so daß der Kern eines sehr hohen Luftdruckgebietes (768 mm) über den Lofoten lag, während
das alte Maximum uns auf seinem Wege nach Norden passierte und sich mit dem neuen Ge
biete hohen Druckes vereinigte. Zugleich nahm der Druck im südlichen Norwegen zu, so daß
am genannten Tage der westliche Teil der Skandinavischen Halbinsel sich seiner ganzen Aus
dehnung nach im Gebiete hohen Druckes befand. Demgemäß hatten wir am 20. und 21. August
schwache nördliche und östliche Winde, vollkommen klaren Himmel bei sehr durchsichtiger
Luft und auffallend niedrige Morgentemperaturen.
Am 17. August waren alle Arbeiten auf der Station beendet, und es konnte mit der Auf
räumung begonnen werden. Alles Unnütze wurde beiseite geschafft, die leeren Kisten zusammen-
gehäuft, der ganze Platz gereinigt. Die Kassetten wurden nach Sandnessjöen gebracht, in
einem geheizten Raume gründlich durchgetrocknet, die aufgequollenen Schieber in den Falzen
nachgeholfen und auch in der Dunkelkammer alle Vorbereitungen abgeschlossen.
Gleichzeitig mußten unsere Hilfskräfte eingeübt und auf die einzelnen Instrumente ver
teilt werden. Henriksen arbeitete mit dem Strahlungsmesser und führte längere Serien von
Messungen aus. An der kleinen Doppelkamera erhielt Mechaniker Zauter die Aufgabe des
Öffnens und Schließens der Objektive nach der Beobachtungsuhr. Der Lehrer Häggen und
der Uhrmacher Naergaard wurden an den Kassetten verwendet und übten sich stunden
lang unermüdlich im Öffnen und Schließen der Schieber nach Kommando. Die Meterkamera
sollte von Miethe und Declerck bedient werden, von denen ersterer zugleich die meteoro
logischen Instrumente zu überwachen hatte. Auf dem leer gebliebenen Platze zwischen beiden
Instrumenten am Beobachtungshause wurde für Henriksen und seinen Strahlungsmesser
ein Platz hergerichtet. Dr. Seegert übernahm die Leitung an den beiden liegenden Fernrohren,