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Die Horizontalkamera.
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gewahrt, aber ihr Durchmesser in der Einstellebene ist sehr viel größer; er beträgt schon bei
1°30' halbem Gesichtsfeldwinkel 9" für das méridionale und 4" für das sagittale Büschel und
bei 3° 30' gar 46" bzw. 21' 1 ), so daß das vor Beginn der Berechnung von der dreilinsigen
Objektivkonstruktion erwartete Ergebnis als erreicht bezeichnet werden kann.
Die Strahlenvereinigung in der Achse wurde nach Fertigstellung des Objektivs nach
der Hartmannschen Blendenmethode untersucht, die in außerordentlich genauer Weise fest
zustellen gestattet, wieweit Berechnung und Ausführung übereinstimmen 2 ). Die nach dieser
Methode ermittelten Unterschiede der Schnittweiten von Strahlen verschiedener Einfalls
höhe und verschiedener Farbe sind in Abb. 17 in gleicher Weise
graphisch dargestellt, wie die errechneten Werte in Abb. 12, nur
daß hier die Schnittweitendifferenzen gegen eine willkürlich gewählte o
Einstellebene aufgetragen sind, da die Hart mann sehe Blenden- f:3i.4——- t °—.
méthode paraxiale Bildpunkte nicht zu messen gestattet. Beim
Zonenfehler. Diese rühren davon her, daß die Objektivscheiben in
sich nicht homogen sind, und daß ihre Dichtigkeit von der Mitte nach dem Rande hin bis
zu einer bestimmten Zone zu- und dann wieder abnimmt 3 ). Immerhin sind auch diese Zonen
fehler im Vergleich zu den Farbenfehlern noch so gering, daß eine partielle Nachretusche nicht
für nötig erachtet wurde.
Zur Fokussierung ist das Objektiv in einer langen zylindrischen Führung verschiebbar
(Abb. 18). Wegen der stets horizontalen Lage der optischen Achse genügt zum Antriebe eine
einzige Schraube 1 unterhalb des Führungszylinders, die unter Vermittelung zweier Kegel
räder von dem mit Teilung versehenen Einstellknopf 2 aus gedreht werden kann. Unmittelbar
hinter der Negativlinse ist ein vom Kassettenende aus auslösbarer und mit Irisblende ver
sehener Kompoundverschluß 3 für Moment- und Zeitaufnahmen eingebaut.
Während für die Aufnahmen der Korona die volle Helligkeit des Objektivs ausgenutzt
werden sollte, wäre diese für die Aufnahmen der Sonnensichel selbst bei kürzestem Gange des
Momentverschlusses unzulässig groß gewesen. Bei einer Verringerung der Öffnung durch Ab
blenden hätte aber die Güte des Bildes infolge der auftretenden Beugung verloren, so daß eine
Schwächung des Lichtes durch eine Vorgesetzte, halbdurchlässig versilberte Glasplatte 4
T Die Bildpunktdurchmesser in meridionaler Richtung sind hierbei aus der Ausdehnung der Bildpunkte
in der Einstellebene berechnet, wie sie sich aus den Abb. 14 und 16 ergeben. Die Größe der sagittalen Bild
punktdurchmesser ist dagegen aus der Einstellabweichung, wie sie die astigmatischen Kurven ergeben, ent
nommen, da eine vollständige Berechnung endlich geöffneter Sagittalbiischel nicht durchgeführt wurde.
2 ) J. Hartmann, Untersuchungen über das 80-cm-Objektiv des Potsdamer Refraktors. Publikationen
des astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam Nr. 46, 1908.
3 ) W. Zschokke, Die chromatischen und sphärischen Fehlerreste bei Reproduktionsobjektiven in Theorie
und Praxis. Aus der Festschrift, herausg. von der Optischen Anstalt C. P. Goerz, A.-G., Berlin-Friedenau,
anläßlich der Feier ihres 25jährigen Bestehens, S. 133, 1911.
Vergleich dieser beiden Figuren erkennt man, daß die Farbenlage
des fertigen Objektivs ziemlich genau mit der errechneten überein
stimmt. Die geringen Unterschiede lassen sich ohne weiteres da
durch erklären, daß die Teilzerstreuung, welche den einzelnen Ob
jektivscheiben zu eigen ist, etwas anders verläuft als an den Probe
prismen bestimmt war. Auffallender sind die größeren sphärischen
0 10 20
f = 4000 mm
Abb. 17.