IX.
Die drahtlose Empfangsstation.
Bericht von Br. Seegert.
Für die Station zum Empfang des drahtlosen Zeitsignales löste sich die Antennenfrage
in sehr einfacher Weise dadurch, daß erhebliche Mittel, die der Aufbau einer Mast- oder Schirm
antenne erfordert hätte, nicht zur Verfügung standen und ihre Verwendung bei der nur vor
übergehenden Benutzung auch nicht zu rechtfertigen gewesen wäre. Der Nachteil der Hori
zontalantenne, nur aus zwei diametral gegenüber liegenden Richtungen empfangen und nach
dorthin geben zu können, kam im vorliegenden Falle in Fortfall, da, vom Beobachtungsort
aus gesehen, Norddeich und Paris in den Richtungen S 1 814 0 W und S 22%° W lagen, eine
in mittlerer Richtung liegende Antenne also für beide Stationen fast volle Stärke gibt. Die
Richtung der endgültigen, im Sommer benutzten war S 18%° W. Das norwegische Vorgebirge
Stattland lag allerdings noch etwa 20° westlicher.
Die nach beiden Orten zu iiberbrückenden Entfernungen waren in Luftlinie in runden
Zahlen 1500 und 2000 km.
Zu den Vorversuchen im Mäiz stellte die Firma Dr. Erich Huth, Berlin, in dankens
werter Weise einen ihrer Zeitsignalempfänger, Type E 14, zur Verfügung. Die Einstellung ver
schiedener Wellenlängen geschieht bei diesem Apparat durch Variation der Selbstinduktion S.
Der Primärkreis / und der Sekundärkreis II
sind durch den beiden gemeinsamen Konden
sator C, galvanisch gekoppelt. Im Kreise II
liegen der Kondensator C 2 und der Detektor D.
Parallel zu letzterem ein empfindliches Tele
phon von 1000 Sl Widerstand. Die ganze
Station wurde zuerst auf einem hochgelegenen
Steinhaufen aufgestellt, wo aber das Geheul
des rasenden Sturmes ein Abhören unmöglich
machte, von hier in einen Kartoffelkeller
beim Dagsvikschen Hause transportiert, der
zwar Windschutz bot, aber den Nachteil hatte,
daß von ihm aus bis zur See nur 240 m zur
Verfügung standen, so daß eine symmetrische Antenne zu kurz wurde. Schließlich wurde ein
Platz etwa 60 m südlich des späteren Beobachtungsplatze? gewählt. Seine Entfernung von
der See betrug fast 400 m, die Antenne konnte also fast 800 m lang gemacht werden. Ein
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Abb. 55. Schaltung des Huth sehen Zeitsignal
empfängers Type E 14.