Full text: L-Z (2. Band)

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Milchstraße 
für den irdischen Beobachter kommen 
den Theile der Unermeßlichkeit jenes Rau 
mes , bedingte optische Täuschung * ** vor 
walten möge. Lambert, inseinen viel 
fach erwähnten „Cosmologische Briefe 
über die Einrichtung des Weltgebäudes". 
Augsburg. 1761. 8. S. 157; Kant, 
in der schon oben citirten, an den er 
habensten Ideen überreichen „Naturge 
schichte und Theorie des Himmels". 4tc 
Auflage Zeitz. 1808. gr. 8. S. 9. und 
auch Herschel „Ueber den Bau des 
Himmels". Dresden. 1826. 8. passim, 
(vergl. in Bezug auf ihn jedoch hinten) 
haben diese Ansicht, mit deren Entwick 
lung ich also anhebe, ziemlich überein 
stimmend aufgestellt, und, unter derselben 
Annahme einer solchen „symmetrischen" 
Bertheilung der Systeme, demnach so 
gleich vorausgesetzt, daß die Sterne der 
Milchstraße, in Vergleichung mit den 
übrigen, nicht, wie es nur das Ansehen 
habe, wirklich näher beisammen ste 
hen, sondern daselbst in den unergründ 
lichen Tiefen des Himmels in Reihen und 
Schichten hinter einander liegen 
(oder, wie sich Kant ausdrückt, „nicht 
auf die scheinbare hohle Himmelssphäre 
neben einander gesetzt sind, sondern sich, 
in ihren Reihen, einer weiter als der 
andere von unserm Auge abstehend, in 
den Tiefen des Himmels verlieren")"*. 
* Ich bevorwvrte sogleich, daß ich dieser 
Hypothese unten noch einen andern Er 
klärungsversuch folgen lasse, welcher in e i 
ner eigenen Ansicht von der Sache be- 
sriedigender entspricht. 
** Nehmen wir, welches wohl diese Vor 
stellung von der Sache am besten un 
terstützt, und wenigstens die Möglichkeit 
einer bloß optischen Erklärung dnrthut, 
einmal an, man befinde sich auf einem 
freien runden Waldplatze, wo viele Baum- 
gange cvncentrisch auSliefen, die Bäume 
also auch in dieser Art reihenweise 
angeordnet wären, und nähere sich nun, 
vom Mittelpuncte aus, in welchem erst 
Alles uniform erschien, der Nundung 
(gelangein cine — s. oben — „excen 
trisch e" Stellung); so werde» uns als 
dann diejenigen Baumgänge, denen wir 
dadurch gerade gegenüber (gekom 
men) sind, vorzugsweise e i n z e l n e Vvr- 
derbäume (die obigen ausgezeichneten 
„Wenn wir uns (Kant, >• c. ferner) 
hiernach eine ebene Fläche durch den Ster 
nenhimmel hindurch in unbeschränkte Wel 
ten gezogen denken, und annehmen, daß 
die Fixsterne (Systeme) zu dieser Fläche 
eine allgemeine Beziehung ihres Ortes 
haben; so wird ein, dieser Beziehungs 
fläche nahes Auge, bei seiner Aussicht in 
das Sterngefild, an der hohlen Kugel- 
fläche des Firmaments („Jnnerfläche" wie 
ich mich ausdrücke, „der scheinbaren Him 
melshohlkugel") diese dichteste Häufung 
der Sterne, in der Richtung der gezo 
genen Fläche, unter der Gestalt einer 
von mehrerem Lichte erleuchteten Zone 
erblicken, wie die „Milchstraße" eine solche 
Erscheinung wirklich gewährt. Dieser lichte 
Streif wird, wofern der Zuschauer sei 
nen Standpunct im Mittelpuncte der 
Fläche selbst (oder doch nahe zu) hat, 
genau (oder doch auch fast) nach der Rich 
tung eines größten Kreises fortgehen; 
und in dieser Zone werden dem Auge 
vorzugsweise viele Sterne erscheinen, wel 
che jedoch, jener ihrer Anordnung in 
hinter einander fortgehenden Rei 
hen, und der daher zunehmenden Klein 
heit ihrer Erscheinung wegen, nicht alle 
einzeln, sondern nur mehr als ein ge 
meinschaftlicher Lichtschimmer wahrzuneh 
men seyn können. Das übrige Himmels 
heer, dessen Beziehung zur also gedachten 
Fläche sich nach und nach vermindert, oder 
welches sich auch dem, solchergestalt er- 
centrisch gedachten Beobachter näher 
befindet, wird dagegen mehr zerstreuet 
erscheinen; und es folgt hieraus, indem 
die Erscheinung mit der Wahrnehmung 
übereinstimmt, daß sich unsereSon 
nenwelt, wenigstens nahezu, in 
Sterne) zeigen, während wir die scit- 
wärrs gelegenen (Baumgänge) mehr 
oder weniger nach dieser Seiten-Ausdeh- 
nung, also mir überhaupt „bäum re ich" 
sehen. — Die Bäume repräsentireii in 
diesem Gleichnisse die Sterne; und einige 
Anstrengung der Einbildungskraft wirb 
hinreichen, um dasselbe, wenigstens im 
Allgemeinen, auf den obige» Fall anzu 
wenden , und sich die Ueberzeugung zu 
verschaffen, daß unsere Stelle im Wel 
tenraume auf die Erscheinung (vergl. Hin 
te») von Einfiuß seyn kann, welches 
ich auch nur zeigen will.
	        
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