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Mond
sogenannten Cratern, welche durch ihre
Anzahl, ihre Größe und das Fremdartige
ihres Anblicks jeden Mondbeobachter in
Erstaunen setzen, und deren allgemeiner
Charakter in einem hohen, kreisförmigen
Walle besteht, der eine sphäroidischc Ver
tiefung umgibt, welche sich säst ohne Aus
nahme unter dem Niveau der umge
benden Ebene findet, und häufig wieder
mit „isolirten Bergen" besetzt ist. Da
bei treten aber die mannichfaltigsten Mo-
dificationen ein; und man hat deßhalb
wieder die Untcrabtheilung dieser „all
gemeinen Craterform" in W a l l e b e-
nen, Ringgebirge, Crater im
e n g e r e n S i n n e und G r u b e n ge
macht.
Unter „Wall-Ebenen" versteht man
solche Umwallungen, deren vertiefte Jn-
nerfläche 10 bis 30 Meilen im Durch
messer hält; die „Ringgebirge" un
terscheiden sich davon durch die größere
Steilheit des umringenden Bergrückens
bei geringerer Ausdehnung der meistens
auch noch mit einem Centralberge
besetzten Jnnerfläche, und noch bestimm
teres Hervortreten der Kreisform; und
mit dem Ausdrucke, „Crater (im en
geren Sinne") und „Gruben" end
lich bezeichnet man diejenigen kleineren
Tiefen, deren Umwallung zu unbedeu
tend ist, um genauer erkannt zu werden,
und deren Menge auf der Mond-Ober
fläche, wie gesagt, geradezu unzählbar
genannt werden kann.
Endlich und letztlich zeigt uns der Mond
noch zwei Gebilde, zu welchen die Erde
kaum ein Analogon bietet, und welche
man mit dem Namen der Rillen und
Strahlensysteme belegt hat. Die
„Rillen" sind schmale, lange, entwe
der geradeaus gehende, oder doch nur
mäßig gebogene, furchenartige Vertiefun
gen, mit sehr steilen parallelen Rändern,
oft durch Crater oder hin a n solchen
ziehend, oft auch in der Ebene, in wel
cher sie sich verlieren, bleibend, und sich,
bei mäßiger Breite, zuweilen 30 und
mehr Meilen weit erstreckend. Um diese
„Rillen" *, wie man wohl gethan hat,
* Die beste Arbeit über dieß eigenthüm
liche Mondgebild finden Leser, welche ein
inehreres Detail, als mein Werk bieten
kann, verlange», t» unseres Madler
mit Strömen oder Flüssen, im irdi
schen Sinne, zu vergleichen, müßte,
nach Art der letzteren, ihr endlicher Er
guß in die (Mond-) Meere nachgewiesen
werden können, welches der Beobachtung
nicht gelingt; — und wenn es also wirk
lich Flüsse sind, so sind es doch wenig
stens von den irdischen wiederum höchst
verschiedene, ganz anderen Bedingungen
unterworfene Flüsse: es sind Mond
flüsse mit Mond wasser, d. h. mit einer,
das irdische Wasser aus dem Monde nur
mehr oder weniger repräsentircnden, die
sem Weltkörper charakteristisch-eigenthüm
lichen Flüssigkeit. — Unter „Strahlen
systeme" dagegen versteht man Licht
streisen, welche vom Fuße vieler der
größeren Mond-Ringgebirge ab, radien
artig, oft über hundert Meilen weit fort
ziehen , und dabei meistens nur eine ge
ringe Breite von wenigen Meilen haben.
Ihr Glanz ist so energisch, daß sie selbst
das hellste andere Vollmondlicht überstrah
len ; — und wenn überhaupt ein Aus
druck der Vergleichung für sie zuläßig
ist, so möchte ich sie Glas ströme nen
nen , ohne jedoch damit für die Phanta
sie meiner Leser irgend maßgebend wer
den zu wollen. — Mit den hier beschrie
benen, von den irdischen also meistens
ganz verschiedenen Gebilden finden die
Leser nun die Mondfläche, und zwar,
wie ein Blick auf unsere Karte zeigt,
überaus dicht besetzt; und wenn Sie
mit diesem Verhältnisse die vorn nach
gewiesene mehrere Stoffseinheit der den
Mond bildenden Materie, die, in dem
besonderen Art. Atmosphäre des
Mondes, S. 76. dargethane große
Dünnheit der Mondluft und die da
raus folgende, ähnliche leichtere Beschaf
fenheit des (Mond-) Wassers, welches
also dem Monde so wenig als die Luft
ganz abgeläugnet werden mag, zusam
menhalten: so wird dieß nach meiner
Absicht dazu dienen, Sie immer inniger
von dem bevorworteten gänzlichen Con-
traste zwischen der Natur-Oeconomie auf
der Erde und dem Monde zu überzeu
gen. Die Natur ist aber auch allerdings
reich genug, um sich, selbst ans dem zu-
„Beitrüge znr Kenntniß der Himmels
körper". Weimar. 1841. gr. 4. S. 11.
»Ueber die R i I s e k der Mondfische".