Full text: L-Z (2. Band)

224 Neigung der Bahn. 
Parallel (die geographische Breite), und 
in diesem Parallel den Ort jenes erste 
ren aufsuchen und von demselben ab so 
dann (im Parallel) östlich oder westlich 
180' zählen. Solchergestalt verfahrend, 
finden meine Leser z. B. die „Nebenwoh 
ner" von Leipzig im Kamschatkischen 
Meere, in der Gegend der Fuchsinseln, 
von Paris unter den Atleutischen In 
seln, u. s. w. 
Neigung der Bahn; Inclinatio 
orbitae 5 Inclinaison de l’orbite. So 
heißt der Flächenwinkel, welchen die Ebene 
der Bahn eines Hauptplaneten (von 
den Neben Planeten (Monden) u. s. w. 
wird sogleich besonders die Rede seyn) 
oder Kometen mit der Ebene der 
Ekliptik bildet; diese „Neigung" ist 
eines der Elemente (vergl. d. A-) der 
Bahn, und daher von der größten Wich 
tigkeit für uns. — Wir wissen, daß sich 
alle übrigen Planeten, gleichwie die Ko 
meten , ganz nach Art unseres Planeten 
Erde in Bahnen bewegen, welche wir 
uns hier als concentrische Kreise um die, 
den gemeinschaftlichen Centralpunct ab 
gebende Sonne (ihren Mittelpunct) vor 
stellen können. Diese verschiedenen Kreise 
(der Planeten- und Komctcnbahnen) fal 
len aber dabei nicht zugleich in derselben 
Ebene zusammen; stellen wir uns die 
besondere Ebene der Erdbahn (der 
Ekliptik), aufweiche sich der irdische 
Beobachter natürlich vorzugsweise gern 
bezieht, zu mehrerer Versinnlichung als 
eine, solchergestalt durch den Sonnen- 
Mittelpunct gehende (beliebig erweiterte) 
Kreis scheibe vor, so liegen die übrigen 
Planeten- (und Kometen-) Bahnen nicht 
eben genau in dieser Scheibe, sondern 
ihre Ebenen machen verschiedene Winkel 
(„Flächcnwinkel") damit: durchschneiden 
sic jede in einer eigenen, durch den Mit 
te lpunct der Sonne gehenden Gera 
den: der Knotcnlinie (vgl. d. A.), 
welche die Kante des betreffenden „Flä 
chen Winkels," eben der „Neigung der 
bestimmten Bahn," abgibt, und deren 
beide Endpuncte die Knoten (s. auch 
diesen A.) heißen. In diesen „Knoten" 
geht also der Planet bei seinem Laufe 
durch die „Scheibe" der Ekliptik; diese 
beiden Puncte, aber auch nur diese bei 
den, hat seine Bahn, der Kreis dersel- 
ben, mit ihr gemein; in diesen beider) 
Puncten zeigt der Planet daher gar ker 
nen Abstand von ihr, gar keine Breite; 
— von hier ab aber erhebt er sich mit 
wachsender Breite über (oder sinkt 
er unter) jene Scheibe (Ebene der Eklip 
tik) , und erreicht, der Natur der Sache 
gemäß, 900 peil Knoten seine größte 
Erhebung (größte Breite) über (oder 
seine, jener gleiche, größte Erniedri 
gung unter) der Ekliptik, wovon das 
Maß also zugleich das Maß des bezeich 
neten Flächenwinkels, d. h. der „Nei 
gung der Bahn" ist. Die größte Breit e 
und zwar, da die Kuotenlinien, bevor- 
wortetermaßen, durch die Sonne ge 
hen, die, wohl zu merken, größte helio 
centrische Breite, welche ein Planet 
(oder Komet*) bei seinem Umlaufe um 
die Sonne erlangt (seun zweimaliger 
größter, nämlich ober- und unter 
wärts Statt findender Abstand von der 
Ekliptik), ist seine „Neigung." Wir 
könnten demnach die letztere zunächst fin 
den , indem wir die ihr somit gleiche 
größte heliocentrische Breite des 
Gestirns ermittelten; und da dieselbe, 
wie gesagt, in einem 90" von den Kno 
ten entfernten Bahnpuncte eintritt, so 
käme es darauf an, dieselbe alldort 
zu bestimmen; wenn wir uns von die 
sem Planetenorte einen Perpendikel 
aus die Ekliptik,** von der Sonne aber 
* Bon den Monden, auf welche ich hier 
erst »och kommen wollte, gilt dasselbe; 
nur bezieht man sich für sie zunächst auf 
die respeetiven Bahnen i h r er Hanptpla- 
ncten , also n 11t für den E r d in 0 n d 
auch auf die Ekliptik; für die Jupi 
ters monde dagegen auf die I u p i- 
t e r S b a h n u. s. w. Eben so spricht man 
von der „Neigung" deS S a turn rin 
ge s gegen die S a t u r n b a h n. In den 
D v p p e l st e r n sh st e m e » endlich wäblt 
man (vergl. Fixsterne, S. 565.) zur 
Bestimmung der „Neigung" der Be 
gleitsterne eine dort bezeichnete, durch 
die Lage des Centralsterns am Him 
melsgewölbe gegebene Ebene. 
** Man mag ihn, wie wir öfter gethan 
haben, als mit dem dortigen Breiten- 
kreisbogen zusammenfallend annehmen, 
wonächst er den „Flachenwinkel der Nei 
gung" unmittelbar mißt.
	        
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