Full text: L-Z (2. Band)

Neigung der Magnetnadel 
fiber welche sich bestimmter erst dieser Ar 
tikel erklären kann, genau angegeben finden 
muß. — Damit kann ich denn diesen wich 
tigen und verhältnißmäßig ausführlichen 
Artikel beschließen, indem ich Leser, wel 
che doch noch mehr Detail verlangen soll 
ten, auf Lalande „Astronomie.“ ver 
weise , wo der Gegenstand Buch VI. 
weitläuftig behandelt wird. 
Neigung der Magnetnadel, s. 
Compaß S. 194, allwo sich über diese 
„Neigung" sowohl, als über die Ab 
weichung derMagnetnadel (deren 
ein eigener Artikel, wie ich zugleich 
bemerklich mache, deßwegen auch nicht ein 
mal erwähnt) das Wenige, was davon 
aus der allgemeinen Physik vor unser 
astronomisches Forum gehört, ange 
deutet findet. 
Neigung des Meerhorizontes, 
Depression, in der Schiffersprache die 
„Kimm" (welcher Ausdruck im Norddeut 
schen den „Rand des Gesichtskreises" be 
zeichnet) oder Tiefe der Kimm; Depressio 
horizontis; Depression de Vhorizon. Sv 
heißt die Neigung des Me er Hori 
zonts unter dem scheinbaren, bei 
den verschiedenen, für den Beobachter 
eben Statt findenden Erhebungen über 
der Horizontalcbene. Der Gegenstand 
kommt für uns gar sehr in Betracht, da 
bei allen auf der See (vom Schiffe) ge 
messenen Gestirnhöhen eine darauf be 
zügliche Correction vorgenommen werden 
muß; und ich bin daher gezwungen, ui 
einiges Detail darüber einzugehen. 
Wenn sich also das Auge des Beob 
achters genau in der Ebene z. B. eines 
stillstehenden Wassers selbst befin 
det, so scheint sich ihm diese Ebene eben 
so genau zu einer vollkommen wage 
rechten Kreisscheibe * zu erweitern, die 
mit der darüber ausgebreiteten Himmels 
hohlkugel zusammenstößt (sich darin ver 
liert) , und durch .diesen Zusammenstoß 
mit der letzteren an ihr einen Kreis: 
den (scheinbaren) Horizont, s. d. A., 
* Von der Krümmung (vergl. d. Art. 
besonders S. 977) der kngltgen Erd 
oberfläche wird dabei abgesehen; jedes auf 
Einmal übersichtliche Drück derselben ist 
hier als eine ganz v o l l k v m m e ne E b e n e 
betrachtet. 
und des Meerhorizontes. 227 
bildet, von welchem ab bei einer sol 
chen Stellung ringsum genau 90° eines 
größten Kreises bis zum Zenith dieses 
Beobachters liegen. Erhebt sich letzterer 
dagegen auf eine gewisse Höhe, so sieht 
er natürlich unter jenen Horizont hin 
ab: sein Visionsradius fällt nicht mehr 
so ganz genau in die angenommene 
Kreisscheibe selbst; wenn er denselben eine 
Umdrehung machen (den Gesichtskreis be 
schreiben) läßt, so entsteht gleichsam ein 
neuer, unter dem vorigen liegender, 
ein gegen diesen geneigter Horizont; 
der Visionsradius stößt nicht mehr voll 
kommen wagerecht mit dem Himmel zu 
sammen , sondern dieser Zusammenstoß 
erfolgt schief gegen die wagercchteEbene 
unter ihr; und wenn man also von 
va an zum Zenith zählen wollte, so 
würde man eben so natürlich etwas mehr 
als die obigen 90° finden. 
Auf dem Meere (auf dem Meeres 
spiegel) ist dieß nun besonders bemerk 
lich: ein Schwimmer sieht den Zusam 
menstoß von Himmel und Wasser in der 
vollkommen wagercchten Fläche des letz 
teren selbst, der auf der Höhe des Ver 
decks stehende Schiffer dagegen sieht dar 
unter hinab, sein „Mecrhorizont" neigt 
sich gegen jenen „scheinbaren";* und da 
er zu der, in diesem Bezüge Eingangs 
hervorgehobenen Messung der Gestirnhö- 
hcn keine andere benützbare Grenze als 
eben „seinen M e er Horizont" hat, so fin 
det er offenbar die Höhen um die „Nei 
gung" zu groß, und muß sie, bevorwor- 
tetermaßen, davon corrigiren. Die diese 
Correction bedingende Neigung wächst 
aber, wie man gleich einsieht, mit der 
Erhebung des Beobachters über der Ho 
rizontal-Ebene ; sie ist eine Function da 
von ; — wie ist sie daraus abzuleiten? 
In Figur 7. unserer Tafel IX. würde 
rs den scheinbaren Horizont des im 
Puncte n der Meeres-Ebene selbst be 
findlichen Auges abgeben: dieses Auges 
ringsum gedachter Visionsradius, d. h. 
die Ebene, welche er wagerecht beschriebe 
(die Ebene des Gesichtskreises), tangirt 
« De» Unterschied zwischen „scheinbaren« nnd 
„wahren" Horizont muß ich aus die 
sem Art. S. 786 als bekannt voraus 
setzen ; in det gleich anzuführenden Fi 
gur wird letzterer durch ab repräsentirt.
	        
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