240 Opposition — Optik.
Noch muß ich, ehe ich diesen wichtigen
Artikel beende, an den Gebrauch erin
nern, welchen der scharfsinnige Kepler
von den, deßwegen auch mit so beson
ders hervorgehobenen Oppositionen des
Mars zur Berichtigung der gesammten
Planetentheorie gemacht hat, und wor
über sich das Weitere in Kepler'sche
Regeln, S. 902, vorfindet.
Die Ausdehnung des von uns also
auf diesen Planeten Mars eingeschränk
ten obigen Verfahrens zur Herleitung
der tropischen und siderischen Umlaufs
dauer aus den „Oppositionen" auch auf
die übrigen „oberen Planeten" endlich
anlangend, so verweise ich diescrwegen
auf Lalande „Astronomie.“ §. 1158,
in welchem Werke, wie ich schließlich an
führe, §. 3950 flgd., außerdem eine sehr
detaillirte Anweisung zur Berechnung ei
ner Opposition des Saturn unter
einschränkenden Nebrnbedinguugen ertheilt
wird.
Dpti?; Optica 8. Optice; Optique.
Unter diesem Ausdrucke im weiteren
Sinne verficht man die ganze Lehre
von der Bestimmung des Weges
der Lichtstrahlen; im engeren
Sinne dagegen nur den Inbegriff der
vom geradlinigen Fortgange des
Lichtes handelnden Sätze, wogegen die
Betrachtung der gebrochenen Licht
strahlen derDioptrik, und der zurück
geworfenen der Katoptrik über
lassen bleibt. Ueber die letzteren beiden
optischen Disciplinen, als astronomi
sche Hilfswissenschaften, handeln
eigene Artikel unseres Werkes, daher ich
cs hier und unter demselben Gesichts
punct nur mit der „Optik im obi
gen engeren Sinne" zu thun habe.
Was daraus aber, in der Sache selbst,
vor unser astronomisches Forum ge
hört , das habe ich im Vortrage über
Licht beigebracht, daher ich mich hier
auf einige historische und literari
sche Notizen beschränken kann.
Der obigen Definition der Optik, im
angegebenen engeren Sinne, liegt also
(vergl. den citirt. Art. Licht, S. 42.) das
Princip geradliniger Fortpflanzung
der von selbstleuchtenden Körpern,
namentlich der Sonne, der Firsterne u u-
mitkelbar-, von für sich dunkeln und
nur beleuchteten Körpern, z. B. Plä-
ncten, Monden, aber nur mittelbar
ausgehenden Lichttheilchcn * zu Grunde;
und dieses Princip war, wie aus eini
gen in den philosophischen Schriften zer
streuten Stellen hervorgeht, bereits in
den Schulen der Griechischen Weltwcisen,
besonders der Pla to n i sch e n, admittirt.
Außer jenen Etnzelstellen ist aus dem Al
terthume eine Art von Spstem der
Optik, unter welchem Namen man, wie
wir gleich näher sehen werden, damals
noch die Gesammtheit der Wissen
schaft begriff, indem die Trennung in die
drei oben bezeichneten Disciplinen erst
später Statt gefunden hat, auf uns ge
kommen , welches man dem E u k l i d e s
zuschreibt, und welches sich wenigstens in
der durch den Schottischen Mathematiker
Gregorp besorgten Gesammt-Ausgabe
der Euklideischen Werke (.Oxon. 1706 .
Fol.) befindet. Dagegen ist eine „Op
tik" des Ptolemäus verloren gegan
gen , und wir wissen ihre frühere Cri
sten; nur aus den Citaten in Roger Ba-
co's (des bekannten Englischen, 1292
zu Orford als Mitglied des Francisca-
ner - Ordens verstorbenen Philosophen)
Schriften (Ausgabe: London. 1733. Fol.).
Unter den Arabern sodann hat Alha-
z e n (wir kennen ihn aus Atmosphäre,
S. 75) ein optisches Werk geschrie
ben , welches in lateinischer Uebersctzung
dem ,, Optica« Thesaurus.“ (Basil. 1572.
Fol.) einverleibt ist.
Man verstand aber auch noch zu die
ser Zeit unter dem Ausdrucke „Optik,"
wie gleich oben, die drei speciellen Leh
ren der Dioptrik, Katoptrik und eigent
lichen Optik, welche letztere man mit
der besonderen Benennung der Pe rspec-
tive den beiden ersteren entgegensetzte;
und in diesem Sinne ist also der Titel
eines darüber aus dem dreizehnten Jahr
hundert auf uns gekommenen Werkes des
* Ich bevrrwvrte, hier bloß im Sinne der
(N e w r v »' scheu) E m a » g t i o u s t h e e -
ric zu sprechen, als deren Anhänger ich
mich bekenne, ohne dieselbe darum ?e-
sern , welche der u n d n l a k i o n S t l> e n-
rie den Borzug schenke», aufdringe» zu
wellen. Die Entscheidung des Streites
zwilchen beiden gebort gar nicht in die
A gronem ie.