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Optik — Ort, mittlerer.
Erzbischofs zu Canterbury, Peckham:
-> „Fcrspectiva communis“ (cd. Hrrrt-
maiini. Noi'imb. 1542. 4.) zu verstehen.
Nach der „Wiederherstellung der Wis
senschaften im Occident" (wofern dieser
Ausdruck in einer solchen Allgemeinheit
überhaupt zuläßig ist) traten mehrere
Schriftsteller im optischen Fache auf, Von
welchen ich mich begnüge, den Jesuiten
Aguilonius, als Verfasser des weit-
läuftigen Werkes: „Opticorum libri VI.“
Antverp. 1613. Fol., namhaft zu ma
chen. Auch dieses Werk vermengt, unter
dem gewählten Namen der „Opticorum,“
noch die Lehren der „Perspective" (in der
eben dcfinirten Bedeutung), Dioptrikund
Katvprik; und erst etwas später fing man
auf Veranlassung der Entdeckung der
Fernrohre und Vrechungsgesetze an, jene
Lehren der eigentlichen Optik, Diop-
trik und Katoptrik, unter diesen drei be
sondern Namen, sorgfältig von einander
zu trennen, sie aber auch in dieser Ab
sonderung noch unter der gemeinschaftli
chen Benennung der „Optik im weite
ren Sinne" (wie ich Eingangs sage)
oder „Optik" (im Allgemeinen) vor
zutragen. In solcher Art nun handelt
namentlich das, zwar jetzt schon etwas
veraltete, aber darum doch nicht minder
vortreffliche Werk: „Vollständiger Lehr
begriff der Optik, nach dem Englischen
des Smith durch (unsern) Kästner."
Altenburg. 1744. 4., die genannten drei
optischen Disciplinen successiv ab. Mit
demselben kann man, besonders was die
indeß gemachten optischen Entdeckungen
betrifft, John Herschel's (des Sohnes)
berühmte Schrift: „Vom Lichte." Deutsch
durch Eduard Schmidt. Stuttgart.
1831., verbinden. Außerdem führe ich
schließlich die „Analytische Optik." Von
Schleiermacher. Darmstadt. 1842.
. gr. 8., an, deren Verfasser jedoch vor
Vollendung seines Buches, welche nun
durch andere Hand wird besorgt werden
müssen, verstorben ist. — Dieß wird un
ter unserem hier aufgestellten Gesichts
puncte über „Optik" genügen.
Optischer Ort, s. Ort, opti
scher.
Optischer Winkel, s. Sche-
W i li f c i.
ii.
Optische Täuschungen, s. Ge
sichtsbetrüge.
Orient, s. Morgenpunct.
Ort, geocentrischer, s. Geocen
trisch.
Ort, heliocentrischer, s. Helio
centrisch.
Ort, jovicentrischer, s. Iovi-
cen Irisch.
Ort, mittlerer; Locus medius;
Üeu moyen. Man fingirt in der Pla
netentheorie bekanntlich einen mitt
leren Planeten (vergl. d. A.), wel
cher die Bahn des wahren Planeten
um die Sonne eben so mit einersgleich
förmigen ) m i t t l e r e n (durchschnittlichen )
Geschwindigkeit durchliefe, wie sie letzte
rer mit der wahren (bald größeren,
bald kleineren) wirklich durchläuft;
der jedesmalige, auf die Sonne als den
angegebenen Umlaufs- (Central-) Punct
bezogene (heliocen trisch e) Ort eines
solchen „mittleren Planeten" in der B a h n
heißt, im Gegensatze des bezeichneten
wahren, der „mittlere Ort" des Pla
neten (in der Bahn).
Außerdem braucht die neuere Astrono
mie den Ausdruck „mittlerer Ort" („mitt
lere" Position) aber auch noch in ei
ner anderen Bedeutung. Der Ort näm
lich, wo wir (jetztalso geocentrisch)
die Gestirne, sprechen wir zunächst na
mentlich nur von Fixsternen, am Him
mel wirklich erblicken, ihr Beobach-
tungs-gcmäßer, e r sch e i n e n d e r (ich sage
nicht gern „scheinbarer") Ort (Lochs
apparens; Lieu apparent) hängt mit Von
der Abirrung und, in Bezug auf den
Nachtgleichcnpunct, auch von der Prä-
cession (und der dieselbe modificircn-
ven Nutation) ab; abstrahirt man
gänzlich von diesen Umständen (wozu man
auch noch die Re fr action, und für
die übrigen Gestirne die Parallaxe
zählen könnte), so heißt der durch Rech
nung davon befreiete Ort des Ge
stirns, im Gegensatze des beobach
teten (des „lieu apparent,“ des „sinn
lich-wahren"), ebenfalls der „mittlere
Ort"," mit welcher Erklärung ich nun
* Man vergleiche hiermit nach, ,va§ über
den Begriff mittleres (»»!> wahres) und
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