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Ort, optischer —
Ort, scheinbarer.
nur noch den alsbald folgenden Artikel
Ort, scheinbaren, zu vergleichen
bitte.
Ort, optischer; Locus opticus;
Lieu optique. Wenn das Auge X, Ta
fel X. Fig. 1., den sichtbaren Punct C,
und zugleich hinter demselben eine Fläche
DE sieht, daß ihm also 6 den Punct
der Fläche» verdeckt, so heißt a der „op
tische Ort" von 6 auf dieser Fläche
für das Auge A. Für andere Stellen
des Auges ändert sich, wenn Fläche und
Punct die vorigen bleiben, dieser opti
sche Ort: für das Auge B z. B. ist b
der «optische Ort" des Objects 6 auf
der Fläche DE. Alsdann heißt ab (als
Maß des Winkels aCb = ACB) die
Parallaxe (vergl. d. A., mit Bezug
auf welchen ich bei dieser Erläuterung
über den Begriff des „optischen Ortes"
um so sorgfältiger seyn muß).
Wofern der Beobachter hierbei durch
keinerlei andere Wahrnehmung auf die
Bemerkung eines Abstandes zwischen C
und D E geleitet wird, so urtheilt er nach
den gewöhnlichen Regeln des Sehens,
C stehe in der Fläche VE, also in a oder
b selbst; er hält durch einen Gesichts
betrug (vergl. d. A., besonders aber
auch Entfernung, S. 313) den „op
tischen Ort" für den wahren, so daß in
diesem Falle jener optische Ort zugleich
ein scheinbarer (s. d. gleich folgenden
Art.) wird.
So sehen wir die Gestirne an der
scheinbaren blauen Wölbung des Him
mels (an der Jnnerfläche der einge
bildeten Himmclshohlkugel), ohne einen
Abstand derselben von dieser Kugel-
Hohlfläche wahrzunehmen; ihre Stellen
find nur optische Orte, werden aber, dem
Anscheine gemäß, für wahre gehalten,
und sind daher auch scheinbare.
Geht das Auge ferner, wiederum ohne
sich dieser Bewegung bewußt zu werden,
z. B. von B nach Ä über, so scheint sich
ihm das Object 6 umgekehrt durch b a
zu schieben; — und dieß ist ganz eigent
lich dasjenige, was uns bei der täglichen
Himmelsbewegnng begegnet, bei welcher
sckeinbares „A e q u i n v c t i II »I« zu
Schluss,- des Art. N a ch t g l e i ch e beige
bracht wird.
uns die Gestirne (6) von b nach a (vott
der Linken zur Rechten) zu gleiten
scheinen, indeß vielmehr wir selbst,
vermittelst der weiter nicht empfundenen
Arendrehung der Erdkugel, dagegen um
gekehrt wirklich in der Richtung BA
(von der Rechten zur Linken) fort
geführt werden.
Endlich — und dieß ist nun rücksicht
lich des gleich hervorgehobenen Bezuges
zur Parallaxe so besonders wichtig —
zeigt ein bloßer Blick auf unsere Figur,
daß bei gleich bleibendem Abstande
der Standpuncte A und B von einan
der der Winkel bei 6 (eben die Paral
laxe) in dem Mrhältnisse abnimmt,
als die Entfernung des Punctes (des
Gestirns) 6 von A und B zunimmt,
und daß dieser Winkel bei einer, gegen
jenen Abstand un verhüttn ißmäß rg
großen Entfernung ganz unmerklich wer
den muß, demgemäß sich die beiden an
dern Winkel bei A und B dann zusam
men als zwei rechte, und die Gesichts-
linicn AC und BC als parallel zei
gen. Die Beobachtung lehrt dieß beson
ders von den Fixsternen; wäre
ihre Entfernung von uns nicht unermeß
lich groß, so müßten wir, AB gleich den
Durchmesser (also als immer gleichen Ab
stand zwischen A und B) der Erdbahn
denkend, den „optischen Ort" des Fix
sterns C, von A aus in a, von B aus
in b, und also die („doppelte jährliche")
Parallaxe (vergl. „Parallaxe," jähr
liche) — einem bemerklichen Win
kel ALB finden, wogegen sich derselbe
in der Wirklichkeit, wie gesagt, vielmehr
als fast ganz unmerklich, und AC somit
parallel B C ergibt. — Unter diesem Ge
sichtspuncte werde ich also den Begriff
des „optischen Ortes" im Art. Pa
rallaxe weiter zu verfolgen haben.
Ort, „scheinbarer" (der Ausdruck'
scheint mir — vergl. Ort, mittlerer
— in seiner ganzen, hier davon ge
machten Anwendung nicht vollkommen
adäquat, ist aber für dieselbe einmal re-
cipirt); Locus apparens ; Lieu apparent.
In der gewöhnlichen Bedeutung heißt
zunächst derjenige Ort, an welchem
man, dem nach dem Anscheine gefäll
ten Gesichtsurtheile gemäß, einen Gegen
stand zu sehen glaubt, der „scheinbare