2ñ6 Parallaxe.
mit Bezug auf den Erddurchmesser ein
vollständiges Genüge geleistet ist. Die
ses einzige Beispiel scheint mir deßhalb
auch für die hier in Rede stehende Er
örterung durchaus genügend; — und ich
habe daher drittens nun nur noch die
Aufklärung über die ebenfalls schon oben
bevorwortete Rücksicht zu geben, welche
man auf die Parallaxe nehmen muß, um
einen berechneten, oder, wie man
auch sagt, wahren (namentlich) Pla-
netenort in den durch ihren Einfluß
veränderten Beobachtungs- gemä
ßen, scheinbaren („Lieu apparent“)
zu verwandeln. Bei der Vorausberech
nung der geocentrischen (vergl.d.A.
S. 603.) Himmelsörter eines Gestirns
wird nämlich, um es nochmals zu wie
derholen, von der räumlichen Ausdeh
nung (sowohl dieser Gestirne als auch)
der Erdkugel vorerst noch ganz abgese
hen; man betrachtet die Erdkugel dabei,
wie gesagt, als in ihrem Mittelpuncte
concentrirt, und bezieht den zu berech
nenden Ort des Gestirns demnach auf
diesen Mittelpuct der Erde. Ein
so berechneter Himmelsort des Pla
neten P (Fig. 2. der Tafel X.) sey z. B.
b; die entsprechende Gcsichtslinie aus
dem Mittelpuncte 1? der Erde würde
dann diesen Planeten am Himmel in b
zeigen, wogegen derselbe bei der nachhe-
rigen wirklichen Beobachtung von dem
Oberflächenpuncte A der Erdkugel,
d. h. also von der räumlich ausge
dehnten, nicht mehr bloß punctgroß
angenommenen Erde aus, nach der Ge
sichtslinie APh «nt Himmel in h (also
im Vertical niedriger, vom Ze
nith weiter ab) erscheint, so daß sein
scheinbarer, sein Beobachtungs
gemäßer Ort sich hier von jenem be
rechneten um den ganzen Betrag der
„Horiz ontal"-Parallaxe (s. oben)
b b unterscheidet, um welche also letzterer
Behufs der Verwandlung in den wirk
lich erscheinenden nunmehr erst noch geän
dert (corrigirt) werden muß. Beim fer
neren, in Folge der täglichen Himmels
bewegung Statt findenden Uebertritte des
Gestirns in einen andern Scheitelkreis
wird dasselbe, wie wiederum die bloße
Vergleichung der Figur 2. (bei X) zeigt,
in jedem derselben, beobachtungs-
gcmäß, niedriger (weiter ab vomZe-
nith) stehen (sein be o b ach teter Schei
tel-Abstand wird — vergl.vorn — grö.
ßer seyn), als dieß die Rechnung an
gibt; der berechnete (der auf den
M i t t e lp u n ct der Erde bezogene) Him
melsort ist in jedem Vertical erst noch
um die zugehörige (jetzt) „Höhen''-Pa
rallaxe zu verbessern, um zum entspre
chenden „scheinbaren" Himmelsorte des
Gestirns zu werden, wo der Beobachter
dasselbe von der Erdoberfläche aus
auch wirklich gewahren soll. Dieß also
auseinandergesetzt, muß, schmeichle ich
mir, einleuchten, und man wird nun
leichter einsehen, daß durch diesen Einfluß
der Parallaxe, durch dieses von ihr her
rührende Erniedrigen des Gestirns in je
dem Vertical und die daraus folgende
allgemeine Ortsveränderung des Gestirns,
auch die, also ohne Rücksicht auf einen
solchen parallaktischen Einfluß berechnete
gerade Aufsteigung, Abweichung, Länge
und Breite desselben (kleine) Aenderun
gen erleidet, für welche man, nachdein
ich den Vorgang selbst aufgeklärt habe,
die weitläuftigen Formeln, die ich Plan
gemäß ausschließen muß, sodann beim
Lalande („Astronomie." Illvre IX.)
einsehen kann. Ich begnüge mich, das
hier wegen dieser Bezugnahme auf Pa
rallaxe beigebrachte Detail nochmals mit
den nun verständlichen kurzen Worten:
„Die tägliche Parallaxe vermin
dert die (Rechnun gs - gemäßen)
Höhen d e r G e st i r n e, d e r en „s ch e i n-
barer" Ort b (Fig.2.) etwas nied
riger steht, als der „wahre," wo
durch sich auch die Längen, Rect-
ascensionen u. s. w. (wie ich eben
zu zeigen hatte) um kleine Bogen
ändern, welche man Parallaxen
der Länge, der Rectascension
u. s. w. nenn 1" * — zu resumiren,
* Da die Parallaxe also im Verti
cal des Gestirns erniedrigend, die
Refraction (Strahlenbrechung, astro
nomische) aber, wie wir in diesem Arr.
näher sehen werden, ebenfalls im Ver
tical auf dasselbe erhöhend wirkt, so
geben die Tafeln, namentlich in Bezug
auf den Mond, gleich die Differenz
beider Eiustüsse für jede Höhe, eine Be
merkung , welche ich, um einem etwan-
»igcn Zweifel der Leser beim ersten An-