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Parallaxe.
chcs durch seine Genauigkeit (w i r fim
den, wie gesagt, zwischen 8 und 9 Se
cunden) überraschen könnte, daher ich in
einer Anmerkung * nochmals besonders
darauf zurückkomme; allein die übrigen
Astronomen seiner Zeit konnten sich nicht
entschließen, ihm darin beizustimmen; und
Riccioli namentlich, wie ich eben an
gedeutet habe, blieb bei einer Sonnen-
Parallare von '/2 Minute (also bei der
Hälfte der erwähnten Kepler'schen An
gabe) stehen.
Im Jahre 1684 gelang es endlich
Cassini dem Aelteren (wir haben
die ganze, per excellentiam die „astro
nomische" genannte Familie Cassini
im kurz vorhergehenden Artikel Neben-!
Planeten kennen gelernt), die Son-
nen-Parallare (vcrgl. oben) nahe richtig
zu 9'/>" zu ermitteln. Er wandte dazu
* Ich bitte die Leser nämlich, nochmals d.
A. Mond, S. 146. und die dort be
zeichnete 2 der Tafel V. zu ver
gleichen. WendeliiinS mit beßren In
strumenten als Aristarch, findet den Win
kel 18 L im gleichnamigen rechtwink
ligen Triangel derselben, d. h. die Son
nen - Parallaxe für die M 0 n d e n tfer-
nung (60 Erdhalbmesser) — 15 Mi-
nuten, und schließt daraus ganz richtig,
daß dieser Winkel für eine 60 Mal klei
nere Basis (also für den einfachen Erd
halbmesser, in welchem Falle derselbe also
unsere Horizontalparallaxe wird)
15'
auch 60 Mal kleiner, also — — 15"
60
seyn müsse. — Ich bemerke, ans diese
Veranlassung, für peinliche Leser, welche
daö 1. c. vorgeschriebene Messungsverfah-
ren genauer beachten, nur noch, daß ein
mal der betreffende Abstand nur zwischen
den Rändern: dem östlichen der
Sonne, und dem westlichen des
Mondes hat gemessen werden können,
wvnächst, um den Abstand der Mittel
puncte 8, L, zu haben, die Halb-
messer beider Gestirne hinzuzu
rechnen gewesen sind, und daß, zweitens,
Behufs der Uebereinstimmung deö für
den O b e r f l a ch e n punct der Erde er
haltenen Resultates mit dem auf den
Mittelpunct 1? bezogenen, auch der
Scheitelabstand beider Gestirne nicht be
deutend hat seyn dürfen.
vie schon schon oben erwähnte, von P t o I e-
mä u s in Bezug aus den Mond gebrauchte
Methode der Vergleichung berechneter
und beobachteter Zenith-Abstände, wie
ich vorn darauf vorbereitet habe, auch
auf den Mars an, und fand dessen H o-
rizontal-Parallare in der Oppo
sition dieses Planeten, also in einer Ent
fernung von sehr nahe 8000000 Meilen
von der Erde, auf diese Weise (fast wie
wir oben) — 24" ; — und da sich die
Parallaxen umgekehrt wie die Ent
fernungen verhalten, so hatte Er also
(Sonnen - Entfernung von der Erde —
20000000 Meilen)
20 : 8 — 24 : Sonnen-Parallare,
woraus dieselbe, wie gesagt, — 9 '/2 Se
cunden kam. Es blieb jetzt nur noch die
Bestätigung dieses Resultates durch die,
schon oben, mit Verweisung hierher, aus
gezeichnete Beobachtung der Vorbei
gänge derVenusvorder („Durch
gänge durch die") Sonnenscheibe
in den Jahren 1761 und 1769 übrig,
auf welche der uns viel bekannt gewor
dene, würdige Englische Astronom Ed
mund Halley, Zeitgenoß Newtons,
als auf das sicherste Mittel der verlang
ten Bestimmung, lange vorher aufmerk
sam gemacht hatte; ,,et si," um nun
unseren, für diese Untersuchung enthusia
stisch eingenommenen L ala n d e (.,Astro
nomie." 2te Aufl. §. 1742.), welchem
ich bei derselben zum Theile gefolgt bin,
darüber selbstredend einzuführen, ,,«i l'on
a toujours mis au nombre des époques
mémorables, celles des progrès de
l’esprit humain, tout ce qui nous pro
cure des connaissances nouvelles est
pour nous un évènement célèbre: le
passage de Venus étoit un de ces phé
nomènes rares et singuliers, prédit et
attendu depuis plus d’un siècle et qui
jusque lors n’avoit jamais été observé,
quoique c’étoit de tous les phénomènes
célestes, celui dont ou devoit espérer
la plus exacte détermination de la pa
rallaxe du Soleil, et par conséquent
des distances de toutes les planètes à
la terre." *
* Durch Kepler'S Regeln (vergl. d.
A.) ist nämlich, wie ich hier erinnern
darf, zwar der relative (der verhàlt-
nißmaßige) Abstand der verschiedenen Pla,