Full text: L-Z (2. Band)

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Parallaxe — Parallaxe, jährliche. 
Das zu dieser Bestimmung der Hori- 
zontal-Parallare der Sonne und also der 
Entfernung dieses Gestirns von der Erde 
durch die Vorübergänge der uns dabei 
in der untern Conjunctiv n sehr 
nahen Venus angewendete Verfahren, 
welches wesentlich darauf hinausläuft, 
aus der größeren (leichter meßbaren) 
Parallaxe und geringeren Ent 
fernung der Venus beim sodann 
Siatt findenden Bezüge dieses Planeten 
zur Sonne die so viel kleinere Pa 
rallaxe und so viel größere Ent 
fernung der letzteren abzuleiten, habe 
ich aber im schon oben citirten, beson 
dern Art. Durchgang * in allem De 
tail entwickelt, und danach die, um es 
nun nochmals zu wiederholen, so eifrig 
gesuchte Horizontal-Parallaxe 
der Sonne zu 8",5, und die Ent 
fernung nahe 25000 Erdhalbmesser, 
oder, etwann ** wie vorn, zu 20000000 
Meilen angegeben. Aus der Parallaxe 
der Sonne, deren genaueste Ermittlung, 
wie ich also jetzt auch historisch nach 
gewiesen habe, so unendliche Bemühuw 
gen gekostet hat, folgt sodann in der 
nachgewiesenen Art zugleich die Horizon- 
tal-Parallaxe derjenigen andern Systcms- 
körper, für welche dieselbe, bevorworte- 
neten von der Sonne, und damit von 
ver Erde bekannt; »m daraus aber den 
absoluten (z. B. in Meilen) ableiten 
zu könne», mußte natürlich erst e i n sol 
ch e r Abstand der Erve von der Sonne 
«also die Horizontalparallaxc der lehteren) 
«legeben seyn. 
* Ich bitte auf diese Veranlassung nur noch 
mals , den in diesem Artikel, S. 243 
Sp. 1 stellen gebliebene» Druckfehler: 
276 Erdhalbmesser — „60000" statt „er. 
mann 200000 Meilen" gütigst zn ver 
bessern. 
** Man mag sich über dieses „etwann." 
und die demgemäß an andern Stellen 
meines Vortrages vorkommenden, etwas 
abweichenden dießfallsigen Angaben, nicht 
eben wundern: ich thue I. c. dar, und 
wiederhole hier, daß eine Aenderung von 
»ur 0",t in der H ori z v n t al - Pa 
rallaxe der Sonne schon eine Ent 
fern u n g S änderung von über 200000 
Meise» zur Folge hat. 
termaßen, unmittelbar nicht wohl zu 
finden steht. 
Dieß ist somit die Geschichte der all- 
mäligen Ausbildung der Lehre von der 
Parallaxe und ihres Gebrauches in 
ver alteren und neueren Astronomie zur 
Darstellung der Entfernung der 
betreffenden Gestirne von uns, 
als der ersten Anwendung, welche wir 
von derselben nachgewiesen haben. Was 
dagegen die zweite dieser hier betrach 
teten Anwendungen: die Ermittlung 
der wahren Planeten- Durchmes 
ser durch die Parallaxe, gleichwie 
drittens, die ihr gemäße Verwand 
lung eines berechneten (eines 
„wahren") Planeten - Himmelsor- 
tes in den wirklicherscheinen- 
d e n (den „scheinbaren „Neu appa- 
re nt") anbetrifft, so finde ich darüber 
bei den Aelteren keine Angaben; und sie 
müssen ganz als ein Verdienst der neue 
ren Astronomie, namentlich der Vervoll 
kommnung der Kepler'schen Planeten- 
Theorie betrachtet werden. 
Die Literatur-Notizen über 
Parallaren-Rechnung endlich an 
langend, so verweise ich Leser, welche 
mein Vortrag, obschon ich, auch in der 
plangemäßen Beschränkung unseres Wer 
kes, Wesentliches doch nicht übergangen 
zu haben glaube, gleichwohl nicht befrie 
digen sollte, auf L alan de: „^slrono- 
mie,“ wo sich die Materie, Buch IX., 
mit der größten Ausführlichkeit behandelt 
findet. Ein eigenes Werk darüber aber 
besitzt man von dem uns mehrfach be 
kannt gewordenen Stuttgarter Astrono 
men Wurm: „Praktische Anleitung zur 
Parallaren-Rechnung." Tübingen. 1804. 
8.; und mit der Empfehlung dieser gründ 
lichen Arbeit beschließe ich denn den ge 
genwärtigen Art. „tägliche Paral 
laxe," und gehe nun über auf die da 
mit in so enger Beziehung stehende 
Parallaxe, „jährliche," Parallaxe 
der Erdbahn; Parallaxis orbis annui, 
Prosiaphaeresis orbis; Parallaxe (da 
grand orbe) de l’orbite ou annuelle, Pa 
rallaxe obsolue, deren nur relative Ver 
schiedenheit von der vorauf behandelten 
„täglichen Parallaxe" ich gleich Ein 
gangs des betreffenden vorigen Artikels 
hervorgehoben habe. Gleichwie nämlich
	        
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