278
Pendel
allgemeine Betrachtungen, .welche die C o-
r o Harten unserer Entwicklung ab
geben.
Im obigen Ausdrucke kommt nämlich,
wie man sieht, außer den konstanten n
und s (der Ludolph' schen und Ga-
lilei'schcn Zahl) nur die Länge
deS Pendels, durchaus aber nichts
vor, was von der Masse, von dem
(mehreren oder minderen) Gewichte"
des Körpers M (der Linse, wie wir
oben anticipirend gesagt haben) abhinge;
und es ist also hierbei von diesem meh
reren oder minderen Gewichte durch
aus nicht die Rede: Pendel von glei
cher Länge vollbringen ihre
Sch w ingung en in gleichen Ze i-
ten, wenn auch die Gewichte (der
Stangen oder der daran Hangenden M)
ungleich sind."" Die physische Ur-
* Oder auch der physischen Beschaf-
fenhe it des schwingenden Körpers, eine
Bediuguiig, auf welche ich unten zurück
komme; ob das aauze Pendel oder auch
nur der Körper M von Holz, von Me
tall, von Stein u. s. w. sey, ist, wie ich
hernach zeigen werde, gleichgültig; nur
die L ä n g e deS Pendels kommt in Betracht.
** Ich sehe hier eine Einwendung auf den
Lippen meiner Leser schweben, welcher
ich gleich begegnen muß. Die Theorie
sieht nämlich bei diesem Satze vom Wi
derstande der Luft, von der Reibung
u. s. w. ab; in der Praxis dagegen
(s. Nuten) ist das Gewicht und die Form
der Linse allerdings nicht ohne allen Ein
fluß auf die Ueberwindung dieser Hin-
derinsse. — Feiner könnte Sie befrem
den, daß gleich Eingangs ein Faden
oder eine Stange ohne alles Gewicht
postulirt, und hier gleichwohl ein gänz
licher Nicht einflnß des mehreren oder
minderen Gewichts auf den Vorgang
nachgewiesen wird. Allein daS dort in
Rede stehende mathematische Pendel
schließt zwar ein solches Gewicht des Fa
dens oder der Stange, aber nicht
des K ö r p e r S M aus, ohne welches der
selbe ja auch überhaupt keine Fallbewe
gung haben könnte, und verlangt, ganz
absehend von deS Gewichtes bestimm
ter Größe, nur die C o n c e n t r a t i o n
in c i n e in einzigen Puncte, ßn
ganz ähnlicher Art'' schwingt aber Wm
such- hiervon ist, wie beim freien Falle
der Körper (ocrgl. d. Art. S. 414),
daß jeder Theil der Masse für sich schwingt,
daher hundert oder tausend Theile den
Weg nicht anders als ein einziger vol
lenden.
Aendert sich die Länge des Pendels b,
als die einzige veränderliche Größe im
Ausdrucke, so verhalten sich die
Zeiten der Schwünge offenbar wie
V b, wie die Quadratwurzeln
aus den Längen, mithin die Län
gen der Pendel wie die Qu a-
vratzahlen der Schwingungs-
Z eiten: ein Pendel von vier Fuß
Länge braucht doch nur 2 Mal so viel
Zeit zum Schwünge (schwingt nur halb
so schnell), als ein Pendel von Einem
Fuße, denn 4:1 — 1: (wobei
natürlich ähnliche" Bögen, d. h. von
gleich viel Graden (gleiche „Elongations
winkel," wie man sagt), oder auch über
haupt nur sehr kleine, und daher als
ähnlich anzunehmende Bögen vorausge
setzt werden).
Da endlich in Einerlei Zeitraume be
greiflich desto mehr Schwünge geschehen,
je kürzer die Dauer eines jeden der
selben ist, so verhalten sich (unter
übrigens gleichen Umständen) die Län-
Bezug auf jenes m a t h e m a t i sch e, uichr
weniger das physische Pendel so, alS
wenn das ganze Gewicht von Stange
und Linse in dem E i n e u SchwingungL-
P únete vereiniget wäre; — und die
bestimmte Größe dieses Gewichtes
kommt also, wofern, wie ich im Texte
sage, u»r „die Pendel lange unverän
dert bleibt," bei diesem physischen so
wenig, wie bei dem obigen mathema
tische» Pendel in Betracht. — Ich
schmeichle mir, daß das wahre Sachver-
haltniß durch diese Entwicklung am be
sten erhellen wird.
* Diese Ausdehnung auch auf bloß „ähn
liche" Kreisbögen, obwohl ich bisher doch
nur von „sehr kleinen« gesprochen habe,
könnte die Leser überraschen; allein eine
tiefere analytische Erörterung deS Ge
genstandes , welche ich nach dem Plane
meines Werkes ablehnen milßte, zeigt
deren Zuläßigkeit bei der vergleichen
den Bczrihilitg.'"^ "" ,rj - 1 1