298 Perturbationett.
der dabei eintretenden besondern Um
stände näher in Betracht ziehen. Als
seine Grundursache in unserem Systeme
schränkt sich der Einfluß darauf, in der
Größe der Elemente nur eine, wie (\c-
sagt, von der „Configuration" abhängige
und also hin und her schwankende, in
enge und a priori übersehbare Grenzen
eingeschlossene Veränderung hervorzubrin
gen. Diese Art von Störungen, als die
von uns diesergestalt bezeichnete erste
Kathegorie, ist an kurze Perioden gebun-
den ; fie heißt eben deßwegen péri v d i sch,
und hat nur eine» bald vorübergehenden,
keinerlei Besorguiß für die Dauer des
Weltsystems erweckenden Einfluß.
Ganz anders verhält cS sich dagegen
mit der zweiten Kategorie, mit den so
genannten säcularen Storungen
Ihr Einfluß äußert sich sehr langsam und
wird nur erst nach Jahrhunderten bemerk-
ijch, woher ihr Name kommt; aber sie
verändern darum nicht weniger, mittelst
eines dauernden und ununterbro
chene n Bestrebens, die E le ni ente der
Planetenbahnen, die Gestalt und Lage
dieser Bahnen im Weltenraume; und es
ist, rücksichtlich ihrer, unmöglich, gleichwie
bei den periodischen Störungen, »priori
anzugeben, ob die allgemeine Form deS
Weltsystems durch sie nicht einst mehr
ober weniger beeillträchtigt werden könne.
Hier aber nun ist es anderseits auch, wo
die bewllukerilSwürdige Analysis nament
lich eines Laplace, und sodann späte
rer Geometer, welche, sämmtlich mit Ge
winnung deS nämlichen Ergebnisses, den
von ihm eingeschlagenen Weg verfolgt
haben, ihren höchsten Triumph gefeiert
hat. Sie zeigt (vergl. HimmelSme-
ch a n i k, S. 777.), und zwar » p08te-
riori, mit Ausdehnung auf die frühesten,
ihr zu Gebote stehenden Beobachtungen,
deren Resultat als Probe der Rechnung
aus den allgemeinen, von ihr gefundenen
Ausdrücken selbst wieder hervorgeht, baß
die Stabilität des Sonnensystems von
der llnveränderlichkeit der großen Axen
der Planetenbahnen (nicht der Lag e,
worauf ich unten komme, sondern der
Größe nach) und der lluüberschrcitbar-
keit gewisser Grenzen der Veränderung
der Excentricitäten und Neigungen die
ser Bahnen abhängig ist, und daß diese
haben wir sogleich die gegenseitige
Anziehung der mehreren, den Ccntral-
körper Sonne umkreisenden (Haupt- und
Neben-) Planeten ans sich untereinander,
gleichwie, der nachgewiesenen unbeding
ten Gegenseitigkeit wegen, auch aus letz
teren selbst kennen gelernt. Dabei ist
aber zu erwägen, daß, wenn diese stö
rende Anziehung auf zwei Systemskörpcr
durch einen dritten in parallelenRich
tungen und mit ganz gleicher Stärke
Statt hätte, daraus eine Veränderung
in der gegenseitigen Lage der bei
den, die (störende) Anziehung jenes drit
ten erleidenden Körper nicht entstehen
würde. Dieser Satz, welcher, so allge
mein gefaßt, von selbst einleuchtet, wird
für unsere Betrachtungen namentlich in
dem Falle wichtig, in welchem das eine
der beiden Gestirne als Centralkörpcr,
und das andere als Trabant auftritt;
und wir haben z. B. schon im Artikel
Mondungleichheiten, S. 182, ge
sehen, daß wenn sich unsere Erde mit ih
rem Mond-Trabanten in gleicher Ent-
sernung von der Sonne befindet, die dann
als in parallelen Richtungen erfol
gend anzunehmende Anziehung der letzte
ren auf die beiden ersteren keinen stören
den („perturbirenden") Einfluß ausübt,
und der Mondlauf dadurch nicht alte-
rirt wird, wogegen, wie man ebenfalls
ohne weiteres zugibt, eine solche „Per
turbatio«" allerdings eintreten muß, so
bald einer dieser beiden Körper der Sonne
näher als der andere steht, demzufolge
eine Verschiedenheit der Anzie
hung Statt hat.
Ganz eben so verhält es sich begreif
lich in Absicht auf einen , die So n n e
umlaufenden Hauptplaneteu; auch auf
dieses System, gleichwie aus das eben
Bedingungen sich in der Wirklichkeit der
gestalt erfüllt finden, daß selbst für un
endliche Zeiten hin unser System nur um
einen mittleren Stand der Efiipticirät
und Neigung der Bahnen seiner Plane
ten oScilliren, und diese, zur Erhaltung
seiner ewigen Dauer erforderlichen Gren
zen nimmer überschreiten wird.— Der
besondere Artikel „Stabilitäts-Pro
blem in d e r A st r v n o m i e" wird uns
übrigens auf diese hehre Betrachtung zu
rückführen.