Full text: L-Z (2. Band)

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Polhöhe. 
ncr bei Feststellung eines so wichtigen 
Elements nicht mit Einer Messung be 
gnügt, sondern lieber das arithmetische 
Mittel aus möglichst vielen solchen Mes 
sungen nimmt, brauche ich übrigens wohl 
kaum erst besonders zu bemerken. 
Auf der See ist die Bestimmung der 
„Polhöhe," d. h. also der geogra 
phischen Breite, um in Verbindung 
mit der Länge (vergl. Breite, geo 
graphische, und Länge zur Sec) den 
Ort des Schiffes aus dem sonst spurlosen 
Ocean zu wissen, wie ich mit Verwei 
sung hierher schon oben bevorwortet habe, 
von entscheidender Wichtigkeit, hat aber 
wegen des Schwankens des Schiffes, in 
Verbindung mit der Neigung des 
Meer Horizonts (vergl. d. Art.) und 
der Unbestimmtheit der Mittagsflach e 
(s. auch diesen Artikel), natürlich mehr 
Schwierigkeit als auf dem festen Lande, 
wiewohl sie doch immer noch viel leichter 
als die im betreffenden Vortrage erklärte 
Erfindung der „Länge (zur See)" ist. 
Man bedient sich dabei des ebenfalls in 
einem eigenen Art. beschriebenen Hadleh- 
schen Spiegel - Octanten (Spiegel- 
Quadrant, Hadl eh'sch e r), mit wel 
chem man den Zenithabstand eines 
Gestirns von bekannter Abweichung 
zu derjenigen Zeit mißt, zu welcher sich 
dasselbe, dem Compassé zufolge, im 
Mittagskreise befindet; denn wenn das 
Gestirn, um uns auf diesen Fall zu 
beschränken, z.B. zwischen (vergl. das 
folgende Erempel) dem Beobachter 
und dem Aequator steht, so gibt die 
ses Gestirns A b w e i ch u n g (sein Abstand 
vom Aequator im Meridian) +* sei 
nem Zenithabstande im selbigen Meridian 
vom Beobachter offenbar des Letzte- 
r e n ganzen Abstand vom Aequator, 
d. h. dessen gesuchte geographische 
Breite („Polhöhe"). 
Befindet sich (vergl. Breite, S. 137), 
um auch noch diesen Fall wenigstens in 
einer Anmerkung zu erörtern, dagegen 
der Beobachter zwischen dem Gestirn 
und dem Aequator, so ist sein Abstand 
vom letzteren (seine „geographische Breite/' 
seine „Polhbhe) augenscheinlich — Ab 
weichung — Zeuithabstand ; der Beobach 
ter hat dann den Stern nordwärts, 
wen» ihm der Aequator s ü d wärtS liegt. 
Exempel: Ein Seefahrer beobachtete 
eines Tages jenseits des Aequators 
den Abstand des Sirius vom Zenith 
(dort) mitternachtwärts— 34° 17', 
wozu wegen der Refraktion, welche (vgl. 
vorn) den Zenithabftand verkleinert, 
noch 48" — 0',8 hinzuzusetzen sind; 
sein Schifferkalender gab ihm für den 
nämlichen Tag die südliche Abweichung 
dieses Sterns — 16° 24',6 (der Stern 
befand sich also, da die Abweichung klei 
ner war, als der somit folgende ganze 
Abstand des Schiffes vom Aequator, wie 
oben, zwischen dem Beobachter und 
dem letzteren); — und die gesuchte geo- 
graphische (hier südliche) Breite 
des Schiffers war demnach 34" 17',8 + 
16" 24',6 — 50° 42',4. 
Wird (wie wir cs I. c. vorgezogen 
haben) die Sonne zu dieser Beobach 
tung gewählt, so kann natürlich nur der 
Abstand ihres oberen oder unteren Ra n- 
d e s gemessen werden , und man hat 
dann, da die Abweichung für den Mit 
telpunct berechnet ist, den, ebenfalls 
aus dem Schiffskalender bekannten, jedes 
maligen Halbmesser im ersteren Falle, 
zum gefundenen Zenithabstande zu addi- 
ren, im andern davon zu subtrahiren. 
Auch muß der Unterschied zwischen der 
Schiffs zeit und der Zeit des Meri 
dians, für welchen der Schiffskalender 
berechnet ist, wenigstens beiläufig bekannt 
sehn, um die (veränderliche) Abweichung 
der Sonne gerade für den wahren Zeit 
punct der Beobachtung nehmen* zu können. 
* Gesetzt nämlich, das Schiff befinde sich in 
Zeit 1 Stunde westlich von demjeni 
gen Meridian (z. B. dem von Green« 
wich), für dessen wahren Mittag 
die Abweichung berechnet wäre, und eö 
sey auch auf dem Schiffe eben Mit 
tag; so ists doch dann gegen den Mit 
tag jenes Meridians wirklich schon 1 
Svnnenstnnde spater; — und man muß 
also die, nur für letzteren (für sei 
nen Mittag) berechnete Abweichung der 
Sonne um die darin während dieser 1 
Stunde vorgegangene Veränderung cor- 
rigircn. — Ich glaube, daß diese weni 
gen Worte die Sache ganz klar machen 
werden; sonst kann man auch den Arti 
kel Länge zur See vergleiche», wo 
ausführlicher darüber gehandelt wird.
	        
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