Full text: L-Z (2. Band)

341 
Positionswinkel — Problem der drei Körper. 
Erlauben eingetretenes trübes Wetter 
oder andere Umstände nicht, die Gestirne 
eben unmittelbar im (oder doch nahe 
um den) Meridian selbst zu beobachten; 
so besitzt dieSchifffahrtskunde (vgl. 
d. A.) auch Mittel, den Zenithabstand 
in demselben aus mehreren, nur nicht 
zu lange vor und nach der Culmina- 
tion gemessenen Abständen zu folgern 
(diese Abstände — vergl. Reduktion 
auf den Meridian — „auf den Me 
ridian zu reduciren"), und also die geo 
graphische Breite („Polhöhe") zu 
bestimmen, worüber man indeß das Wei 
tere in den , jene wesentlich auch astro 
nomische Disciplin besonders behandeln 
den, dort namhaft gemachten Werken 
nachsehen kann (indeß bringe ich im ci- 
tirten Art. „Reduction auf den Me 
ridian" auch selbst ein Exempel bei). 
Anticipirend bemerke ich schließlich nur, 
daß mir unter den deutschen, dieser 
Disciplin gewidmeten Werken R ü Ni 
ke r's (ves wackern Hamburger Astrono 
men) „Handbuch der Schifffahrtskunde." 
4te Aufl. Hamburg. 1844. gr. 8., unter 
den französischen aber Bczout's 
„Traite de navigation.“ Paris. 1793. 
8. den Vorzug zu verdienen scheinen. 
Positionswinkel; Angulus posi 
tionis; Angle de posüion. Sv heißt 
zunächst (vergl. unten) der am Mittel 
puncte eines Gestirns durch dessen Brei 
ten- und Abweichungskreis gebil 
dete Winkel; wir haben von demselben 
im Vortrage über „Finsternisse" (der 
Sonne), S. 494, mit Verweisung auf 
einen besondern Artikel Anwendung ge 
macht, und ich muß daher hier in eini 
ges Detail darüber eingehen. 
Der Pol der Ekliptik steht vom 
Weltpole (s. Pol) um 23'/ 2 ° ab; 
und ein vom ersteren (senkrecht) auf 
die Ekliptik gezogener (ein Brei 
ten-) Kreis kann daher mit einem vom 
letzteren dagegen ebenfalls senkrecht 
zum Aequator gehenden (einem Ab 
weich ungs-) Kreise nur unter der ein 
zigen Bedingung zusammenfallen, daß 
das betreffende Gestirn mit beiden Po 
len im nämlichen Meridian (dem 
Kolur — s. d. A. — der Sonnenwen 
den) steht; in allen andern Lagen 
durchschneiden sich beide Kreise an dem 
Gestirne (seinem Mittelpuncte) unter ei 
nem Winkel, welcher also den „Positions- 
winket" abgibt. Die allgemeine For 
mel für denselben ist 
cos Breite : cos gerade Aufsteigung 
— sin Schiefe : sin Positionswinkel; 
wir haben aber diesen Winkel I. e. nur 
mit Bezug auf die Sonne, deren Breite 
— 0, gesucht, für welchen Fall obige 
Formel also 
1 : cos gerade Aufsteigung — sin 
Schiefe : sin Positionswinkel 
wird. Der Durchschnittspunct der be 
zeichneten , den Winkel bildenden beiden 
Kreise fällt dabei, eben weil die Sonne 
keine Breite hat, in die Ekliptik 
selbst; und Ein Blick auf die für diesen 
Winkel angewendete Figur (5 b der Ta 
fel XI. ersten Bandes) zeigt, daß er 
alsdann, wie ich im betreffenden Vor 
trage suge, „das Complemcnt des Win 
kels abgibt, welchen der Abweichungs- 
krcis (Meridian) mit der Ekliptik macht." 
In einem andern Sinne sodann ist der 
Ausdruck „Pofitionswinkcl," nach dem 
Vorgänge anderer Astronomen, von mir 
im Art. Fixsterne, S. 566, gebraucht 
worden, um in Dop pelftern spstemen 
die Stellung des Begleit- gegen den 
Centralstern zu bezeichnen; ich habe 
aber auch schon dort darauf aufmerksam 
gemacht, daß es besser seyn möchte, in 
diesem letzteren Falle lieber „S t e l- 
lungs"Winkel zu sagen. 
Präcession, s. Vorrücken der 
N a ch t g l e i ch e n, als ganz gleichbedeu 
tender Ausdruck. 
Problem der drei Körper (Aus 
gabe von den drei Körpern) ; Problema 
trium corporum ; Probleme des trois corps. 
Mit diesem Namen belegt man (vergl. 
unten) allgemein* die Forderung der 
* Ich bevvrworte alsbald, das vorliegende 
»Problem der drei Körper" nur 
als den theoretischen Ausdruck) dev 
Pertu rbnttons rechnung zu betrach 
ten, und diese seine Betrachtung also auch 
bloß,' bis zum Uebergange auf jenen , in 
der engsten Verbindung damit stehenden 
und durchaus zu vergleichenden Vortrag 
auszudehnen, wohin ich demnächst, als 
auf die p r a k t i sch e Verfolgung deS Ge 
genstandes, sogleich verweisen werde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.