Full text: L-Z (2. Band)

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Saturn. ñ/7 
drr Berge des Saturnringcs die Dicke 
dieses Ringes beinahe zweimal übertrifft, 
indem sie sich oft bis 200 Meilen über 
ihre Ebene erheben; ja meistens steht je 
dem dieser hohen Berge auf der anderen 
Seite des Ringes ein ähnlicher genau ge 
genüber, so daß diese Berge gleichsam 
durch den Ring durchzugehen scheinen, 
und daß die Entfernnng des obersten Gi 
pfels von dem untersten oft fünf bis sechs 
hundert Meilen beträgt, und daß endlich 
das Volumen derselben selbst den Merkur 
an Größe übertrifft. Solche Massen kann 
man nicht mehr als Berge ansehen, die 
von der dünnen Fläche des Ringes ge 
tragen werden, sondern es sind wahre 
Weltkörper, Satelliten, die sich durch ihre 
gegenseitige Adhäsion zusammen geballt, 
und dadurch das große Gewölbe gebildet, 
und den Ring geschloffen haben, welcher 
den Planeten frri umgibt. Vielleicht sind 
die sieben Satelliten, welche den Saturn 
umgeben, auch nur Trümmer eines an 
deren geborstenen Ringes. Während bei 
der Bildung des gegenwärtigen Ringes 
mehrere Gebirge in beinahe gleicher Ent 
fernung um den Planeten zu einem fe 
sten Gewölbe sich an einander reihten, 
entzogen sich diese sieben, als die wahr 
scheinlich höchsten Berge, der allgemeinen 
Verbindung, um eigene für sich bestehende 
Körper, die Satelliten, zu bilden; oder 
vielleicht ist dieser Ring auch nur eine, 
noch nicht zur völligen Entwicklung ge 
langte Masse, die nach der Bildung jener 
Satelliten übrig geblieben ist, und aus 
welcher sich künftig neue Satelliten ent 
wickeln werden; eine Hypothese, welche 
durch den Umstand, daß (vergl. vorn) 
die Bahnen der sechs ersten Satelliten 
alle in der Ebene des Ringes liegen, un 
terstützt wird. 
Diese Berge würden uns übrigens, 
unter der Voraussetzung ihrer Erscheinung 
als Flecken, so wie bei den anderen Pla 
neten, ein Mittel geben, die Rotation 
des Ringes zu bestimmen. Allein es ist 
sonderbar, daß, wie ich Ln dieser Bezie 
hung noch hinzufügen muß, zwei der 
größten Astronomen unserer Zeit aus ih 
ren Beobachtungen hierüber zwei entge 
gengesetzte Resultate gezogen haben. Nach 
Her sch el dreht sich der Ring nämlich 
in nahe 10 St. 30 M. um seine Are, 
was auch mit der Theorie vollkommen 
ii. 
übereinstimmt, weil e i n S a t e l l i t S a- 
turns in der Entfernung des 
Ringes, nach dem dritten Gesetze 
Keplers, in derselben Zeit sei 
nen Umlauf um den Haupt Pla 
neten vollenden würde,* und weil 
sich ohne diese Notation das Gleichge 
wicht des frei schwebenden Ringes nicht 
erklären läßt. Nach Schröter aber 
sollen die ausgezeichnetesten Berge ihre 
Lage gegen den Mittelpunct des Plane 
ten gar nicht ändern, und also der Ring 
ohne Rotation seyn, oder vielmehr wie 
unser Mond erst während einer Revolu 
tion Saturns, also während dreißig un 
serer Jahre nur einmal sich um seine 
Are drehen. Indeß ist die Richtigkeit der 
dießfallft'gen obigen Herschcl'schen An 
gabe (vergl. vorn), im Widersprüche mit 
der Hypothese Schröter's, jetzt wohl ziem 
lich allgemein anerkannt. — 
Endlich aber habe ich diesem Allen denn 
noch dasjenige hinzuzufügen, was der 
Dorpater Astronom Mädler in seinen 
vortrefflichen „Beiträgen zur physischen 
Kenntniß der Himmelskörper unseres Son 
nensystems." Weimar. 1841. gr. 4. S. 
87 flgd., über den hier betrachteten Pla 
neten Saturn, und namentlich über 
den Ring, anderweitig besonderes Neues 
anführt. 
Auf der Saturnkugel zeigt sich — sagt 
Er l. c. — bekanntlich ein (im Allgemei 
ne» auch schon von uns vorn nach H a n- 
se n ** erwähnter) grauer Streifen 
ganz nahe beim Ringe (d. h. also beim 
Aequator des Planeten). Ich habe die 
sen Streifen bei meinen vielfachen, höchst 
sorgfältigen Beobachtungen in seiner Er 
scheinung stets als vollkommen konstant 
erkannt, dagegen aber, für meine Person, 
Nichts von den übrigen mehreren 
Streifen und Flecken wahrnehmen kön 
nen, welche man nach Herschel dem 
Saturn beilegt (und wie sie auch unsere 
* Mit dieser interessanten Beziehung hebe 
ich auch den Umstand hier wieder beson 
ders hervor. 
** Professor und zeitigerDirector der Stern 
warte Seeberg (bei Gotha). Ich erinnere 
mich nicht, diese beim großen Rufe des 
ausgezeichneten Astronomen wohl auch 
überflüssige biographische Notiz schon sonst 
irgendwo beigebracht zu haben. 
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