Schütten. 381
Aequatorshöhe von Rom abgibt, die sich
solchergestalt — 48° 22' (tang 48° 22'
— 1,125008') fand. Vermindert man
dieselbe wegen der Nefraction, wegen des
Sonnenhalbmcsscrs * u. s. w. um 16'
(d. h. wendet man alle die Correctionen
der neueren Astronomie darauf an, wel
che von den Alten zum Theile nicht ein
mal geahnt wurden), so bleiben 48" 6',
demzufolge die Polhöhe (90° — 48°
6' — ) 41° 54' wird, wie auch neuere
Beobachtungen dieselbe für Rom geben.
Wenn die Sonne eben im Horizonte
steht, werden die geraden Schatten un
endlich lang, d. h. dann wird die ganze
Erdfläche mit Schatten bedeckt; dagegen
sind sie zu Mittage, wo die Sonne die
größte Höhe hat, am kürzesten. Beträgt
diese Sonnenhöhe 8CD, 45°, so sind die
geraden Schatten eben so lang als die
Körper, welche dieselben werfen, indem
dann im rechtwinkligen Triangel unserer
Figur 4. auch ABC = 45°, und folg
lich AC — AB wird. — Von der An
wendung gleicher vor- und nachmittägi
ger Schattenlängen der Sonne zur Be
stimmung der Mittagslinie sehe man
letzteren Artikel. In der Geographie
aber bekommen die Bewohner gewisser
Erdstriche Namen, welche sich auf die Lage
des geraden Schattens daselbst beziehen,
und worüber man ferner die Art. Hete
rosea, Umschattige und unschat-
tige vergleichen kann.
Bei den vorauf beschriebenen Anwen
dungen der durch die Sonne veranlaßten
(lisi) i» der That die betreffende A e >1 u a-
torshöhe selbst wird.
Vvn der andern (auS dem Halbschat
ten entspringenden und schon in der fol
gende» Anmerkung angedeuteten) Unsicher-
beit dieses Verfahrens der alten Astrono
men ist hinten nochmals die Rede.
* Den» der (vergl. oben) „erste, den Punct
C treffende Lichtstrahl" SC gehört nicht
eigentlich dem M i t t e l Puncte, sonder»
dem um ihren Halbmesser davon ab
stehenden oberen Rande der Sonne
an; der Winkel bei C wird dadurch ein
anderer, daß die Sonne nicht ein einzi-
gcr Punct, sondern eine Scheibe vvn
merklichem Halbmesser ist. — Ich komme,
wie gesagt, hinten mit einer verdeutli
chenden Figur hierauf zurück.
Schattenlängen ist rcdoch, wie lch deßhalb
auch hierher verwiesen habe, wohl zu be
rücksichtigen, daß dieses Gestirn, wie ge
sagt, nicht sowohl ein einziger Punct,
als vielmehr eine ganze Scheibe ist, wo
durch um den wahren Schatten noch ein
Halbschatten entsteht, welcher die Be
stimmung des Punctes C und damit des
Winkels D C S, also die ganze Ableitung
von Sonnenhöhen daraus ziemlich un
sicher macht; und ich will dieß nun ver
mittelst der versprochenen Figur (5 der
Tafel XI V.) und mit Beziehung auf den
betreffenden Fall recht anschaulich zu ma
chen suchen.
Wäre in dieser Figur die Sonne 8.
angenommcnermaßen, ein einziger
Punct (ihr Mittelpunkt), so würde
die Schattenlänge, wie oben, — AC,
und der zugehörige Winkel also — ACS
sepn. Da die Sonne aber vielmehr den
merklichen Halbmesser SR von nahe
16' hat, so sendet schon ihr Randpunct
R einen Lichtstrahl über AB hinweg,
welcher den Boden bereits im Puncte c
erreicht; zwischen A und c hat man gar
kein Sonnenlicht, alldort ist man im
vollen (auch Kern-) Schatten; zwi
schen c und C erhält man neuerdings
immer etwas mehr Licht, je mehr man
sich letzterer äußersten Schattengrenze nä
hert, an welcher man aus diesem Halb-
schatten (vergl. beide Art.) sodann wie
der in volles Licht tritt. Die Schwie
rigkeit des genauen Erkeunens dieser
Grenze zunächst ergibt sich aber hierbei
aus dem bloßen Anblicke der Figur, gleich
wie diese Figur außerdem lehrt, weßhalb
wir oben den gefundenen Winkel in der
Hauptsache um den Halbmesser SR der
Sonne vermindert haben. Denn dem
letzteren entspricht Winkel SBR —
cBC: BcA als äußerer Winkel ist aber
— cBC-)- (demgcsuchten)eCB (ACS),
daher, um dieß ACS zu erhalten, von
ACR, der Sonncn-Halbmesser SR(cBC)
abgezogen werden mußte.
Da der Schatten allezeit in gerader
Linie mit dem leuchtenden und dem dun
keln Körper bleibt, so „scheint" er (denn
er ist, wie gesagt, etwas bloß „Nega
tives") sich zu bewegen, so oft der eine
oder der andere von diesen Körpern den
Ort ändert; so laufen z. B. die Schat
ten der die Sonne oder den Mond be-