Full text: L-Z (2. Band)

Scheibengestalt 
Wolf (dem bekannten und berühmten 
Kanzler der Universität Halle), als eine 
Merkwürdigkeit der heißen Zone hervor 
gehoben; ein gewisser Widder hat eine 
eigene Dissertation: „De Solis et um 
brae stili retrogradatione.“ Groning. 
1760. 4., darüber geschrieben, und Käst 
ner (der Göttinger Mathematiker) han 
delt in seinen „Astronom. Abhandl. Iste 
Samml. Gött. 1772. 8. S. 244 flgd. 
besonders instruktiv davon. — Mit die 
sen Literar - Notizen beende ich aber den 
gegenwärtigen Art. über „Schatten." 
Scheibengeftalt der Gestirne, 
(.Planeten, wo schon der Umstand, 
daß die Planetcnkugeln aus ihrer 
größeren Nähe im Fernrohre als solche 
„Scheiben" erscheinen, wogegen sich die 
unendlich entfernteren Fixsterne auch 
bei den stärksten Vergrößerungen nur als 
untheilbare Puncte darstellen, hervorge 
hoben ist. Jene Erscheinung der näheren 
Weltkörper: der Kugeln der Sonne, 
des Mondes, der Planeten, unter der 
Gestalt von (Kreis-) Scheiben rührt 
aber daher, daß wir von ihnen bloß die 
dem Auge zugekehrte Hälfte sehen, wel 
che von dem letzteren in ihrer Projection 
an der Jnnerfläche der eingebildeten Him 
melshohlkugel natürlich nur als Fläche 
(Scheibe) empfunden werden können, wo 
gegen sich die wirkliche Kugel form erst 
beim Betasten ringsumher (wo 
fern dieß möglich wäre) ergeben würde. 
— Eines Mehreren wird es aber zur Er 
klärung dieser Erscheinung der Körper 
unseres Sonnensystems unter der „S ch e i- 
bengestalt" bei der ihnen sämmtlich 
gemeinschaftlichen Kugelform nicht be 
dürfen. 
Scheinbare Bewegung, Entfer 
nung, Größe, s. Bewegung, Ent 
fernung, Größe, scheinbare. 
Scheinbarer Ort, s. Ort, schein 
barer. 
Scheitel - Abstand , s. Abstand 
vom Scheitel. 
Scheitelkreis, Verticalkrcis, Verti- 
calcirkel; Circulus verticalis; Vertical, 
„Geographia universalis, in qua ex 
plicantur affectiones generales Tel 
luris.“ Cantobrig. 1672. 8. 
— Scheitellinie. 383 
Cercle vertical. Zeder größte Kreis der 
Himmelökugel, welcher durch das Zenith 
und das Nadir geht, heißt ein „S ch e i- 
telkreis," und man kann also durch 
jeden Punct des Himmels oder durch je 
des Gestirn einen Scheitelkreis legen. 
Alle diese Kreise aber stehen auf dem Ho 
rizonte senkrecht, eben weil sie durch das 
Zenith und das Nadir, als dessen Pole, 
gehen. Sie schneiden den Horizont in 
zwei entgegengesetzten Puncten, und wer« 
den von ihm (wie alle größten Kreise 
von einem größten Kreise) halbirt. In 
Bogen dieser Scheitelkreise finden sich die 
Höhen und Scheitel-Abstände der 
Gestirne (vcrgl. beide Art.) angegeben. 
Es folgt hieraus, daß nicht weniger 
auch durch jeden Punct des Hori 
zonts ein „S ch et telkreis" geführt 
werden kann. Von diesen Kreisen heißt 
derjenige, der durch den „wahren"Mor 
gen- und Abendpunct (vergl. beide 
Art.) geht, der erste Scheitelkreis 
(Verticalis primarius; le premier ver 
tical). Auch der M ittagskreis am 
Himmel gehört zu den „Scheitelkreisen" 
(geht zugleich durch die Weltpole und 
durch das Zenith und Nadir, und ist also, 
gleichwie auf dem Acquator, auch aus 
dem Horizonte perpendicular). Diese 
Schcitelkreise endlich gehören zur „unbe 
weglichen" Himmelskugel (S.760)"; 
also treten die Gestirne bei der täglichen 
Bewegung jeden Augenblick in einen an 
dern Scheitelkreis. 
Scheitellinie, Verticallinie, loth- 
rechte Linie; Linea verticalis; Ligne 
verticale; Ligne à plomb. Die durch 
Zenith und Nadir gehende Gerade, welche 
also die Are des Horizonts abgibt 
und mit der betreffenden Horizontalebene 
rechte Winkel macht. Da die Richtung 
rer Schwere, wie die Erfahrung lehrt, 
an jedem Erdorte auf der Oberfläche 
stillstehenden Wassers, d. h. auf der Ho 
rizontalebene ebenfalls lothrecht steht, so 
ist diese Richtung mit der der Scheitel- 
* Es ist jwar dort nur der Meridian, 
als sliso einer von ihnen, namentlich 
angeführt, welches sonach auch hinreichen 
würde; indeß bitte ich, hinter diesem 
Worte „sammt den übrigen Schei 
tel kreisen« hinzuzufügen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.