Schiefe der Ekliptik.
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filmi, dem heutigen Marseille, im
3ten Jahrhunderte vor Christus wirksam
gewesenen Astronomen, deren Strabo
im zweiten Buche der Geogr. erwähnt.
Cs wird dort angeführt, „Pytheas habe
am Tage der Sommersonnenwende, eben
zu Massilien, das Verhältniß der
Höhe seines Gnomons zur Länge des von
demselben geworfenen Schattens (vgl.
d.A.) genau" so groß als zu Byzanz
(Constantinopel) gefunden, allwo am
längsten Tage das Verhältniß jener Höhe
zu dieser Länge — 120 : 41 Vs — 600
: 209 sey. Daraus folgt, nach dem im
citirten Artikel dargestellten Principe, die
Tangente der Sonnenhöhe —
<> 00 / 2 o 9 — 2,87086, welcher ein Winkel
von 70° 47' 41"
entspricht; und dieß war
also die damalige schein
bare Sonnenhöhe zu Mar
seille am längsten Tage.
Vermindert man dieselbe (I.
c.) wegen Refraktion und
Parallare um 17", und we
gen des Halbmessers der
Sonne um 15' 49" , also
zusammen um .... „ 16' 6",
so bleiben für die wahre
Höhe des Sonnenmittel-
puñetes 70° 31' 35",
wovon die Aequatorö-
höhe"" von Marseille
mit 46° 42' 12"
abgezogen, für die „dama
lige" Schiefe . . . 23° 49' 23"
läßt. Gassend i, der uns mehrfach be
kannt gewordene Französische Astronom
deö 17ten Jahrhunderts, hat („De pro-
portionc gnomonis ad unibram Solsti-
tialenr 4 in Opp. IV.) diese Betrachtung
des Pytheas einer ausführlichen Berech
nung unterzogen, woraus das Obige
entnommen ist.
Ptolemäus in seinem Almagest
dagegen behält im Allgemeinen die dieß-
fallsige Bestimmung des C r a t o st h e n e S
(s. d. Art. Erde, S. 353) bei, wonach
der gegenseitige Abstand der beiden Wen
dekreise, d. h. also das Doppelte der
„Schiefe," "/83 des Meridians —
47°42' 39" ", und mithin die „Sch iesc"
selbst ^ 47 °- 4 j-- 3 -- —^ 23° 51' 20"
betrug.
Neuere Beobachtungen geben dieselbe
nach der Ordnung ihres Alters überein
stimmend "" kleiner""":
Jahre: Beobachter: Schiefe:
v. Chr. 360 Pytheas 23°49'23"
250 Eratosthenes 23 51 20
n.Chr.1540 Copernikus 23 28 8
1800(1.Jan.) Delambre 23 27 57
1830 (s. oben) Littrow 23 27 28.
Der Grund dieser noch bis jetzt
fortdauernden Abnahme der Schiefe
muß aber in einer, schon in den Art.
Knoten, S. 920, und Perturba
ti o n e n angedeuteten, perturbirenden Ge-
sammtwirkung der übrigen Plane-
t e n """" auf den M i t p l a n e t r n Erde
* Dieß würde demnach eine vollkommene
Gleichheit der geogr. Breite beider
Städte voraussehen; ich finde aber die
nördliche Breite von Marseille —
43" 17' 50",
und von Cvnstantinopel 41° 1'
also einen Unterschied von 2° 16' 50".
Strabv'ö Angabe ist also in sofern nicht
genau; und die obige Nechnung bezieht
sich wirklich nur auf PytheaS unmit
telbare Messung zu Marseille.
** Die obige (nördliche) Breite von Mar.
seilte 43° 17' 50"
läßt für die „AeguatvrS<
höhe« in der That da»
Svmplement . . . 46° 40- j•>.-
Summe . 90° » 2".
« "/gz . 360° — beiläufig 472/3°.
genauer = den obigen 47° 42'39".
"* Wenigstens dürfen Abweichungen hier
von nur auf BevbachtungSfehler gescho
ben werden.
*•* Da diese „A bnahme der Sch lese,"
wie wir gleich naher sehe» werde», von
einer mehreren Annäherung der Ebene
des AcqnatorS an die Ebene der
Ekliptik herrührt, so mußte sie sich
bei der Beobachtung auö den verminder
te» Solstitialhöhen der Sonne
ergeben: die i» der letzteren Ebene ste
hende Sonne entfernte sich, jener Annä
herung gemäß, iminer weniger weit
nördlich und südlich vom Aeguatvr.
*>.<>»* -.ch bevvrworte gleich, daß tiefe pla
ne l a r i s ch e „Säcular«-Pcrkiirb>uivn de»